IW-Direktor vermisst langfristige Strategie gegen Corona
Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Ökonom Michael Hüther, Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), hat den Lockdown-Kurs der Bundesregierung gerügt. „Es mangelt der Bundesregierung an einer langfristigen Strategie. In den vergangenen sechs Monaten wurde es versäumt, digital aufzustocken und sich klare Konzepte zu überlegen“, sagte Hüther den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben).
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Unsicherheit sei „das größte Gift“, das die Wirtschaft haben könne. „Der Bundesregierung ist es nicht gelungen, diese Unsicherheit zu nehmen“, so Hüther. Niemand wisse, ob es im Dezember oder im Frühjahr weitere Lockdowns geben werde. Der IW-Chef drängt darauf, dass nicht noch mehr als derzeit geplant geschlossen wird. „Wenn die wirtschaftliche Erholung anhalten soll, dann ist es essentiell, dass die Grenzen und Schulen geöffnet bleiben“, sagte Hüther. Er rechnet damit, dass sich Konsumenten bei der Anschaffung langlebiger Güter zurückhalten werden. Eine mögliche Ausweitung der Mehrwertsteuersenkung hält er aber für falsch. „Steuersenkungen sind nicht nachhaltig und eine Konjunkturmaßnahme erzielt ihre Wirkung nur dann vollständig, wenn sie befristet ist“, sagte Hüther. Der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der arbeitnehmernahen Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien, zeigte sich dagegen mit dem bisherigen Kurs der Bundesregierung zufrieden. Mit Blick auf das Wachstum im dritten Quartal um 8,2 Prozentpunkte zum Vorquartal sagte Dullien den Funke-Zeitungen: „Das starke Wachstum zeigt, wie wirkungsvoll eine groß angelegte, schnell verabschiedete Konjunkturpolitik sein kann. Die Politik der Bundesregierung aus dem Frühjahr und Frühsommer hat entscheidend zu der Erholung im dritten Quartal beigetragen.“
Foto: Frau mit Schutzmaske in einer S-Bahn, über dts Nachrichtenagentur
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