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Ifo-Chef für späteren Atomausstieg

Atomkraftwerk, über dts Nachrichtenagentur

München (dts Nachrichtenagentur) – Angesichts des Ukraine-Krieges ist Ifo-Chef Clemens Fuest dafür, die noch im Betrieb befindlichen deutschen Atomkraftwerke vorerst nicht vom Netz zu nehmen. Dies sollte zumindest so lange gelten, „bis die Abhängigkeit von russischem Erdgas überwunden ist, also voraussichtlich mehrere Jahre“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstagausgabe).

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Aktuell sind noch drei deutsche Atomkraftwerke in Betrieb: Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2. Sie sollen, Stand heute, spätestens Ende 2022 abgeschaltet werden. Fuest räumte ein: „Das Verschieben des Atomausstiegs ist ein komplexes Unterfangen, bei dem viele rechtliche und organisatorische Fragen zu klären sind und mit den Betreibern verhandelt werden muss.“ Dabei sei die genaue Dauer der Verlängerung nur ein Aspekt, wenn auch ein wichtiger. „Es wäre aber nicht sinnvoll, sich vor dieser Klärung auf eine bestimmte Anzahl von Jahren festzulegen.“ Fuest zeigte sich zugleich optimistisch über die klimapolitischen Auswirkungen seines Vorschlags. „Wenn die aktuelle Krise dazu führt, dass wir den Atomausstieg verschieben und erneuerbare Energien schneller ausbauen, könnte das sogar die Chance erhöhen, dass wir die Klimaziele erreichen.“ Auf die Frage, ob auch der Ausstieg aus der Kohleverstromung verschoben werden sollte, sagte der Ifo-Chef: „Für den Kohleausstieg sollte man kein Datum vorgeben, er kommt automatisch, wenn Kohlestrom wegen steigender Preise für CO2-Zertifikate unwirtschaftlich wird.“ Im Koalitionsvertrag der Ampel-Parteien ist zur Einhaltung der Klimaschutzziele ein Kohleausstieg „idealerweise“ bis 2030 vorgesehen. Zur Förderung der erneuerbaren Energien plädierte Fuest unter anderem für eine Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren und des Netzausbaus. Mit Blick auf den Koalitionsvertrag fügte er hinzu: „Details zur Umsetzung hierzu fehlen allerdings noch, ebenso wie zur Sicherung der Akzeptanz in der Bevölkerung, ohne die es schwierig werden wird.“

Foto: Atomkraftwerk, über dts Nachrichtenagentur

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