Region

Volksbund will junge Leute stärker einbeziehen

Christian Firmbach, Klaus Groß, Evelyn Kremer-Taudien, Franz-Josef Sickelmann und Thomas Kossendey gehen bei der Gedenkstunde zum Volkstrauertag neue Wege

Christian Firmbach, Klaus Groß, Evelyn Kremer-Taudien, Franz-Josef Sickelmann und Thomas Kossendey (von links) gehen bei der Gedenkstunde zum Volkstrauertag neue Wege.
Foto: Katrin Zempel-Bley

Oldenburg (zb) Bislang hat die zentrale Gedenkstunde des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Bezirksverband Weser-Ems zum Volkstrauertag im Oldenburgischen Staatstheater stattgefunden. Am Volkstrauertag wird an die Toten der beiden Weltkriege und an die nationalsozialistische Gewaltherrschaft erinnert. Am 19. November findet sie um 11.30 Uhr erstmals im Alten Landtag an der Tappenbeckstraße 1 statt. Franz-Josef Sickelmann, Vorsitzender des Bezirksverbandes Weser-Ems, begründete den Ortswechsel damit, dass weniger Menschen an der Gedenkfeier zum Volkstrauertag teilnehmen und die anschließende Kranzniederlegung direkt vor dem Gebäude stattfindet und somit der Weg kurz ist.

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„Es gab Zeiten, in denen war das Staatstheater mit seinen 560 Plätzen zum Volkstrauertag gefüllt. Die Zeiten haben sich gewandelt und es gelingt uns mit der jetzigen ritualisierten Form nicht, Menschen unter 60 Jahre für eine Gedenkstunde zu gewinnen“, sagt Franz-Josef Sickelmann. „Deshalb wollen wir ab sofort auch neue inhaltliche Wege gehen, weshalb wir die Oldenburgische Landschaft mit ins Boot geholt haben. Ziel ist es, einerseits einen konkreten regionalhistorischen Bezug herzustellen und auf diese Weise engagierte Jugendliche für die Gedenkfeier als Akteure zu gewinnen und andererseits ihnen die Möglichkeit für neue Formen des Gedenkens zu eröffnen.“

In diesem Jahr übernehmen das zwei Auszubildende der Stadt Westerstede, die auf Anregung von Klaus Groß, Bürgermeister von Westerstede, Zeitzeugen befragt und über ihre Ergebnisse ein Video veröffentlicht haben. „Dass die eine Auszubildende aus dem Ammerland, die andere aus dem Kosovo stammt, war bei dieser Thematik etwas Besonderes“, merkt Klaus Groß an. Deutsche Jugendliche kennen zum Glück nur Frieden, viele Flüchtlinge kennen hingegen auch Krieg oder deren Eltern haben ihnen davon berichtet.“

Die beiden jungen Frauen werden auf der Gedenkveranstaltung von ihren Begegnungen mit Zeitzeugen berichten und erzählen, was die Erlebnisse bei ihnen bewirkt haben. „Genau das ist heute sehr wichtig“, findet Thomas Kossendey, Präsident der Oldenburgischen Landschaft. „Denn wir haben das Glück, seit über 70 Jahren in Frieden zu leben, aber das ist keineswegs selbstverständlich. Diesen Gedanken sollten wir den jungen Generationen vermitteln.“ Und Franz-Josef Sickelmann ergänzt: „Frieden muss täglich neu erarbeitet werden und ist keineswegs ein Selbstläufer.“

So soll die Gedenkfeier zum Volkstrauertag sich für alle Generationen öffnen und Raum zur Mitwirkung bieten. Denn die Thematik ist bis heute aktuell angesichts der vielen Kriege, die derzeit geführt werden. Die Flüchtlinge, die 2015 nach Deutschland und in andere europäische Staaten gekommen sind, sind ein sichtbares Zeichen dafür. Das Oldenburger Land habe sich aber stets als integrationsfreundlich erwiesen, betont Klaus Groß. Nicht nur in Oldenburg wurden Tausende von Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg integriert auch in Westerstede, wo auf 8500 Einwohner immerhin 7500 Flüchtlinge kamen.

„Neben den beiden Frauen aus Westerstede beteiligen sich an der Gedenkstunde außerdem 15 Jugendliche, die an sogenannten internationalen Workcamps des Volksbundes teilgenommen und Friedensarbeit geleistet haben. Sie erzählen von ihren Erlebnissen und Erfahrungen“, berichtet Evelyn Kremer-Taudien, Geschäftsführerin des Volksbund-Bezirksverbandes. Begleitet wird die Gedenkfeier von verschiedenen musikalischen Beiträgen von Künstlern des Oldenburgischen Staatstheaters ehe um 12.30 Uhr die Kranzniederlegung vor dem Gebäude stattfindet.

Christian Firmbach, Generalintendant des Oldenburgischen Staatstheaters, begrüßt das neue Konzept und wird künftig auch inhaltlich an der Ausrichtung des Gedenktages zusammen mit dem Volksbund und der Landschaft mitwirken. „An unserem Haus gibt es bereits Jugendclubs, die bei verschiedenen Themen inhaltlich sehr tief einsteigen.“ Franz-Josef Sickelmann hofft jetzt, dass sich viele engagierte junge Menschen, die sich mit Friedensarbeit befassen, beim Volksbund melden und vielleicht 2018 ihren Beitrag zum Volkstrauertag im Alten Landtag vorstellen möchten.

Gedenkstunde am Volkstrauertag

Die Gedenkstunde am Volkstrauertag am 19. November beginnt um 11.30 Uhr im Alten Landtag in Oldenburg an der Tappenbeckstraße 1. Um 12.30 Uhr findet die Kranzniederlegung statt.

Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge

Dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Bezirksverband Weser-Ems gehören rund 5000 Mitglieder an. Bei den jährlich stattfindenden Schülersammlungen liegt der Bezirksverband bundesweit mit an der Spitze.

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