Kultur

Wallkino soll wiederbelebt werden

Das Wallkino könnte als Auditoriums-Haus wiederbelebt werden.

Das Wallkino könnte als Auditoriums-Haus wiederbelebt werden.
Visualisierung: gruppeomp

Oldenburg(pm/cb) Die Stadt übernimmt wieder die Kontrolle über das verfallene Wallkino, um es wiederzubeleben. Am 21. September wird die Stadtverwaltung eine Potenzialanalyse im Ausschuss für Stadtplanung und Bauen vorstellen, die als Grundlage für die Wiederbelebung des denkmalgeschützten Gebäudes dienen könnte.

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Die Analyse der Rasteder Architektengesellschaft gruppeomp zeigt alternative Nutzungen auf, mit denen Erhalt, Umbau und Sanierung des Wallkinos – auch im Sinne des Denkmalschutzes – möglich wären. Eine zukunftsfähige Perspektive sehen die Fachleute demnach in einem so genannten Auditoriums-Haus, bei dem die beiden bestehenden Kinosäle zu multifunktionalen, mietbaren Auditorien für Bildung, Lehre, Kultur, Freizeit und Wirtschaft werden.

Baudezernentin will neuen Impuls geben

Baudezernentin Christine-Petra Schacht nimmt die Potenzialanalyse zum Anlass, um den Dialog mit Eigentümer Ulrich Marseille zur Nutzung des Hauses wiederaufzunehmen: „Wir wollen einen neuen Impuls geben“, beschreibt Schacht die Rolle der Stadt. Marseille, der das Wallkino 2006 geerbt und ein Jahr später den Pachtvertrag mit dem damaligen Kino-Betreiber gekündigt hatte, strebt ungeachtet der Tatsache, dass es sich bei der Immobilie um eines der prägenden historischen Baudenkmäler in der Oldenburger Innenstadt handelt, einen Abbruch an und will bisher lediglich die Fassade zum Heiligengeistwall erhalten. Diverse Gespräche zwischen Stadtverwaltung und Eigentümer waren ohne befriedigendes Ergebnis geblieben.

Konzept-Idee: Kinosäle als multifunktionale Auditorien zum Mieten

Die Potenzialanalyse soll nun den Anstoß für neue Überlegungen geben. Die Konzept-Idee „Auditoriums-Haus“ orientiert sich am „Forum Groningen“, das in Oldenburgs niederländischer Partnerstadt als Raum der Begegnung viele Nutzungsstrukturen vereint. Im Wallkino könnte eine Revitalisierung der vorhandenen Kino-Säle Bildung und Wirtschaft – ganz im Sinne der Innenstadt-Strategie – in die City bringen und für Frequenz sorgen. Als nutzbarer Raum für die Bildungseinrichtungen der Stadt Oldenburg, der Jade Hochschule Oldenburg, der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg oder der Berufsschulen könnte das Wallkino so zu einem Haus für Vorlesungen, Seminare, Austausche, Präsentationen und vieles mehr werden. Auch Nutzungen für die Wirtschaft, wie zum Beispiel das Pius Hospital oder das Evangelische Krankenhaus, seien hier denkbar, heißt es in der Potenzialanalyse. Zudem seien auch kommerzielle Veranstaltungen, beispielsweise Dia-Reisevorträge, kleinere Konzerte oder eine Filmvorführung, in diesem Auditoriums-Haus vorstellbar.

Zwei Varianten

Die Konzept-Idee beinhaltet zwei Varianten: In einer weitergehenden Planvariante „M“ könnte der oben gelegene große Saal durch eine freie Zone als Food-Market im Erdgeschoss ergänzt werden, so dass hier ein neuer öffentlicher Begegnungsraum für alle Bürgerinnen und Bürger entstehen würde. Die Kostenschätzungen für diese Variante schwanken zwischen 3,9 Millionen Euro (reine Bauwerkskosten) und 6,1 Millionen Euro (Bauwerkskosten plus vorbereitende Arbeiten, Außenanlagen und Baunebenkosten). In einer kleineren Variante „S“ entfällt die Anbindung und Öffnung zur Innenstadt, das Foyer öffnet sich lediglich wie im Bestand zum Heiligengeistwall. Der Großteil der Bausubstanz mit beiden Kinosälen bliebe erhalten. Die Kosten hierfür werden zwischen 2,6 und 4,1 Millionen Euro geschätzt.

Sanierung wirtschaftlich mit Fördermitteln

Aus Sicht der Stadtverwaltung ist eine Förderung aus dem Bereich des Denkmalschutzes grundsätzlich denkbar. Auch die Nutzung von Förderprogrammen für die energetische Sanierung käme in Betracht. Eine Sanierung des ehemaligen Wallkinos erscheine realistisch, wenn es gelänge, insgesamt etwa eine Million Euro an Fördermitteln zu generieren. Der Wirtschaftlichkeitsberechnung zufolge könnte das Objekt mit dieser Summe nach Sanierungsabschluss zu einer realistischen, marktüblichen Miete angeboten werden.

Die Erstellung der Potenzialanalyse wurde zu 75 Prozent durch Bundesmittel aus dem Programm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ gefördert.

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4 Kommentare

  1. Manfred Murdfield
    15. September 2023 um 19.24 — Antworten

    Als Oldenburger wäre ich ja eigentlich anderes gewohnt: als Vorbild z.B. das Humboldt Forum. Nun denn, nachdem der Vorschlag Forum Groningen 2.0 für das ehemalige Finanzamtsgelände am Pferdemarkt schon vor einigen Tagen gemacht wurde, kommt jetzt Forum Groningen 3.0 als Nutzungspotatial für das Wallkino. Omnipotenz sozusagen, alles dabei was nicht bei drei auf dem Baum ist. Tragfähige Finanzierung? Langweilig. War da nicht mal was mit dem „Schlaues Haus“ am Schlossplatz? Dem ersten Anschein nach auch ein geheimes Vorbild. Die Verantwortlichen sollten genau hinschauen. Und die Niederländer? Die bieten vielleicht noch anderes als Vorbild an: wie geht eine Fahrradstadt. Vielleicht übermorgen …

  2. Vision Groningen
    18. September 2023 um 11.25 — Antworten

    Jede*r nimmt sich von Vorbild Groningen, was ihr/ihm lieb ist. Groningen hat einen viel dicht besiedelteren Kern. Warum sollte der nicht auch hinter der Fassade des ehemaligen Wallkinos geschaffen werden?

  3. Norbert Müller
    18. September 2023 um 16.57 — Antworten

    Und was ist mit dem PFL? Ist das nicht ähnlich strukturiert. Aber gut. Es ist eine gute Idee. Allerdings würde ich mir am Standort an der 91 er Straße ein Forum wünschen. Und dies sollte den Pferdemarkt mit einschließlich.

  4. Malte
    19. September 2023 um 9.28 — Antworten

    „Die Stadt übernimmt wieder die Kontrolle über das verfallene Wallkino, um es wiederzubeleben.“

    Wo das denn? Der Rest Ihres Artikels weist lediglich aus, dass die Stadt für ihr Steuergeld ein Gutachten über ein Gebäude in Privateigentum erstellt – dessen Eigentümer seit Jahren den Dialog mit ihre ablehnt.

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