Bevölkerungsschutzamt: Niemand hat unsere Risikoanalyse gelesen

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz kritisiert, dass seine Risikoanalyse zu einer Pandemie aus dem Jahr 2012 ignoriert worden sei. Der Bericht der Bundesregierung warnte vor einem Szenario, das der aktuellen Coronakrise sehr ähnelt. Obwohl er damals an alle Abgeordneten des Bundestages, an die Landesregierungen und die Ministerien ging, ist daraus nichts gefolgt.
Anzeige
„Leider wurde dieser Bericht wie so einige andere dieser jährlichen Risikoanalysen nicht in der wünschenswerten Tiefe diskutiert. Die letzten, sehr wichtigen Schritte im sogenannten Risikomanagementprozess fehlten in der Tat“, sagte der Präsident des Bundesamt für Bevölkerungsschutz Christoph Unger der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS). Er hätte sich gewünscht, das Innen- und Gesundheitsausschuss das Szenario gemeinsam diskutiert und Konsequenzen daraus gezogen hätten. Viele Fachbehörden hätten die Erkenntnisse zwar durchaus wahrgenommen, sagte Unger der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, „meist sind diese Risiken aber für die Politik zunächst weit weg und werden durch aktuelle Probleme nach hinten verdrängt“. Unger wies in der FAS auf das grundsätzliche Problem seiner Behörde hin, dass es in Zeiten ohne Krisen und Kriege wenig Verständnis für Katastrophenpläne gebe. So gebe es in Deutschland 17 Lager mit Sanitätsmaterial für den Kriegsfall. Damit lassen sich zwar Schusswunden und Verbrennungen behandeln, nicht aber Virus-Infektionen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz will diese Vorräte deshalb auch für Patienten mit biologischen sowie anderen Erkrankungen erweitern, wie Unger in der FAS ankündigte. Die aktuelle Lage zeige, „dass die Vorhaltung von bestimmten Ressourcen sinnvoll ist, auch wenn sie Steuergeld kostet“, sagte Unger. Damit seine Berichte das nächste Mal nicht wieder versanden, wünscht sich Unger laut FAS in Zukunft ein „Verfahren zum Monitoring oder Controlling der Ergebnisse“. Die Drucksache „17/12051“ umfasst zwei Risikoanalysen zu einem Hochwasser und einer Pandemie. Unter Federführung des Robert Koch-Instituts haben Experten im Auftrag des Innenministerium durchgespielt, was in Deutschland passieren würde, wenn sich eine Seuche ausbreitet. Der Erreger heißt hier „Modi-Sars“ und ist angelehnt an das alte Sars-Virus. „Die Symptome sind Fieber und trockener Husten, die Mehrzahl der Patienten hat Atemnot, in Röntgenaufnahmen sieht man Veränderungen der Lunge“, heißt es in dem Bericht, über den schon mehrfach berichtet wurde. Die Folgen der Pandemie sind in diesem Szenario Engpässe bei medizinischer Ausrüstung, beim Personal und bei der Lebensmittelversorgung. Schließlich breche die medizinische Versorgung „bundesweit zusammen“.
Foto: Fast ausverkauftes Brot im Supermarkt, über dts Nachrichtenagentur
2 Kommentare
Das muss man doch verstehen. Ein Kassenbon fürs Brötchen ist schließlich wichtiger als der Schutz der gesamten Bevölkerung. Von was sollen sich diese Typen – wer wählt solche Geistes-Kretins eigentlich – die Diäten sonst erhöhen?
Man kann nur noch zynisch werden, oder?
Endlich schreibt mal eine Zeitung über diese Risikoanalyse. Ich wundere mich schon lange darüber, dass immer noch behauptet wird, dass man von den Risiken nichts gewusst habe.
Bleibt nur zu hoffen, dass der Kaskadeneffekt ausbleibt und es nicht noch tiefere Einschnitte in unser Leben geben wird, wie flächendeckende langandauernde Stromausfälle. Auch darüber gibt es eine Risikoanalyse.
Hoffentlich werden die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen, die offensichtlich die Risikoanalyse zum Thema SARS erhalten und ignoriert haben.