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Warten auf Medizinstudienplatz hat sich gelohnt

Medizinstudent Johannes Grone und die Fachkrankenschwester Maike Neelen bereiten den Platz für einen Intensivpatienten im Klinikum Oldenburg vor.

Johannes Grone und die Fachkrankenschwester Maike Neelen bereiten den Platz für einen Intensivpatienten vor.
Foto: Katrin Zempel-Bley

Oldenburg (zb) Unbedingt Medizin studieren zu wollen und kein entsprechendes Abi-Zeugnis zu haben, das kennen viele junge Leute in Deutschland. Motivation, Herzblut und Kommunikationsfähigkeiten spielen bei den meisten Universitäten bislang noch keine Rolle. Es sind die Zeugnisnoten, die über die berufliche Zukunft von jungen Menschen entscheiden. Es sei denn, sie gehen Umwege wie Johannes Grone aus Göttingen, der trotz eines nicht ausreichenden Notendurchschnitts bewiesen hat, dass er für den Arztberuf durchaus geeignet ist.

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Johannes Grone wollte nach seinem Abitur unbedingt Medizin studieren. Doch mit einem Notendurchschnitt von 2,6 war das unmöglich. Der Göttinger bewarb sich trotzdem, kassierte Absagen und ließ sich in der Zwischenzeit zum Rettungsassistenten ausbilden. 2012 erreichte ihn vollkommen unverhofft ein Anruf von der Universität Oldenburg, wo er sich ebenfalls um einen Medizinstudienplatz beworben hatte. Hier war noch ein einziger Platz unbesetzt.

Sofort machte er sich auf den Weg zu seinem Vorstellungsgespräch und wurde genommen. Er bekam den letzten freien Studienplatz des ersten Medizin-Jahrgangs und gehörte stets zu den Besten. Allein fünf Mal erhielt er aufgrund seiner hervorragenden Studienleistungen ein Deutschlandstipendium. Bei seinen bisherigen Abschlussprüfungen für das erste Staatsexamen zeigte er ebenfalls überdurchschnittliche Leistungen. Zurzeit läuft sein praktisches Jahr. Im Herbst macht er die letzten Prüfungen und die will er ebenfalls mit guten Leistungen bestehen, „um zu zeigen, wie falsch es ist, Menschen allein nach ihren Zeugnisnoten in der Schule zu beurteilen“, sagt der 28-Jährige, der hofft, dass die Zulassungsbedingungen sich schnell ändern.

Der angehende Mediziner ist im Nachhinein froh, seinen Studienplatz an der Universität Oldenburg bekommen zu haben. Die enge Verzahnung von Theorie und Praxis hält er für sehr gut. Das Gelernte in den vielen praktischen Phasen bei niedergelassen Ärzten oder in Krankenhäusern in der Region sofort anwenden und vertiefen zu können, hat ihm geholfen. „Zusätzlich habe ich von meiner Ausbildung profitiert“, erzählt er weiter. „Einen Praxisschock habe ich natürlich nicht erlebt. Wenn man auf dem Rettungswagen fährt, dann sieht und erlebt man schon eine Menge. Dazu gehört eben auch der Umgang mit Menschen und ein Verständnis für ihre Situation.“

Johannes Grone hatte in den vergangenen fünf Jahren keinen Tag Zweifel an seiner Berufswahl. Im Rahmen seines praktischen Jahres lernt er jetzt in drei verschiedenen medizinischen Bereichen. Zurzeit ist er in der Anästhesie im Klinikum Oldenburg. „Das ist mein Wahlfach. Ich möchte Anästhesist werden“, erzählt er. Danach wechselt er in andere Krankenhäuser in die Chirurgie und die innere Abteilung, das sind Pflichtfächer. Während dieses Ausbildungsabschnittes hat er einmal pro Woche Theorieunterricht und ihm stehen zwei Mentoren zur Seite.

„Die ersten Wochen auf der Anästhesie im Klinikum Oldenburg haben mich in meiner Entscheidung, diese Fachrichtung zu wählen, bestärkt“, erzählt er. Anfangs hat er den Kolleginnen und Kollegen zugesehen. „Die erklären mir zum Glück sehr viel. Darauf bin ich ja angewiesen“, sagt er. „Inzwischen darf ich schon einfache Sachen unter Aufsicht machen. Das ist natürlich gut für mich.“ Inzwischen hat er auch erlebt, wie eng es mitunter werden kann, wenn Patienten eingeliefert werden, bei denen es um Leben und Tod geht. „Ich habe durchaus Situationen erlebt, in denen ich die Kolleginnen und Kollegen bewundert habe, weil sie ganz schnell richtige Entscheidungen getroffen haben. Das steht mir in den kommenden fünf Jahren als Assistenzarzt noch bevor.“

Gerne würde er nach dem praktischen Jahr als Assistenzarzt im Klinikum Oldenburg anfangen. „Ich kenne Prof. Dr. Andreas Weylandt, der die Klinik leitet und der an der European Medical School (EMS) in Oldenburg uns Studierenden mit ausbildet, sowie die Kolleginnen und Kollegen in der Klinik und das Arbeitsfeld. Alles gefällt mir, weil ich hier sehr viel lernen kann.“ Denn zur Anästhesiologie gehören noch die Intensivmedizin, die Schmerztherapie und die Notfallmedizin. Alles hält die Universitätsklinik vor, wovon der 28-Jährige profitiert. Denn der kann sich durchaus die Notfallmedizin für sich als Arbeitsfeld vorstellen.

Der Gedanke, die Medizinstudierenden in der Region zu halten, könnte also aufgehen. „Mich reizen große Städte nicht“, sagt Johannes Grone. „Oldenburg gefällt mir sehr. Ich habe hier die drei großen Krankenhäuser kennengelernt und verschiedene niedergelassene Ärzte und fühle mich rundum wohl. Wieso soll ich woanders hingehen, wenn ich hier schon eine Grundlage gelegt habe und die Klinikabläufe kenne“, sagt er und begibt sich nach seiner Pause wieder auf die Station, um nach den Patienten zu gucken.

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1 Kommentar

  1. W. Lorenzen-Pranger
    9. April 2018 um 23.00 — Antworten

    „… der Numerus Clausus“ ist die Regelung, nach der Studenten nur beschränkt zum Studium zugelassen werden…“

    Dieter Hildebrandt, Kabarettist

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