Soziologe fordert vorgezogene Impfung der 30- bis 50-Jährigen
Kassel (dts Nachrichtenagentur) – Der Soziologe Heinz Bude spricht sich für ein Überdenken der Impfreihenfolge aus und hat dabei die mittleren Jahrgänge im Blick. „Das ist die Sandwich-Generation der 30- bis 50-Jährigen, die in den eigenen vier Wänden Homeschooling und Homeoffice betreiben und vielleicht auch noch einen pflegebedürftigen Angehörigen zu versorgen haben“, sagte Bude dem „Spiegel“.
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Die Gesellschaft solle diese Generation belohnen: „Warum nicht mit einer vorgezogenen Impfung? Das wäre eine schöne, eine überraschende Botschaft, die die Solidarität stärkt“, so Bude, der 1954 geboren wurde und einen Lehrstuhl für Makrosoziologie an der Universität Kassel innehat. „Warum sollte man nicht einmal jenen Leuten etwas geben, die seit Monaten eine Hauptlast dieser Krise tragen und sich dabei gut geschlagen haben?“ Ein Solidaritätsproblem mit Blick auf die weltweit ungleiche Verteilung des derzeit vorhandenen Impfstoffs sieht Bude nicht. „Es handelt sich hier nicht um ein Spiel des globalen Nordens gegen den globalen Süden.“ Sinnvoll sei es, „so viel Impfstoff wie möglich zu produzieren und so schnell wie möglich die schwer getroffenen US-Amerikaner und Europäer zu impfen. Solidarität bedeutet nicht, zuerst an die anderen zu denken, sondern sich wechselseitig unter die Arme zu greifen“, sagte Bude.
Und konkreter: „Der Impfstoff, der in Marburg hergestellt wird, muss auch den Menschen in Hessen oder in Deutschland zugutekommen. Es ist niemandem zu vermitteln, dass der erst mal woanders hinkommt.“ Neben der Virologin Melanie Brinkmann und dem Ökonomen Clemens Fuest ist Heinz Bude einer der bekanntesten Vorkämpfer der No-Covid-Initiative in Deutschland.
Foto: Heinz Bude, über dts Nachrichtenagentur
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