Region

Kinderschutz: Idylle auf dem Land oft trügerisch

Mareike van´t Zet vom Kinderschutz-Zentrum Oldenburg fordert mehr Hilfsangebote im Bereich Kinderschutz im ländlichen Bereich.

Mareike van´t Zet fordert mehr Hilfsangebote im Bereich Kinderschutz im ländlichen Bereich.
Foto: Katrin Zempel-Bley

Oldenburg (zb) Was hat es auf sich mit Kinderschutz im ländlichen Raum? Dieser Frage ist das Kinderschutzzentrum Oldenburg nachgegangen und stellt eine erhebliche Unterversorgung fest.

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Dass viele Betroffene aus ländlich strukturierten Gebieten direkt nach Oldenburg ins Kinderschutzzentrum des Diakonischen Werkes kommen, ist bekannt. Doch was geschieht mit jenen, die auch Hilfe brauchen, aber nicht nach Oldenburg kommen, weil sie sich nicht trauen, das Geld nicht haben oder das Zentrum nicht kennen?

„Tatsächlich reicht das Hilfeangebot für Kinder im ländlichen Bereich nicht aus“, sagt Mareike van´t Zet, Leiterin des Kinderschutzzentrums in Oldenburg. „Wir haben versuchsweise mehrfach mobile Beratung im Landkreis Oldenburg und Beratung in Schulen angeboten und hatten regen Zulauf.“

Der Bedarf im ländlichen Bereich sei groß. Allerdings würde er kaum thematisiert, stellt die Fachfrau fest. „Vielmehr geistert in unserer Gesellschaft das Bild von der ländlichen Idylle herum, die es jedoch nicht gibt. Kinder in ländlichen Bereichen sind von Probleme wie Gewalt, sexueller Nötigung oder Missbrauch genauso betroffen wie in einer Großstadt wie Oldenburg“, weiß sie aus Erfahrung. Auf den Dörfern sei die Angst jedoch erheblich größer, dass die Nachbarschaft davon erfahre und Betroffene stigmatisiert würden.

Mareike van´t Zet und ihre Kollegen haben während einer zweitägigen Fachtagung in Oldenburg Mitarbeiter von Jugendämtern und Beratungsstellen sowie Schulsozialarbeiter für das Thema sensibilisiert. Auch Vertreter des niedersächsischen Sozialministeriums waren zugegen und zeigten sich offen für die Thematik. Rein rechtlich, so wurde festgestellt, ist für alles gesorgt. Kinder haben Anspruch auf Schutz, allerdings fehlen die Anlaufstellen im ländlichen Bereich.

Die, so sagen die Experten, müssen anonym sein. Das heißt, an einem Ort, den viele Menschen ansteuern und Besucher nicht gleich zugeordnet werden können. Denn die Angst, entdeckt zu werden, ist weit verbreitet. „Wir hoffen, dass diese Problematik auf die Tagesordnung von Räten kommt“, sagt Mareike van´t Zet weiter. Nur wenn sie offen erörtert wird, können wir den Notstand beheben. Ansonsten bleibt der Geheimhaltungsdruck in kleinen sozialen Gemeinschaften groß.

Deshalb benötigen Menschen auf dem Land Vermittler, die Hilfsmöglichkeiten bezüglich des Kinderschutzes aufzeigen, Brücken zum Angebot bauen oder organisieren, dass die Hilfe zu den bedürftigen Menschen kommt. Deshalb sind vor Ort Vermittler notwendig, denen sie vertrauen, sagt sie abschließend.

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