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Mit dem „Theepot“ auf Törn

Toni und Doris von Häfen genießen die Tage an Bord ihres Plattbodenschiffs Theepot. Im Emder Hafen spielte auch das Wetter mit.

Toni und Doris von Häfen genießen die Tage an Bord ihres Plattbodenschiffs „Theepot“. Im Emder Hafen spielte auch das Wetter mit.
Foto: Christian Kruse

Bremerhaven (am) Seit mehr als 20 Jahren sind Doris und Toni von Häfen (73 und 76 Jahre) mit ihrem Plattbodenschiff „Theepot“ von der Nord- bis zur Ostsee und auf den Kanälen in Deutschland und den Niederlanden unterwegs. Mehrere Monate im Jahr – vom Frühling bis zum Herbst – verbringen die beiden Bremerhavener auf dem neun Meter langen Wattenmeersegler und genießen die Natur. Zu zweit auf engstem Raum: Das stört die beiden „Seebären“ überhaupt nicht.

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Schon als junger Mann wollte Toni von Häfen Seemann und Kapitän werden. Er heuerte auf Bananendampfern und Küstenmotorschiffen an. Sein Ziel zur Marine zu gehen, musste er wegen seiner Sehschwäche über Bord werfen. So wurde er Berufssoldat bei der Luftwaffe. Aber die große Liebe zur Schifffahrt blieb. Da war es klar, dass für ihn als Ehefrau nur eine Gleichgesinnte in Frage kommen würde. „Ich glaube, ohne meinen Vater und sein Bunkerschiff hätte er mich gar nicht geheiratet“, scherzt Doris von Häfen, die in einer Schipperfamilie groß wurde und ihren Toni schon in der Schule kennengelernt hat. „Nach dem Krieg wurden Flüchtlinge in unsere Wohnung zwangseinquartiert“, erinnert sich Doris von Häfen, „meine Mutter und ich sind kurzerhand einfach auf das Bunkerschiff gezogen.“ Mit leuchtenden Augen erzählt Toni von Häfen heute, dass er damals mit seinem Schwiegervater gefahren sei und auf dem Boot gearbeitet habe. Gemeinsam haben die Eheleute dann im Laufe der Jahre zahlreiche Chartertörns und auch Sporttaucherreisen erlebt. 1981 nahmen sie an der ersten Fahrt der „Astarte“, einem fast originalgetreuen Finkenwerder Kutter, von Bremerhaven in die Niederlande teil. „Seitdem lieben wir Traditionssegelschiffe. Das Virus Seefahrt war immer vorhanden, aber das Besondere war jetzt das Faible zu den alten Schiffen“, sind sich die beiden einig. Toni von Häfen wurde Mitglied der Schiffergilde Bremerhaven und des Vereins Sail Training Association Germany, der jungen Menschen das traditionelle Segeln nahe bringen will. Er gehört zu den Initiatoren der „Sail Bremerhaven“ und zu den Schippertagen. Gemeinsam segelte das Ehepaar immer wieder auf dem Dreimaster „Alexander von Humboldt I“ mit.

Als Toni von Häfen 1994 pensioniert wurde, sollte der Traum vom eigenen Schiff endlich realisiert werden. Alle Arten von Schiffen waren bekannt. Aber die Plattbodenschiffe mit ihrem breiten Bug und dem dicken Bauch waren für die von Häfens Neuland. „Es war der einzige Typ, den wir noch nicht kannten“, erinnert sich Doris von Häfen. Nach einer Charter war es dann klar: So eines soll es werden. Nicht zu klein, nicht zu groß. Passend für lange Törns und händelbar von zwei Personen musste es sein. Zweieinhalb Jahre suchten sie nach dem richtigen Schiff mit einer Länge von rund neun Metern, bis sie vor 20 Jahren die „Anita“ fanden – eine „Lemster Aak“ mit stählernem Rumpf, klappbarem Holzmast und einer heimeligen Kajüte.

Wattenmeersegler „Theepot“

Theepot

Der Wattenmeersegler, der heute „Theepot“ heißt, ist in Boomsma / Sneek (Prov. Friesland in den Niederlanden) 1959 vom Stapel gelaufen. Liebevoll und mit Gefühl für Details wurde er von Toni und Doris von Häfen hergerichtet. Für die ersten zehn Jahre bezogen sie in Balk am Slotermeer einen festen Liegeplatz. „Zum Schluss kannten wir jede Kuh und jeden Grashalm“, lacht Doris von Häfen. Deshalb ging es auf Langzeittörns in die Ost- und Nordsee und ins Ijsselmeer. Sie schipperten nach Dänemark, Polen und mit gelegtem Mast über die Binnenwasserstraßen – bis nach Berlin und sogar in die Bodden. Der „Theepot“ macht es möglich, Kielschiffe müssen hier passen. „Aber dafür können wir nicht Hochsee fahren“, erklärt Toni von Häfen den Nachteil der Plattbodenschiffe.

Das ruhige Leben mit der Natur und auf dem Wasser sei einfach wunderbar, schwärmt das Ehepaar von Häfen. Und es sei eine große Freiheit, die sie genießen dürfen: „Wir planen überhaupt nicht und fahren spontan los“. Auf der Ostsee reicht ihnen ein Blick aufs Wetter, in der Nordsee müssen sie sich nach den Gezeiten richten. „Dann ist der Tidekalender unsere Bibel“, so Toni von Häfen. Ihm ist es sehr wichtig zu betonen, dass es zwar in den Niederlanden viele Kanäle gebe, aber auch die Wasserstraßen in Deutschland wunderbar seien – die kenne bloß kaum jemand. „Überall in Europa sind die Deutschen unterwegs, bloß im eigenen Land nicht“, bedauert er.

„Es geht nur gemeinsam“

An Bord sind die Aufgaben verteilt: Ehefrau Doris hat ihren Platz auf dem Vorschiff, denn sie segelt. Ehemann Toni fährt und navigiert. Sie kocht, er spült. „Unsere Freunde wundern sich immer, dass wir es so lange auf kleinstem Raum miteinander aushalten“, sagt Doris von Häfen und lächelt. Aber das sei nun gar kein Problem für so ein eingespieltes Team. „Es geht nur gemeinsam“, betont Toni von Häfen, „sowas kann man nur in der Partnerschaft machen. Anders geht es nicht!“

Von der Freiheit und der Schifffahrt können auch ihre Enkelkinder erzählen. Während ihre Eltern beruflich in der ganzen Welt unterwegs sind, lassen sie es sich nicht nehmen, von überall anzureisen und eine Woche im Jahr alleine mit Oma und Opa auf Tour zu gehen. Dafür hat sich einer der abenteuerlustigen Enkel mit acht Jahren von China aus (natürlich mit Erlaubnis der Erwachsenen) auf den Weg nach Bremerhaven gemacht.

Insgesamt ist das Ehepaar mit dem „Theepot“ bis heute mehr als 21.600 Meilen gefahren – also einmal um die Welt. Aber wer es ihnen nachmachen möchte, muss wirklich viel Liebe dafür aufbringen. „Es ist ein zeitaufwendiges Ganzjahreshobby und nach dem Vergnügen auf dem Wasser geht im Herbst die Arbeit in der Halle los“, sagt Doris von Häfen.

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