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Ampelkoalition erwägt Bürgerrat zur Corona-Aufarbeitung

Hinweis auf Abstandsgebot auf Spielplatz (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

Die Ampel-Koalition erwägt, zur Aufarbeitung der Pandemiepolitik einen Bürgerrat einzusetzen. „Wir schlagen als ersten Schritt einen Bürgerrat vor, in dem zufällig ausgewählte Menschen ihre Erlebnisse schildern und Empfehlungen für die Zukunft aussprechen können“, sagte Katja Mast, Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, dem „Tagesspiegel“ am Donnerstag.

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Auch Grüne und FDP zeigten sich offen für diese Idee. „Für uns Grüne ist entscheidend, dass wir schnell und möglichst im Konsens mit den anderen demokratischen Fraktionen klären, wie wir die Coronazeit aufarbeiten können“, sagte die Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, Irene Mihalic, der Zeitung. Dafür seien mehrere Instrumente denkbar, neben einer Enquete-Kommission im Parlament zählt dazu auch die Idee eines Bürgerrates, so Mihalic. Das hatte neben der SPD kürzlich auch die grüne Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) vorgeschlagen.

Auch die Liberalen begrüßen die Idee eines Bürgerrates – halten aber auch an dem Wunsch nach der Einrichtung einer Enquete-Kommission fest. „Eine Enquete-Kommission setzt hierfür den richtigen Rahmen“, sagte Christine Aschenberg-Dugnus, Parlamentarische Geschäftsführerin und Gesundheitsexpertin der FDP-Bundestagsfraktion, der Zeitung. „Sie ist Gold-Standard, um hochkomplexe juristische und wissenschaftliche Fragen durch unabhängige Experten aufzuarbeiten.“ Die FDP sei jedoch offen für „weitere Gremien wie beispielsweise einen Bürgerrat“, sagte Aschenberg-Dugnus. Einer Enquete-Kommission gehören – anders als etwa einer Expertenkommission – auch Abgeordnete an.

SPD-Fraktionsgeschäftsführerin Mast erklärte, ein Bürgerrat und eine neu zu schaffende Kommission böten „die Chance, diese Debatten ohne Schaum vor dem Mund zu führen“. So sollen nach Vorstellung der Sozialdemokraten die Gräben der Pandemie überwunden werden.

In der kommenden Woche wollen sich die Fraktionsspitzen auch einen gemeinsamen Weg verständigen. Die Union steht einer Aufarbeitung skeptisch gegenüber.

Das Parlament kann sogenannte Bürgerräte beauftragen. Für die Versammlungen werden 30 bis 200 Bürger zufällig per Los ausgewählt. Sie können Experten anhören und stellen schließlich ein Bürgergutachten vor. Diese Papiere haben keine bindende Wirkung, sondern sollen die Politik beraten. Der Bürgerrat zur Ernährung hatte etwa kostenloses Essen in Schulen und Kitas gefordert.

dts Nachrichtenagentur

Foto: Hinweis auf Abstandsgebot auf Spielplatz (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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1 Kommentar

  1. W. Lorenzen-Pranger
    19. April 2024 um 4.58 — Antworten

    „Mann, haben die einen Schiß“, möchte man den Unionsparteien in Anlehnung an ein Zitat aus einem „Deathwish“-Film nachrufen. Dabei wird’s doch gar nicht so gefährlich, der „Bürgerrat“ soll doch nur individuelle Erfahrungen berichten, also alles schön klein, ganz klein, halten. Da wird keine geschwärzte Seite wieder hergestellt, von den wirklichen Sauereien aber schön abgelenkt. Ich denke, ein „Bürgerrat“ bringt inhaltlich gar nichts, ein Staatsanwalt wäre, zumindest theoretisch, die bessere Lösung. Nur sehen wir gerade beim Ahrtal Skandal, daß auch das vermutlich nicht helfen würde, ist die Justiz doch auch längst in einer mehr als zweifelhaftem Verfassung – um mal realistischere Formulierungen zu vermeiden…

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