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Bundesstiftung: Auschwitz war in DDR kein Thema

Konzentrationslager Auschwitz, über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die Geschäftsführerin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Anna Kaminsky, hat anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz die fehlende Aufarbeitung des Nationalsozialismus in der DDR beklagt. Auschwitz als zentraler Ort des Holocaust sei in der DDR „kein Thema“ gewesen, sagt sie dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Samstagausgaben). Stattdessen seien Juden bis in die 1980er-Jahre hinein selbst für ihr Schicksal verantwortlich gemacht worden.

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Man habe ihnen zur Last gelegt, dem anti-faschistischen Widerstand fern geblieben zu sein. „Von einer differenzierten oder gar persönlichen Auseinandersetzung, die auch die Anerkennung von Verantwortung einschloss, war die DDR weit entfernt“, so Kaminsky. „Man hat den Holocaust nicht als herausragendes Geschehen betrachtet.“ Am 8. Mai, dem Ende des Zweiten Weltkrieges, habe man den „Tag der Befreiung“ gefeiert, und am 1. September, dem Tag des deutschen Überfalls auf Polen, den „Weltfriedenstag“. Einen Holocaust-Gedenktag habe es nicht gegeben. Ein grundlegender Wandel der offiziellen Erinnerungskultur sei erst nach dem Mauerfall eingetreten, fügte die Geschäftsführerin der Bundesstiftung hinzu. So habe die erste frei gewählte Volkskammer 1990 rasch einen Beschluss gefasst. Darin habe sie „die Juden in aller Welt“ und „das Volk in Israel um Verzeihung für Heuchelei und Feindseligkeit der offiziellen DDR-Politik gegenüber dem Staat Israel und für die Verfolgung und Entwürdigungen jüdischer Mitbürger auch nach 1945 in unserem Lande“ gebeten. Der Wittenberger Pfarrer Friedrich Schorlemmer sagte dem RND hingegen: „Es gab nicht nur einen verordneten Antifaschismus in der DDR, es gab auch einen ehrlichen Antifaschismus, der aus der menschlichen Anrührung kam.“ Er fuhr fort: „Die Rote Armee hat Auschwitz befreit. Das darf man nicht vergessen.“

Foto: Konzentrationslager Auschwitz, über dts Nachrichtenagentur

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1 Kommentar

  1. A. Hüttig
    25. Januar 2020 um 22.17 — Antworten

    Diese Überschrift hat mich doch sehr überrascht. Etwas jünger als Frau Kaminsky habe ich 10 Jahre eine POS am Rande des heutigen Sachsens besucht.
    Aus meiner Schulzeit ist mir die Geschichte von Anne Frank sehr wohl aus dem Deutschunterricht in Form der üblichen Pflichtlektüre bekannt. Vielleicht hatte ich nur zufällig gute Lehrer, aber die hier abgedruckten Behauptungen sind mir aus meinen Erlebnissen in der DDR völlig unbekannt. Für mich war Anne Frank aus der Wissensvermittlung in der DDR immer ein Opfer der antisemitischen Politik des Nationalsozialismus. Als Pflichtabsolventin der Jugendstunden als Vorbereitung auf die Jugendweihe habe auch ich mich mit dem Thema Konzentrationslager und Nationalsozialismus auseinandersetzen müssen. Der Besuch eines KZ im Rahmen dieser Jugendstunden war bei uns wie an vielen DDR Schulen Pflicht.
    Ich habe 1982 im Rahmen einer Jugendreise das KZ Auschwitz persönlich besucht, weil ich schon viel darüber in meiner Schulzeit gehört hatte. Aber vielleicht hatte ich eben nur Glück mit meinen Lehrern, wie auch mein Mann, der aus einem völlig anderen der neuen Bundesländer stammt.
    Somit sind wir zwei Menschen, die die Darstellung von Frau Kaminsky nicht nachvollziehen können.
    Was uns tatsächlich erst nach 1989 klar wurde, war der Umfang des nichtkommunistischen Widerstandes. Dieser wurde uns zugunsten einer hohen Wertung des kommunistischen Widerstandes eher einseitig dargestellt.

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