Wirtschaft

Diers Hof: Frischer geht es nicht

Hanke Diers kümmert sich um die Verarbeitung und Vermarktung der Milch.

Hanke Diers kümmert sich um die Verarbeitung und Vermarktung der Milch.
Foto: Katrin Zempel-Bley

Oldenburg (zb) Über eine rund 70 Meter lange unterirdische Leitung wird die Milch von 230 Kühen des Diers Hofs am Waterender Weg auf die andere Straßenseite direkt zur hauseigenen Molkerei gepumpt. Hier wird sie innerhalb von acht Stunden in Flaschen gefüllt und anschließend zu den Kunden gefahren. Frischer geht es nicht.

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Erstmals wird der Diers Hof am Waterender Weg in Oldenburg 1340 erwähnt. Seit 1925 befindet er sich in Familienbesitz. „Johann Diers, viele kennen ihn als Schinken Diers, hielt zusätzlich zu seinen Kühen im Sommer Schweine und verarbeitete sie zu Schinken“, erzählt Hanke Diers. 1948 spezialisierte sich Wilhelm Diers auf die Direktvermarktung von Milch. „Seit dieser Zeit beziehen die Oldenburger Krankenhäuser bis heute ihre Milch von unserem Hof“, berichtet der 31-Jährige. Außerdem gibt es viele Privathaushalte in Oldenburg und umzu, die die Milch direkt von der Kuh bevorzugen.

Mittlerweile bewirtschaften Hanke Diers und sein Bruder Jürn den Hof. Beide haben eine landwirtschaftliche Lehre gemacht und Landwirtschaft studiert. „Ich habe mich zusätzlich mit Molkereiwesen befasst und bin zuständig für die Milchverarbeitung und Vermarktung“, erzählt Hanke Diers. Die Schwarzbunten werden im Außenklimalaufstall gehalten und weiden im Sommer auf den Huntewiesen. Im Schnitt gibt jedes Tier 9000 Liter Milch pro Jahr. Die weiblichen Kälber bleiben auf dem Hof, die Bullkälber werden verkauft.

„Wir arbeiten nach umweltfreundlichen und nachhaltigen Grundsätzen“, sagt Hanke Diers. Dazu gehört für ihn sowohl die Nutzung moderner technischer Anlagen mit hoher Energieeffizienz als auch die Auslieferung der Milch in umweltschonenden Mehrwegflaschen. Die Joghurtbecher bauen sich nach Gebrauch biologisch ab.

Zweimal täglich werden die 230 Kühe gemolken. Mit 24 Melkgeschirren dauert es rund zwei Stunden. Die Milch fließt in Tanks, die 18.000 Liter fassen können. Gleich nach dem Melken wird die Milch schonend wärmebehandelt also pasteurisiert und eisgekühlt in Mehrwegflaschen abgefüllt. „So bleiben alle Inhaltsstoffe in hochwertiger Form erhalten“, klärt Hanke Diers auf, der selbst gerne Milch, „ein super Nahrungsmittel voller Vitamine, Mineralien und Nährstoffen“ trinkt. Anschließend gelangt die Milch direkt zum Kunden. „Frischer geht´s nicht“, sagt Hanke Diers. „Im Supermarkt liegen etwa sieben Tage zwischen Melkvorgang und Auslieferung.“

Die Lage des Hofes ist ungewöhnlich. Einerseits mitten auf dem Land und doch in der Stadt Oldenburg. Vom Hof blickt man direkt auf die Huntewiesen und die Huntebrücke. Eine Idylle. „Unsere landwirtschaftlichen Flächen liegen nahe am Hof. Das ist ideal. Es handelt sich um 120 Hektar eigene und gepachtete Flächen. Sollte hier eines Tages die Bahnumfahrung gebaut werden, müssten wir um unsere Existenz bangen“, sagt Hanke Diers und wundert sich, dass mitten durch diese besondere Landschaft eine Trasse führen soll.

Bislang haben weder die Vertreter der Initiativen noch die Ratsmitglieder das Gespräch mit ihm oder den anderen Landwirten gesucht. „Schließlich hätten wir bei einer solchen Baumaßnahme keine Ausweichflächen zur Verfügung. Für uns wäre das wohl das Ende unseres Hofes“, sagt er und bleibt erstmal gelassen. „Noch ist es ja nicht soweit. Warten wir mal ab.“

Hanke Diers kann sich ein anderes Leben als auf dem Hof nur schwer vorstellen. „Ich bin hier auf dem Hof groß geworden, halte mich gern in der Natur und mit Tieren auf. Und wenn mir nach Stadtleben zumute ist, bin ich schnell in der Stadt. Er hofft, die Familientradition noch lange fortsetzen zu können.

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