Oldenburg

Abenteuer, Anekdoten, Afrika – Herbert Hoddows „Ohne Netz“

Strandlektüre mit Tiefgang: Herbert Hoddow (2. v. l.) teilt mit Freunden ein kühles Bier und sein Buch „Ohne Netz“ – Geschichten zwischen Abenteuer und Alltag in Nigeria.

Strandlektüre mit Tiefgang: Herbert Hoddow (2. v. l.) teilt mit Freunden ein kühles Bier und sein Buch „Ohne Netz“ – Geschichten zwischen Abenteuer und Alltag in Nigeria.
Foto: Herbert Hoddow

Oldenburg (Svenja Kaden/ki) Wenn Herbert Hoddow über Nigeria spricht, dann klingt es nicht nach Arbeit, sondern nach Abenteuer. 25 Jahre hat der Huder als Spediteur in der westafrikanischen Stadt Port Harcourt gelebt und gearbeitet – ohne Anleitung und mit vielen Stolpersteinen. „Ich hatte keine Firma hinter mir, keine Absicherung – wie ein Seiltänzer ohne Netz. Daher der Titel meines Buches“, sagt Hoddow. Heute lebt er wieder in Deutschland und erzählt seine Geschichte.

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Beginn der Reise

Sein Weg nach Afrika begann mit einer zweijährigen Weltreise: Über ein Jahr davon verbrachte er auf dem afrikanischen Kontinent. Als ihn ein Studienfreund später für ein Logistikprojekt in Nigeria vorschlug, sagte Hoddow nach anfänglichem Zögern zu – und landete in einer völlig anderen Welt. „Ein Telefonbuch gab es nicht. Marketing bedeutete: Du gehst ins Industriegebiet, klopfst an jedes Tor und bittest darum, mit dem Boss zu sprechen. Anders ging’s nicht.“, erinnert sich Hoddow.

Der Einstieg in den afrikanischen Markt sei rau gewesen, aber auch voller Menschlichkeit. Geschäftliche Kontakte entstünden weniger im Meetingraum als abends beim Fußballschauen oder Darts in der Kneipe. „Um respektiert zu werden, musste man sich da sehen lassen. Man durfte kein Bier ausschlagen und Geschäfte liefen mehr über Smalltalk als über klassisches Marketing.“

Erfolg und Rückschläge

Als sich sein damaliger Arbeitgeber nach drei Jahren aus Nigeria zurückzog, blieb Hoddow im Land und machte sich mit einer eigenen Spedition selbstständig. Immer wieder musste er von vorne anfangen – Verträge platzten, Mitarbeitende unterschlugen Geld. Doch statt aufzugeben, lernte Hoddow aus seinen Fehlern und machte weiter. „Man hat schon oft darüber nachgedacht aufzuhören, aber ich bin Marathonläufer – wir geben nicht auf, sondern kämpfen bis zum Ende.“, lacht er. „Ich war aber auch immer gerne da. Das Positive überwog in jedem Fall.“

Über 20 Mitarbeitende beschäftigte Hoddow zeitweise. Sein Alltag pendelte zwischen Großaufträgen, Büroalltag und Bootsfahrten zum Angeln im Niger-Delta. Das änderte sich, als sich nach 25 Jahren die Sicherheitslage zunehmend verschärfte: Währungskollaps, Piraterie, Kidnappings. 2019 verschenkte er sein Unternehmen an die Belegschaft und kehrte mit seiner nigerianischen Ehefrau nach Hude zurück.

Ein Buch gegen Klischees

Seine Erlebnisse hat Hoddow in seinem Buch „Ohne Netz“ festgehalten – dem zweiten Teil einer geplanten Trilogie. In mehreren Kurzgeschichten erzählt er von dem Alltag in Nigeria. Er wolle ein anderes Bild von dem Land zeichnen, fern von Krisen und Katastrophen. „Ich möchte den Menschen dort ein Gesicht geben – einfach ganz normal von ihnen berichten.“ Die Mentalität der Afrikaner beeindrucke ihn bis heute: „Egal, ob arm oder reich, alle sind nett zueinander. Sie lachen zusammen und helfen sich gegenseitig.“

Sein Fazit: „Wir müssen nicht alles so ernst nehmen und auch mal über uns selbst lachen können. Wir denken immer, dass wir so viele Probleme haben, dabei existieren die gar nicht wirklich. Und Geld ist nicht alles.“
Hoddows Geschichten sind ehrlich, rau, oft komisch und sollen Lust machen auf neue Perspektiven. Auch die dritte Veröffentlichung sei bereits in Planung: Darin solle es um die Schlusszeit und seine anschließende Rückkehr nach Deutschland gehen. Mit seinen Büchern wolle er ein breites Publikum ansprechen. „Ich schreibe für jeden, der mal etwas anderes über Afrika lesen möchte. Es ist eine Art Abenteuerroman mit integriertem wirtschaftlichem Teil.“, so Hoddow.

Zweite Heimat

Menschen, die es ihm beruflich gleichtun wollen, rät er: „Man muss sich anpassen und darf nicht versuchen, das Land zu ändern.“
Auch sechs Jahre nach seiner Rückkehr vermisse er noch das Gemeinschaftsgefühl seiner zweiten Heimat. „Hier geht jeder seinen eigenen Weg. In Afrika ist man Teil einer großen Familie.“ Einmal im Jahr fahre Hoddow daher mit seiner Frau noch in das gemeinsame Strandhäuschen in Turo. Denn Afrika werde immer ein Teil von ihm bleiben.

Lesung

Am 14. September hält Herbert Hoddow um 17 Uhr eine Lesung von „Ohne Netz“ im Kulturhof in Hude. Der Eintritt kostet 3€.

Ohne Netz: ISBN-13: 9783759771353
vorrätig bei Bültmann & Gerriets in Oldenburg

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