Ausladung als Gastprofessorin: US-Philosophin kritisiert Uni Köln

Die jüdische US-Philosophin Nancy Fraser hat ihre Ausladung als Gastprofessorin von der Universität zu Köln scharf kritisiert. Sie war für die Veranstaltungsreihe „Albertus-Magnus-Professur“ eingeladen worden, in der sie ein Seminar und zwei Vorlesungen halten sollte. Da sie den Boykott-Aufruf gegen Israel „Philosophy for Palestine“ unterzeichnet hatte, lud sie der Rektor der Universität zu Köln, Joybrato Mukherjee, wieder aus.
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Das Ganze sende auch ein sehr starkes Signal an Wissenschaftler in der ganzen Welt, sagte die 76-Jährige der „Frankfurter Rundschau“ (Dienstagsausgabe): „Wenn du es wagst, bestimmte Ansichten zu bestimmten politischen Themen zu äußern, wirst du hier nicht willkommen sein. Eine eiskalte Wirkung auf die politische Meinungsfreiheit.“
Gegenüber der Zeitung verwies Fraser darauf, dass die Entscheidung „ein bezeichnendes und ungeheuerliches Beispiel dafür ist, was viele Leute als einen viel breiteren Trend in Deutschland beschreiben würden. Die Verantwortlichen an deutschen Universitäten und Kunstinstitutionen und in der deutschen Bundesregierung, die so was abnicken, verstoßen eindeutig gegen akademische und offen gesagt auch verfassungsrechtlich verbriefte Normen politischer Freiheiten.“
Fraser sagte weiter: „Dieser Vorgang wird der deutschen Wissenschaft erheblichen Schaden zufügen.“
„Philosophy for Palestine“ steht unter anderem dafür in der Kritik, Israel eine Mitverantwortung für den Überfall der Hamas am 7. Oktober zu geben. Die Unterzeichner des offenen Briefs führen dafür die „Enteignung der Palästinenser“ seit der Staatsgründung Israels an. Der Brief fordert zum akademischen und kulturellen Boykott israelischer Institutionen auf.
dts Nachrichtenagentur
Foto: Studenten in einer Bibliothek (Archiv), via dts Nachrichtenagentur
2 Kommentare
Man merkt es ja schon länger, daß die Möglichkeiten zur Meinungsvielfalt in Deutschland stirbt.
Wie hellsichtig waren da viele – sogar ein gewisser „Brösel“ – „Wir trampeln durchs Getreide, wir trampeln durch die Saat. Hurra, wir verblöden – für uns bezahlt der Staat.“
Ein Volk der Dogmatiker und Ideologiegläubigen – je „konservativer“, um so schlimmer.
Nicht nur die Großkonzerne lagen und liegen immer noch im Tiefschlaf – auch große Teile der Politik, die auftreten wie die Clowns – nur bedauerlicherweise ohne deren Akrobatik und, leider auch, deren Intelligenz.
Zitat aus einer wunderbaren Clownsnummer gefällig? „Ich bin müde.“
Meinungsvielfalt ist aber nun mal der Motor der Kreativität – in jedem Lebensbereich.
Im Dezember 2010 erschien eine Fachzeitschrift zum Thema Kunst und Künstler, Kunstforum, mit dem Titel „Vom Ende der Demokratie“. Immerhin war es damals noch möglich, daß ein Konzeptkünstler mit der These, daß die USA, England und Israel die wahre „Achse des Übels“ seien. So etwas wurde damals noch ganz sachlich und, natürlich, kritisch diskutiert. Man stelle sich das heute vor. Der Künstler würde heute vermutlich gar nicht mehr zur Veröffentlichung zugelassen – und wenn doch – statt so etwas ernsthaft und differenziert zu behandeln – würde er von von Schmalspurjournalisten und geistig verarmten Möchtegern-Politikern als Anti-Semit niedergeschrien.
„Wagt weiter!
Ich sage der jungen Generation:
Wagt weiter und neu die Wege nach vorn,
und laßt euch nicht abspeisen mit
rückwärts gewandten Rezepten.
Was wir anstreben, ist eine Gesellschaft,
die frei ist von Furcht, mit Hoffnungen und
vernünftigen, angemessenen Chancen
für die junge Generation,
die auf uns blickt und uns folgen wird.“
Willy Brandt
Tja, der Aufmacher-Titel des Kunstforum damals hatte wohl recht, es geht seit damals immer offener dem Ende der Demokratie entgegen.
„Hurra, wir verblöden…“