Wirtschaft

Kälte sorgte für mehr Arbeitslosigkeit

Dr. Thorsten Müller, Leiter der Agentur für Arbeit im Bezirk Oldenburg-Wilhelmshaven, stellte die neuesten Arbeitsmarktdaten vor.

Dr. Thorsten Müller, Leiter der Agentur für Arbeit im Bezirk Oldenburg-Wilhelmshaven, stellte die neuesten Arbeitsmarktdaten vor.
Foto: Katrin Zempel-Bley

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Oldenburg (zb) – Saisonbedingt ist die Arbeitslosenzahl im Januar im Bezirk der Agentur für Arbeit Oldenburg-Wilhelmshaven um 8,3 Prozent oder 2269 Personen gestiegen. Das gab Dr. Thorsten Müller, Leiter der Arbeitsagentur, heute bekannt. Somit waren 29.460 Frauen und Männer bei den Geschäftsstellen der Arbeitsagentur und den Jobcentern arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Arbeitslosen jedoch um 2,5 Prozent oder 770 Personen niedriger. Die Arbeitslosenquote betrug im Januar 7,4 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 7,7 Prozent.

Laut Müller führten mehrere Faktoren dazu, dass im Januar mehr Menschen als sonst ohne Arbeitsverhältnis waren. „Neben den Kündigungen aufgrund der kalten Witterung ist es vor allem das Auslaufen befristeter Arbeitsverhältnisse zum Jahresende sowie das Ausbildungsende in einigen dreieinhalbjährigen Berufsausbildungen.“ Müller erwartet für die nächsten Monate mehr Neueinstellungen, weil die Stellenmeldungen steigen.

Die Arbeitgeber der Region haben im Januar 1434 Stellen gemeldet. Vor allem im verarbeitenden Gewerbe, im Groß- und Einzelhandel, im Gastgewerbe und in der Öffentlichen Verwaltung werden Arbeitskräfte gesucht. In den Wirtschaftszweigen Verkehr und Logistik, Gesundheit und Sozialwesen sowie Erziehung und Unterricht ist die Zahl der Stellenmeldungen dagegen im Januar verhalten, verglichen mit den Vormonaten. „Das führe ich auf die Flüchtlingssituation zurück“, erläutert Müller. „Seit August sind diese Kräfte stark angefordert worden.“ Insgesamt gibt es derzeit 5043 offene Stellen im Bezirk. Gegenüber dem Vorjahr handelt es sich um ein Plus von 735 Stellen oder 17,1 Prozent.

Von dem Stellenzuwachs profitierten vor allem Frauen. Sie waren mit 5,9 Prozent deutlich weniger von Arbeitslosigkeit betroffen als Männer mit 10,5 Prozent. Müller führt das auf die Entlassungen in den Außenberufen wie Bau, Baunebengewerbe und Gartenbau zurück, in denen erheblich mehr Männer als Frauen beschäftigt sind. Zugleich beobachtet Müller einen Stellenzuwachs in Dienstleistungsberufen. Vor allem in der Pflege, im Gesundheits- und Erziehungswesen werden Frauen stark nachgefragt.

Blickt man auf die Entwicklung nach Geschäftsstellenbezirken, so verzeichnete Wilhelmshaven die erfreulichste Entwicklung. Um 3,3 Prozent beziehungsweise 152 Personen lag die Arbeitslosigkeit höher als im Vormonat. In der Geschäftsstelle Brake lag der Anstieg bei 5,9 Prozent beziehungsweise 101 Personen, in der Geschäftsstelle Nordenham bei 6,9 Prozent beziehungsweise 110 Personen. Die Geschäftsstelle Oldenburg verzeichnete ein Plus von 8,8 Prozent beziehungsweise 679 Personen. Zweistellig war der Anstieg hingegen in den Geschäftsstellen Jever (10,4 Prozent), Wildeshausen (12 Prozent) und in Bad Zwischenahn mit 22 Prozent oder 602 Personen, was unter anderem wegen der zahlreichen Baumschulen klar saisonal bedingt ist.

Bei den Arbeitslosen unter 25 Jahren stieg die Zahl im Januar um 14,2 Prozent oder 344 Personen. Darunter waren bereits die ersten frischgebackenen Gesellen, die nach dreieinhalbjähriger Lehrzeit nicht von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen worden sind. Die Arbeitslosenquote der Jüngeren liegt dennoch mit 6,2 Prozent weiterhin deutlich unter der allgemeinen Quote.

Spürbare Auswirkungen hat inzwischen die Flüchtlingskrise. So stieg die Zahl der arbeitslosen Ausländer im Januar im Bezirk um 8,6 Prozent oder 399 Personen im Vergleich zum Vormonat. Der Anstieg zum Vorjahresmonat liegt bei 19,3 Prozent oder 814 Personen. Aus Syrien, Irak und Iran waren im Dezember 2015 knapp 1000 Personen im Agenturbezirk arbeitslos gemeldet. Allein in der Stadt Oldenburg waren es im Januar 400 Flüchtlinge. Hinzu kommt eine höhere Zahl von Arbeitslosen aus verschiedenen Ländern Osteuropas, „die grundsätzlich dringend gebraucht werden“, betont Müller. Es handelt sich primär um Polen, die hier im verarbeitenden Gewerbe aber auch im Dienstleistungsbereich beschäftigt sind. Ihre Arbeitslosigkeit ist vorübergehend. Eine Zuwanderung in die Sozialsysteme kann ich jedoch nicht feststellen“, stellte er klar.

Zu der eingangs genannten Arbeitslosenzahl kommen jene Personen hinzu, die laut Statistik nicht als arbeitslos gelten, aber ohne Beschäftigung sind, zum Beispiel Teilnehmer von Fortbildungsmaßnahmen. Die sogenannte Unterbeschäftigung umfasste im Januar 36.885 Frauen und Männer. Das sind 1946 Personen oder 5,6 Prozent mehr als im Vormonat und 907 beziehungsweise 2,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Quote liegt bei 9,1 Prozent, vor einem Jahr betrug die Quote 9,4 Prozent. Der Anteil der Arbeitslosen an allen Unterbeschäftigten beträgt im Januar 79,9 Prozent, im Januar 2014 lag er bei 80.

Für das Oldenburger Land rechnet Müller in diesem Jahr mit einer leicht steigenden Arbeitslosenzahl. In 2017 wird sich die Entwicklung etwas stärker fortsetzen – vorausgesetzt die konjunkturelle Entwicklung bleibt so gut wie bisher.

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