Rastede kauft Palais
Rastede (am/pm) Die Gemeinde Rastede hat das historische Palais mit Garten und den Torhäuser für 3,1 Millionen Euro gekauft – auf Raten. Ab dem 1. Januar gehört das kulturhistorische Ensemble dem Residenzort. Rastede war bisher Pächterin der Gebäude und des Palais-Gartens.
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Die Gemeinde Rastede hatte den 2019 auslaufenden Pachtvertrag für das Palais und den Palaisgarten zum Anlass genommen, frühzeitig mit dem Herzog Christian von Oldenburg zu sprechen, um neben einer Fortsetzung des Pachtverhältnisses auch den möglichen Ankauf ins Gespräch zu bringen. „Das Haus Oldenburg hat sich in Anerkennung der großen kulturhistorischen Vergangenheit des Palais-Areals sehr kooperativ gezeigt“, betont Bürgermeister Dieter von Essen. Für den Erwerb des Palais-Ensembles zahlt die Gemeinde Rastede 20 Jahresraten von jeweils rund 155.000 Euro. Vor dem Hintergrund der aktuell recht engen Haushaltssituation sei dieses sicherlich kein geringer Betrag, so die Gemeinde, jedoch im Hinblick auf die sich daraus ergebene historische Chance für die Gemeinde eine von der Kommunalpolitik einvernehmlich befürwortete Investition.
Palais und Palaisgarten
Das Palais Rastede steht in einer kleinen Parkanlage im Stil des englischen Landschaftsgartens gegenüber dem Schloss Rastede, der einstigen Sommerresidenz der Großherzöge von Oldenburg. Errichtet wurde es vermutlich nach 1788 durch den herzoglichen Reisemarschall von Schmettau.
Nach mehreren Besitzerwechseln erwarb Herzog Peter Friedrich Ludwig das Haus 1822 für seinen Sohn, den Erbprinzen Paul Friedrich August (1783 bis 1853). Auf der Westseite wurde das zunächst eingeschossige Gebäude mit einem Säulenportikus und Dreiecksgiebel versehen, während die Ostseite, die zum Schloss zeigt, durch einen zweigeschossigen Risalit, der ebenfalls von einem Dreiecksgiebel abgeschlossen wurde, beherrscht wird. Unter Nikolaus Friedrich Peter (1827 bis 1900) wurde das Palais einer umfangreichen Baumaßnahme unterzogen und erhielt das heutige Erscheinungsbild im Sinne des Historismus mit gründerzeitlichen Stilelementen. Unter Beibehaltung der ursprünglichen Bausubstanz wurde ein zweites Geschoss mit einem wuchtigen Mansardendach und mächtigen Gauben aufgesetzt. Durch den markanten, kuppelbekrönten Mittelvorsprung, die Fassadengliederung und auch die Gestaltung der Innenräume verdeutlichen den repräsentativen Anspruch des Hauses. Der Palais-Garten entstand durch die nach und nach aufgekauften umliegenden bäuerlichen Anwesen und entwickelte sich zu einem Park auf fünf Hektar Gesamtfläche.
Mit dem Ende der Monarchie im Jahr 1918 endet auch die Fortentwicklung der großherzoglichen Sommerresidenz. Nach und nach wurden Palais-Räume vermietet, dienten nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreichen Flüchtlingsfamilien als erste Unterkunft. Nachdem 1971 der erste Mietvertrag zwischen dem Haus Oldenburg und der Gemeinde Rastede zustande kam, pachtete in den 1980er Jahren die Gemeinde Rastede das Palais-Gebäude und den Palais-Garten langfristig, restauriert sie und macht sie der Öffentlichkeit zugänglich. Seit 1999 hat die Gemeinde das Palais-Ensemble dem Kunst- und Kulturkreis Rastede zur eigenverantwortlichen Verwaltung übertragen. Von ihm werden regelmäßig Kunst- und kulturhistorische Ausstellungen, Lesungen, Vorträge, Theater und Kammermusik organisiert. Im Nebengebäude des Palais ist das Gemeindearchiv untergebracht. Im „Goldenen Salon“ des Palais werden zu festgesetzten Terminen standesamtliche Trauungen durchgeführt.
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