Landkreis Oldenburg

Sascha Akkermann favorisiert Holzrecycling

Der Oldenburger Sascha Akkermann war der jüngste Tischlermeister Niederbayerns. Allerdings eher unfreiwillig. Heute kreiert er Möbel auf seinem Hof in Wüsting.

Sascha Akkermann in seiner Werkstatt in Wüsting.
Foto: Katrin Zempel-Bley

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Wüsting / zb – Der Oldenburger Sascha Akkermann war der jüngste Tischlermeister Niederbayerns. Allerdings eher unfreiwillig. Alles begann in der einstigen Brandt Werft in Oldenburg. Dort wurde er zum Holzmechaniker ausgebildet. Heute kreiert er Möbel.

„Nach der Realschule wusste ich nicht genau, welches Handwerk ich erlernen sollte“, erzählt er. „Klar war nur, dass ich Handwerker werde.“ Von seinem Vater, der im Elektrobereich tätig war, hat Sascha Akkermann schon als Junge eine Menge gelernt. „Ich habe mir viel bei ihm abgeguckt und er hat mir eine Menge erklärt.“ Er entschied sich schließlich für ein Berufsgrundbildungsjahr und entdeckte dort das Holz für sich. Als ihm ein Meister der Brandt Werft eine Lehrstelle als Holzmechaniker anbot, griff er zu.

Nach der Lehre wurde er übernommen. „Doch schon ein halbes Jahr später war die Werft pleite und ich arbeitslos“, erinnert sich der 41-Jährige. „Weil ich auf jeden Fall meinen Meister machen wollte, nutzte ich die Gelegenheit und suchte nach einem freien Platz in einer Meisterschule. In Niederbayern wurde ich fündig. Mein Vater unterstützte mein Vorhaben sowohl ideell als auch finanziell und so konnte ich die einjährige Meisterausbildung starten.“ Mit 21 Jahren war Sascha Akkermann der jüngste Tischlermeister Niederbayerns.

Danach zog es ihn in die Schweiz, wo er im Innenausbau von Flugzeugen tätig war. Doch das war es nicht. Sascha Akkermann hatte eine andere Leidenschaft – den Möbelbau. Er ging nach München, machte sich zusammen mit einer Kollegin selbstständig und entwickelte eine Liege aus Holz, die sich aufrollen lässt und bis heute sehr gut nachgefragt wird. Dafür erhielt er den Bayerischen Staatspreis für Nachwuchsdesigner. Der wiederum war mit einer Ausstellung im Neuen Museum in Nürnberg verbunden.

Das war der Beginn seines neuen Lebens, in dem er seine vielen Ideen realisierte und unkonventionelle Möbelstücke baute. Ob Tische oder Stühle, Schränke oder Sofas, seiner Kreativität waren keine Grenzen gesetzt. Die mit dem German Design Award prämierte Zusammenarbeit mit seiner Kollegin Flo Florian mit dem Label „Confused Direction“, der Bau des Hausbootes „Silberfisch“, die Liege zum Zusammenrollen oder das Tipi „Mikasi“ kennzeichneten seinen Durchbruch. Sein Name wurde bekannt in der Branche.

Gleichwohl musste der Möbeldesigner lernen, seine Produkte zu verkaufen. Er bekam Kontakte in die Möbelindustrie, musste jedoch erfahren, wie schwer es ist, sich als unerfahrener Designer gegen zahlreiche Konkurrenten und Möbelriesen zu behaupten. „Leider werden die guten Ideen nicht immer angemessen bezahlt“, kritisiert er. Dennoch hat ihn das nicht von seiner Leidenschaft abgebracht.

Vor drei Jahren ist der Oldenburger nicht nur in seine Heimatstadt sondern an seine Lehrstätte zurückgekehrt. Er eröffnete in der ehemaligen Brandt Werft seine Firma produktWerft. Vor wenigen Wochen hat er seinen Standort nach Wüsting in einen verwaisten Bauernhof verlegt. Dort, wo einst die Kühe standen, baut er seine Möbel und parallel renoviert er das Gebäude. Die Dachbalken entfernt er, ersetzt sie durch neue und die alten verarbeitet er zu Möbelstücken. „Das wird eine spezielle Serie“, kündigt er an.

Denn die Verarbeitung von Gebrauchtholz ist inzwischen seine Spezialität. So ist er ständig auf der Suche nach gebrauchtem Holz, das er auseinandernimmt, reinigt und aufbereitet, damit aus einem alten Schrank ein Sofa entstehen kann. Es kommt aber auch vor, dass ein moderner Schrank Türen aus altem Holz erhält. All das ist mit viel Handwerkskunst verbunden. Sascha Akkermann arbeitet dabei mit alten Werkzeugen, die in einer modernen Tischlerei nicht anzutreffen sind.

Die Holzliege, die sich zusammenrollen lässt.

Die Holzliege, die sich zusammenrollen lässt.
Foto: Müller Möbelwerkstätten

Ob Privatpersonen, Hotel- oder Firmenbesitzer, immer mehr Menschen entdecken diese Art des Recyclings und haben individuelle Vorstellungen von Möbeln, die der 41-Jährige realisieren soll. Umgekehrt setzt er seine Möbelidee um, die er ins Internet stellt und so schnell einen neuen Besitzer findet. „Der Clou ist die ökologisch hochwertige Produktion“, sagt er. „Eben kein Holz wegwerfen oder gar verbrennen, sondern wiederverwerten und sich an dem ganz eigenen Charakter, der Patina des neuen Stückes aus altem Holz erfreuen“, sagt er abschließend.

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