Hunderte Eigentümer haben in Mannheim neue Gasheizung eingebaut
Obwohl der Abschied von fossilen Energieträgern in Mannheim schon länger abzusehen war, haben in der Stadt mehr als 1.500 Menschen seit Anfang 2023 eine neue Gasheizung einbauen lassen.
Anzeige
Thorsten Badent, Energieberater und Schornsteinfeger im Mannheimer Norden, hat die Zahlen, über die der „Spiegel“ berichtet, unter seinen Kollegen erhoben. Demnach wurden allein im Mannheimer Stadtgebiet in diesem Jahr bereits 656 neue Gasheizungen eingebaut, 2023 waren es 864. „Die Panik rund um das Heizungsgesetz hat einen Boom fossiler Anlagen ausgelöst“, sagte Badent.
Der Mannheimer Versorger MVV hatte jüngst angekündigt, bis 2035 sein Gasnetz stillzulegen – und damit viele Eigentümer verunsichert. Die MVV, die mehrheitlich der Stadt gehört, begründete das mit dem Klimaschutz und steigenden Kosten. Weil die Zahl der Gasnutzer sinke, müssten die Kosten für die Gasnetze auf immer weniger Nutzer umgelegt werden. Die MVV teilte mit, man wolle Betroffene beraten und dabei helfen, eine individuell passende Lösung zu finden.
Vorstandschef Georg Müller appellierte gegenüber dem „Spiegel“ aber auch an den Gesetzgeber, „bei der konkreten Umsetzung des Gasausstiegs für eine bundesweit einheitliche Regelung für Härtefälle zu sorgen“. Den einen oder anderen Härtefall soll die MVV allerdings selbst verursacht haben. So berichtet der „Spiegel“ über Rechnungen über ein „MVV Gasbrennwertgerät“, das der Versorger im Juni 2023 in einer Ortschaft direkt an der Stadtgrenze zu Mannheim verkauft und installiert habe.
Dort betreibt die MVV ebenfalls das örtliche Gasnetz und sieht für die Zukunft keine Fernwärme vor. Auf Anfrage teilte die MVV mit, seit 2020/21 nur noch zehn reine Gasheizungen verkauft zu haben. Im Sommer ist eine EU-Richtlinie in Kraft getreten, die Gasnetzbetreiber dazu verpflichtet, Stilllegungspläne vorzubereiten. Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) wollte die Richtlinie eigentlich „zügig“ in nationales Recht umsetzen und hat schon damit begonnen, wie es mitteilt. Nach dem Bruch der Ampelkoalition wird sich indes wohl die nächste Bundesregierung darum kümmern müssen.
dts Nachrichtenagentur
Foto: Neue Gasheizung (Archiv), via dts Nachrichtenagentur
1 Kommentar
Hier nicht viel anders. Als der alte Kessel 2022 verreckt ist und es angeblich keine Teile mehr gab, musste eine neue Heizmöglichkeit her. Zur Info: Das Haus ist Bj. 1851 und steht unter Denkmalschutz. Also verschiedene Angebote eingeholt.
– neuer Gaskessel, räumlich viel kleiner als der alte und viel effizeinter, incl. Einbau ca. 15.000.- €. An den Heizkörpern muss nichts verändert werden, abgesehen von einem neuen Abgleich.
– Wärmepumpe, passend für den Bedarf (und nicht völlig überdimensioniert, wie es gerne verkauft wird) ca. 45.000,- € NUR die WP, ohne Einbau und Anpassung der Heizungsanlage! Komplettangebot mitsamt der nötigsten Arbeiten über 100.000,- €. Selbst mit ein paar Prozent Förderung absoluter Wahnsinn und so nicht zu stemmen.
Netterweise sagt der Denkmalschutz ganz klar NJET, denn das Aussengerät muss ja irgendwo montiert werden und es braucht Durchbrüche für die Leitungen. Übrigens dieselben, die schon eine PV auf dem Dach (die Statik gibt es her, der Dachstuhl ist nach Quimburga massiv verstärkt worden) verhindert hat und es immer noch tut. Dabei ist eine Seite fast perfekt nach Süden ausgerichtet und ohne Beschattung.
Ergo wurde es wieder ein neuer Gaskessel, mal gucken wie die Situation beim nächsten Wechsel aussieht.