Filmfest

Festival: Filmfest Oldenburg als Doppelpack

Filmfest-Chef Torsten Neumann (Mitte) mit seinem Team in den Filmfest-Shirts der vergangenen Jahre.

Filmfest-Chef Torsten Neumann (Mitte) mit seinem Team in den Filmfest-Shirts der vergangenen Jahre.
Foto: Volker Schulze

Oldenburg (vs) Das Internationale Filmfest Oldenburg bietet seinem Publikum zum Start am 16. September gleich zwei Premieren: Die aktuelle Situation erlaubt erstmals nur eine digitale Eröffnungsfeier als „Living Room Gala“ in einem Oldenburger Wohnzimmer. Die zweite Premiere erfreut sicherlich noch mehr Filmfestfreunde, denn alle Gäste sitzen pünktlich auf dem Sofa in ihren Wohnzimmern und der Eröffnungsfilm startet direkt – ohne lange Reden – vorab.

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Vom 16. bis 20. September geht die 27. Auflage des Internationalen Filmfest Oldenburg über die Bühne. Die ist in diesem Jahr allerdings zweigeteilt. Das Filmfest geht einmal online in den heimischen Wohnzimmern sowie real mit Publikum und Gästen in den Spielstätten Casablanca, Cine k und der Kulturetage an den Start. Alle beliebten Kinoräume wie Staatstheater oder Justizvollzugsanstalt (JVA) können der aktuellen Situation geschuldet nicht bespielt werden. In der JVA kommen lediglich die Inhaftierten in den Genuss, über das eigene „Gitternet TV“ ausgewählte Filme in ihren Hafträumen sehen zu sehen.

Diese doppelte Version des Filmfestes bedeute für Torsten Neumann und sein Team noch mehr Arbeit als sonst, wie der Filmfest-Chef beim Einblick in den aktuellen Stand der Vorbereitungen erzählte. „Wenn das Festival stattfindet, wollen wir auch unbedingt ins Kino“, so Torsten Neumann zu den Überlegungen, wie sein „Baby“ am Leben erhalten bleiben kann. Mehr Weltpremieren und Debüt-Filme als sonst stehen bereits auf dem Programm, dass rund 40 Filme enthalten wird. Aufgrund der Mehrkosten wird der Eintrittspreis leicht erhöht. Freuen konnte sich Torsten Neumann über eine Corona bedingte Zusatzförderung von „nordmedia“, die ihren Anteil um 30 Prozent des Fördergeldes erhöhte.

„Pantaflix“ als Streaming-Dienst der Online-Version vom Filmfest

Der Streaming-Dienst „Pantaflix“ sorgt dafür, dass die Filme online gezeigt werden. Hat es also ein Ende mit der medienwirksamen und bei der Bevölkerung sowie den Sponsoren nicht unkritischen Diskussion um den amerikanischen Pornokanal. Für jeden Film kaufen sich die Gäste ein Ticket, der wie in den Kinos auch zu einer bestimmten Zeit gezeigt wird. Pünktliches Einloggen mit dem erhaltenen Passwort ist auch hier gefordert, wie Torsten Neumann erwähnt. Jeder Film wird online und im Kino gezeigt. Beim Streaming soll es eine Moderation geben. Gebastelt wird derzeit noch an der Möglichkeit, dass beliebte „Q and A“, also die Frage-Antwort-Runde mit den anwesenden Gästen, zu ermöglichen. Auch über eine Applaus-Funktion für das Publikum daheim wird nachgedacht, um den Filmemachern eine Rückmeldung geben zu können, die sonst nur im Kinosaal möglich ist.

Die Katze „Lilly“ aus Downtown Los Angeles ziert die Plakate, die für das Internationale Filmfest Oldenburg werben, das vom 16. bis 20. September virtuell und real stattfindet.

Die Katze „Lilly“ aus Downtown Los Angeles ziert die Plakate, die für das Internationale Filmfest Oldenburg werben, das vom 16. bis 20. September virtuell und real stattfindet.
Foto: Volker Schulze

Für die Online-Filme, wie auch in den Kinosälen, gibt es nur eine begrenzte Anzahl von Karten. Der Vorverkauf startet am 7. September in den Redaktionsräumen des Chapeau Magazins im Herbartgang 19 sowie im Famila Center Wechloy, als neuen Partner, das auch mit weiteren Aktionen für das Filmfest wirbt und die Filmfest-Freunde aktiv miteinbezieht. Für den Eröffnungsfilm beginnt der Vorverkauf am 1. September.

Retrospektive für Regisseur William Friedkin

Der US-Regisseur William Friedkin (links, im Gespräch mit Gene Hackman) bekommt die diesjährige Retrospektive. Filme wie „The Exorcist“, „French Connection“ und „Live and let Die in L.A.“ gehören zu seinen Werken.

Der US-Regisseur William Friedkin (links, im Gespräch mit Gene Hackman) bekommt die diesjährige Retrospektive. Filme wie „The Exorcist“, „French Connection“ und „Live and let Die in L.A.“ gehören zu seinen Werken.
Foto: Twentieth Century Fox, Quelle: Filmbild Fundus

William Friedkin, der am 29. August seinen 85. Geburtstag feiert, ehrt das Internationale Filmfest Oldenburg in diesem Jahr mit seiner Retrospektive. Der US-Regisseur hat Klassiker wie „Der Exorzist“, „The French Connection“ („Brennpunkt Brooklyn“) sowie „To Live and Die in L.A.“ („Leben und Sterben in L.A.“) gedreht. In Oldenburg gibt es die Deutschlandpremiere des Friedkin-Portraits „Leap of Faith: William Friedkin on The Exorcist“ von Alexandre O. Phillippes. William Friedkin selbst wird in Form eines Gesprächs live nach Oldenburg zugeschaltet. Insgesamt zeigt das Filmfest sechs seiner Filme. Alle davon ausschließlich im Kino. „Das verstehen wir auch als Statement zum Kino“, so Torsten Neumann.

Publikums-Preis und Seymour Cassel Award

Zu jedem Filmfest gehören Preise, das hat auch in Oldenburg Tradition. In diesem besonderen Jahr wählt das Oldenburger Publikum wieder seinen Lieblingsfilm, den Seymour Cassel Award für die beste Darstellerin und den besten Darsteller sowie den Kurzfilm-Preis vergibt eine Jury. Ob der Stern beim „OLB Walk of Fame“ verliehen wird, ist noch unklar und wird nach Gesprächen mit dem Hauptsponsor nur vergeben, wenn eine würdige Person dafür gefunden und nach Oldenburg geholt werden kann. Die beliebte OLB-Preview als Appetithäppchen auf das Festival fällt aus, so wie es nach jetzigem Stand auch die traditionelle Tribute nicht geben wird.

Wohnzimmer der Welt als Kulisse für Filmfest-Trailer

Entstanden ist der diesjährige Festivaltrailer als Gemeinschaftsproduktion von Filmfest-Fans aus Oldenburg und der ganzen Welt. „Das Filmfest hat aufgerufen, Filme einzureichen, in denen man seinen Weg auf die heimische Couch zeigen sollte, um die #stayathome Situation emotional zu bebildern. Der Trailer ist wie vieles andere in dieser Ausgabe des Festivals ganz darauf ausgerichtet, Emotionen und Empathie in diese neue Situation mitzunehmen. Die digitale Variante des Festivals soll uns daran erinnern, dass Kultur immer mit Menschen und Emotionalität zu tun haben muss.“, so das Filmfest. Auch wenn der Trailer bewirken könnte, die Leute sollen zuhause bleiben und dort Filme schauen, sagt Cineast Torsten Neumann eindringlich: „Wir müssen ins Kino gehen und uns mit Menschen treffen und austauschen“. „Kino braucht den großen Raum, die große Leinwand und das gemeinsame Erlebnis. Auch wenn in diesem Jahr alle gezwungen sind, Distanz zum neuen, zentralen Bezugspunkt menschlichen Miteinanders zu erklären, will das Festival auch in seiner digitalen Umsetzung diese Distanz überwinden. Der Trailer erzählt genau diese Geschichte und zeugt von der Kraft, die Zuschauer, Fans und Freunde des Festivals entfacht haben.“, so das Filmfest-Team weiter.

Informationen, Programm und Hinweise zum Kartenverkauf gibt es unter www.filmfest-oldenburg.de.

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6 Kommentare

  1. W. Lorenzen-Pranger
    5. September 2020 um 12.18 — Antworten

    Besteht das „Filmfest-Team“ neben Neumann eigentlich nur aus minderjährigen Praktikanten, vor allem wohl Praktikantinnen, wie es das Foto suggeriert?

    • Markus
      6. September 2020 um 14.24 — Antworten

      Hauptsache billig – und vielleicht auch willig?

  2. Marlon Müller
    8. September 2020 um 18.19 — Antworten

    Vor allem besteht das Team aus Neumann selbst. Die Praktikantinnen sind sicherlich alle volljährig, werden allerdings traditionell miserabelst bezahlt und müssen dafür bis zu 20 Stunden am Tag nonstop durcharbeiten. Man frage mal bei denen nach, die dabei waren. Ich bin immer wieder erstaunt, daß die Stadt Oldenburg das goutiert und mit einem üppigen Zuschuss unterstützt. Auch den Medien, die bei anderen Branchen stets sehr genau hinsehen, scheint das keine Probleme zu bereiten.

    • W. Lorenzen-Pranger
      9. September 2020 um 9.23 — Antworten

      >Auch den Medien, die bei anderen Branchen stets sehr genau hinsehen, scheint das keine Probleme zu bereiten.<

      Nun ja, was die ortsansässige Tageszeitung angeht, da ist jeder Kommentar inzwischen überflüssig. Denen steht nicht umsonst das Wasser bis zum Hals, so daß sie schon mit kleinen Tricks jedenfalls noch ein paar Klicks generieren müssen. Journalismus sieht anders aus – und irgendeine Kompetenz, besonders was den Bereich Kultur und Umfeld angeht, sehe ich, und leider nicht nur da, ganz sicher nirgends.

  3. Marlon Müller
    16. September 2020 um 15.09 — Antworten

    Hier in diesem Online-Magazin habe ich dazu bisher auch nichts gelesen.

    • W. Lorenzen-Pranger
      16. September 2020 um 23.40 — Antworten

      Dies Magazin wird, so weit ich weiß, von zwei Personen sozusagen nebenbei betrieben. Manchmal kommt Volker Schulze dazu. Hauptsächlich reicht man hier, in dankenswerter Weise, Agenturmeldungen eins zu eins durch – also ohne sie redaktionell nochmal zu interpretieren. Ich sehe darin den Vorteil, daß keiner etwas inhaltlich verfälschen WILL… 😉

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