Bundespräsident will Pflichtdienst für alle jungen Menschen

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht sich für die Einführung eines verpflichtenden Dienstes im Sozialbereich oder bei der Bundeswehr für alle jungen Frauen und Männer aus. „Ich weiß, dass es nicht einfach werden wird, aber ich wünsche mir, dass wir eine Debatte über eine soziale Pflichtzeit führen“, sagte er der „Bild am Sonntag“.
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Wie lange ein solcher Dienst dauern soll, ließ Steinmeier offen: „Ich habe bewusst Pflichtzeit gesagt, denn es muss kein Jahr sein. Da kann man auch einen anderen Zeitraum wählen. Es geht um die Frage, ob es unserem Land nicht gut tun würde, wenn sich Frauen und Männer für einen gewissen Zeitraum in den Dienst der Gesellschaft stellen.“ Geleistet werden solle die Pflichtzeit bei der Bundeswehr genauso wie bei der Betreuung von Senioren, in Behinderteneinrichtungen oder in Obdachlosenunterkünften. Mit der Pflichtzeit kann nach Einschätzung des Bundespräsidenten die Demokratie und der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt werden: „Gerade jetzt, in einer Zeit, in der das Verständnis für andere Lebensentwürfe und Meinungen abnimmt, kann eine soziale Pflichtzeit besonders wertvoll sein. Man kommt raus aus der eigenen Blase, trifft ganz andere Menschen, hilft Bürgern in Notlagen. Das baut Vorurteile ab und stärkt den Gemeinsinn.“ Die Wiedereinführung der Wehrpflicht hält Steinmeier hingegen nicht für sinnvoll: „Ich war für die Wehrpflicht, solange es sie gab. Sie ist ausgesetzt worden, wir haben jetzt eine Bundeswehr mit ganz anderen Strukturen. Ich rate davon ab, die alte Debatte über die Wehrpflicht neu aufzulegen.“ Das Land erlebe aber gerade ein wachsendes Verständnis dafür, dass sich Menschen eine gewisse Zeit für die Gemeinschaft einsetzen, dass sie sich engagieren. Politik sollte das mit einer Debatte über die soziale Pflichtzeit aufnehmen.
Foto: Junge Mädchen auf einer Rolltreppe, über dts Nachrichtenagentur
2 Kommentare
„Es geht um die Frage, ob es unserem Land nicht gut tun würde, wenn sich Frauen und Männer für einen gewissen Zeitraum in den Dienst der Gesellschaft stellen.“
Es hat ja schon etwas länger gedauert als gedacht – vorhergesagt wurde es nach der „Aussetzung“ der Wehrpflicht von vorneherein. Nicht die Bundeswehr braucht die jungen Leute (die brauchen eher gut und sehr diffrenziert ausgebildetet Spezialisten), sondern die sozialen Einrichtungen, wie im Artikel aufgezählt. Durch den groben Unfug, den Gesundheitsmnister wie Spahn – und noch schlimmer – der Berufshysteriker Lauterbach angerichtet haben, gibts viel zu wenig Personal in allen diesen Bereichen. Da sollen jetzt also wieder die Lohndrücker im „sozialen Jahr“ – oder wohl möglichst wieder länger – eingesetzt werden. Ich hoffe, daß sowohl Fachpersonal als auch die jungen Leute auf die Straße gehen und sich diesen neuerlichen Unfug nicht bieten lassen. Krankenhäuser, Kindergärten, Obdachlose und viele andere Bereiche brauchen sehr kompente Helfer, keine ahnungslosen Lückenbüßer.
Es wird ablaufen wie damals beim Zuvieldienst – man muss irgendwie die Zeit rumkriegen mit Gaga-Jobs. Bettpfannen ausleeren, Kram von A nach B stapeln etc. – wenn man sich dumm genug angestellt hat und zum gar nichts zu gebrauchen war konnten sie einen auch zu nichts verwenden. Wenn man irgendwelchen Kram sortieren soll, die dann aber die mehrfache Zeit dazu gebraucht haben, das Chaos wieder zu beseitigen, dann wurde man recht fix irgendwo „abgestellt“.
Was ich damals alles während dieses Zwangsdienstes gelesen habe…