Steinberg: Deutschland braucht Katar mehr als andersherum
Der Nahost-Experte Guido Steinberg sieht den zweiten Besuch des Emirs von Katar bei Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) innerhalb eines Jahres als wichtiges Signal.
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„Wenn das ein europäischer Regierungschef wäre oder ein Regierungschef eines Nato-Staates, wäre es nicht so aufsehenerregend. Aber für nahöstliche Herrscher ist eine solche Frequenz von Treffen sehr bemerkenswert“, sagte Steinberg dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. „Das zeigt, dass Deutschland und Katar sich beidseitig als wichtige Akteure betrachten.“ Katar sei aufgrund seiner großen Gasreserven energiepolitisch interessant für die Bundesregierung. Dazu kämen geopolitische Interessen.
Kritik etwa an der Menschenrechtslage in Katar in den Vordergrund zu stellen, sei bei dem Besuch des Emirs nicht sinnvoll. „Wir brauchen Katar und wir brauchen Katar mehr, als Katar uns braucht. Deswegen sollten wir nicht allzu kritisch mit ihnen umgehen“, sagte Steinberg, der bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) zum Mittleren Osten forscht.
Katar habe „gute Kontakte zu Akteuren, die recht wenige oder nur schlechte Kontakte in die westliche Welt haben“, sagte Steinberg. Dazu gehörten der Iran, die Hisbollah, die Hamas und die Taliban. Im Nahost-Konflikt erfülle Katar seine Rolle als Vermittler „derzeit positiv, fast sogar vorbildlich“. Zudem sei Katar auch mit Blick auf Abschiebungen nach Afghanistan ein interessanter Gesprächspartner.
Es gebe allerdings einen Punkt, den Katar dringend verändern müsse. „Katar ist in seiner Unterstützung für die Hamas viel zu weit gegangen und geht dabei immer noch viel zu weit“, sagte Steinberg. „Wenn sich der Pulverdampf etwas gelegt hat, wird der Druck der Nachbarn wachsen, dass Katar diese Förderung zurückfährt. Auch die USA werden sich nochmal genau ansehen, wie Katar da vorgeht. Man wird es Katar nicht mehr durchgehen lassen, die Hamas so wie in der Vergangenheit zu unterstützen.“
Scheich Tamim bin Hamad Al Thani wird am Dienstag in Berlin von Scholz empfangen.
dts Nachrichtenagentur
Foto: Olaf Scholz und Abdulla Ibrahim A.S. Al-Hamar (Archiv), via dts Nachrichtenagentur
1 Kommentar
Zur Zeit bin ich in Doha, ich bin viel unterwegs mit der Metro. Denn ich will ein Land aus anderer Perspektive erleben. Was euer Gerede über Menschenrechte betrifft, kann ich nur lächeln. Die Menschen die ich sehe sitzen während der Arbeit im Schatten und müssen nicht auf Hochdruck arbeiten. Die Frauen sind teilweise modern gekleidet und lieben ihr Handy. Sie fahren Metro und haben ihren eigen Bereich für Familien. Ich habe nirgendwo auch nur eine dumme Anmache noch eine Belästigung gesehen. Das System hier beschützt die Menschen hier. Es stehen immer Menschen an den Stationen die einen freundlich weiter helfen. Deutschland ist Kilometer weit weg von dem was dieses Land für die Menschen hier tut. Wir können von hier viel lernen. Und wenn dieses Land jemanden unterstützt, ist das die Sache von diesem Land. Unsere Regierung unterstützt auch Länder, für die ich mich schäme, ich glaube auch das viele Deutsche mit mir einer Meinung sind, das man Menschen keine Waffen in die Hand geben sollte, welche wahllos Kinder und Frauen und Zivilisten töten. Es ist laut der Medien alles in Ordnung was Israel macht, aber ich glaube nicht das da jemals Ruhe einkehrt. Denn alle Kinder die das gerade überleben werden irgendwann groß und wollen sich gegen diese Ungerechtigkeiten wehren. Und dieses scheiß Spiel beginnt von vorne.