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EuGH: Deutschland muss Artenvielfalt in Mähwiesen besser schützen

Europäischer Gerichtshof (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

Deutschland kümmert sich nicht ausreichend um die Artenvielfalt in Berg-Mähwiesen und mageren Flachland-Mähwiesen, die als Natura-2000-Schutzgebiete ausgewiesen sind. Das hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) am Donnerstag entschieden.

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Die Bundesrepublik hat demnach gegen ihre Verpflichtungen verstoßen, weil sie keine geeigneten Schutzmaßnahmen zur Vermeidung einer Verschlechterung der Lebensräume getroffen hat. In vielen Schutzgebieten gibt es beispielsweise keine Gebote oder Regelungen zur Mahd oder Düngung. In dem Verfahren konnte die Bundesregierung keine Erklärung dafür liefern, warum über 11.000 Hektar der geschützten Mähwiesen verloren gegangen sind.

Nach einer Beschwerde des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) hatte die EU-Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesregierung eingeleitet. Sollte Deutschland nach dem Urteil seinen Verpflichtungen nicht nachkommen, drohen hohe Geldstrafen. Bereits im September vergangenen Jahres wurde Deutschland vom EuGH verurteilt, da es in seinen Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebieten gegen EU-Naturschutzrecht verstoßen hat.

„Wieder wird Deutschland vor dem EuGH verurteilt, weil es seine Schutzgebiete dramatisch vernachlässigt“, sagte Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger. „Wenn Deutschland die wachsende Bedrohung für unsere biologische Vielfalt wirklich ernstnimmt, muss es jetzt schleunigst handeln. Die Mängel sind bekannt, die notwendigen und rechtlich gebotenen Maßnahmen sind klar. Jetzt braucht es den nötigen Mut und Willen, die für unser Überleben wichtigen Lebensräume zu schützen.“

Der Nabu fordert einen durch den Bund koordinierten Aktionsplan Schutzgebiete mit verbindlichen und spezifischen Zielen und Maßnahmen für alle Natura 2000-Gebiete. Hierfür müssten Bund und Länder die notwendigen Finanzmittel bereitstellen, so die Umweltschützer. Für die Agrarlandschaft sei auch in der EU-Agrarpolitik eine attraktive Honorierung von gesellschaftlichen Leistungen wie dem Schutz von artenreichen Wiesen dringend nötig.

Raphael Weyland, Nabu-Büroleiter in Brüssel ergänzte, dass das Netz aus Natura-2000-Schutzgebiete in Deutschland „etliche Löcher“ aufweist – nicht nur bei Mähwiesen. „Wir können es uns nicht länger leisten, dem Verlust unserer Arten und Ökosysteme tatenlos zuzusehen. Denn mit jeder verlorenen Fläche verschwinden auch immer mehr heimische Tier- und Pflanzenarten“, erklärte er. „Dieser Verlust kommt unserer Natur und damit uns selbst teuer zu stehen.“

dts Nachrichtenagentur

Foto: Europäischer Gerichtshof (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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4 Kommentare

  1. W. Lorenzen-Pranger
    14. November 2024 um 12.24 — Antworten

    Ich wohne ja etwas ländlich und beobachte, daß die Zahl der Zugvögel, die sich zu Schwärmen zusammen finden, extrem reduziert hat. Ich schätze, das ist maximal noch ein Drittel von dem, was es da mal gab – und viele Arten sehe ich gar nicht..In wenigen Jahren, weniger als ein Jahrzehnt, nur noch ein Drittel!
    „Die Amsel ist ein scheuer Waldvogel…“ Brehms Tierleben – heute gelegentlich in kleinen stadtnahen Gärten – ohne jede Scheu, Hauptsache irgendwo Futter finden.

    • Manfred Murdfield
      15. November 2024 um 10.38 — Antworten

      Und immer noch werden im Mittelmeerraum, also auch in der EU, jedes Jahr Millionen von Zugvögeln abgeschossen, oder?

      • W. Lorenzen-Pranger
        16. November 2024 um 0.32 — Antworten

        Millionen? Ich bezweifle daß es die dort so reichlich noch gibt.

      • Markus
        17. November 2024 um 12.44 — Antworten

        Abgeschossen weniger (Munition ist teuer), aber Singvögel mit Netzen gefangen.

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