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Studie: 9-Euro-Ticket hat Verkehrswende nicht vorangebracht

9-Euro-Ticket, über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Das Bahn- und Busticket für 9 Euro wurde im vergangenen Jahr vor allem für Freizeittouren genutzt, zur Arbeit fuhren die Nutzer damit seltener. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochsausgaben) berichten.

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Das 9-Euro-Ticket hatte demnach „kaum Auswirkungen auf die Alltagsmobilität“, sagte ein Autor der Studie. Deshalb hält er es auch für fraglich, ob das 49-Euro-Ticket ab 1. Mai zum verbreiteten Umstieg auf Busse und Bahnen führen wird. Lange Wege über 30 Kilometer nahmen im vergangenen Sommer demnach zeitweise stärker zu als kürzere Wege. Die längeren Distanzen dienten vornehmlich Freizeitzwecken – die Leute fuhren am Wochenende aus der Stadt an den Strand und in die Mittelgebirge.

Kurze Wege könne man dagegen eher als Arbeitsmobilität einstufen. „Das 9-Euro-Ticket führte nicht dazu, dass in größerem Umfang Personen auf dem Weg zur Arbeit zum öffentlichen Personenverkehr wechselten“, so die Forscher. Ihr Fazit: „Ein erheblicher Anteil der Bevölkerung sieht den Öffentlichen Personennahverkehr aufgrund eines aus ihrer Sicht unzureichenden Angebots nicht als Alternative in ihrer Alltagsmobilität an.“ Aus Sicht des DIW hat das Folgen für das neue 49-Euro-Ticket.

So wird bezweifelt, dass diese Strategie die Verkehrswende voranbringt. Neben oft „mangelhafter Bus- und Bahnlinien“ und „schlechter Taktung“ seien 49 Euro zu teuer. Die Befragung im Rahmen der Studie habe ergeben, dass die Bürger durchschnittlich 29 Euro für einen akzeptablen Preis hielten.

Foto: 9-Euro-Ticket, über dts Nachrichtenagentur

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4 Kommentare

  1. W. Lorenzen-Pranger
    4. April 2023 um 13.51 — Antworten

    Kein Wunder. So eine Umstellung braucht ja auch viel mehr Zeit. Liebgewonnene und engeschliffene Gewohnheiten gibt man doch nicht für ein von vorneherein ohnehin zu kurz befristeten Angebot auf.

    • Markus
      7. April 2023 um 15.37 — Antworten

      Das hat mit Gewohnheit wenig zu tun – das Angebot ist schlicht und ergreifend nicht da. Wenn man mit dem ÖPNV mindestens das Vierfache an Zeit benötigt wie mit dem Auto oder sein Ziel gar nicht erreicht, dann ist es egal, wie teuer das Ticket ist. Wenn eine Familie, die im Norden Oldenburgs (Loyerberg) wohnt bisher zwei Autos hatte (ein Elternteil arbeitet in Huntlosen, eins in der Nähe von Varel) bisher zwei Autos hat, wie soll das per ÖPNV funktionieren? Zudem die Kinder ja auch noch zum KiGa bzw. zur Schule müssen.

      • W. Lorenzen-Pranger
        11. April 2023 um 21.10 — Antworten

        Es gibt immer Fälle, in denen so etwas nun mal nicht funktioniert. Für viele andere würde es gehen, sie nutzen das Angebot dennoch nicht.

        • Markus
          14. April 2023 um 11.53 — Antworten

          Das Ticket wurde gut und reichlich genutzt. Wer aber mit dem Auto 15min und per ÖPNV eine Stunde und mehr braucht, der überlegt sich das dreimal. Freizeit ist kostbar und täglich 1,5h weniger für die Familie zu haben ist nicht erstrebenswert.

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