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Scholz will internationalen Klimaclub gründen

Olaf Scholz, über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Im Kampf gegen den Klimawandel schlägt Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz die Gründung eines internationalen Zusammenschlusses von Ländern vor, die beim Klimaschutz vorangehen wollen. Das geht aus einem Eckpunktepapier des Finanzministeriums hervor, über das die Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ berichten.

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Das Gremium soll gemeinsame Ziele zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen entwickeln, einheitliche Standards für deren Bemessung definieren und klimaschutzwillige Länder vor Nachteilen im internationalen Wettbewerb schützen. „Während viele Staaten ihre nationalstaatlichen (oder europäischen) Bemühungen verstärken, fehlt auf der internationalen Ebene bislang ein absichernder Rahmen, der klimapolitische Vorreiter vor Nachteilen im internationalen Wettbewerb schützt“, schreibt Scholz in seinem Eckpunktepapier. Es sei klar, dass Volkswirtschaften auf Dauer nur mit einer ambitionierten Reduzierung von Emissionen zukunftsfähig bleiben können, gleichzeitig dürfe Klimaschutz kurz- und mittelfristig kein Standortnachteil sein, so der SPD-Kanzlerkandidat. „Ein internationaler Klimaclub kann dieses Dilemma überwinden“, glaubt Scholz.

„Seine Mitglieder verpflichten sich auf gemeinsame Mindeststandards für klimapolitische Maßnahmen und koordinieren ihr Vorgehen. Damit wird ein verlässlicher Rahmen geschaffen und ein internationaler Leitmarkt für klimafreundliche Investitionen etabliert.“ Um den Anreiz für eine Mitgliedschaft im Klimaclub zu erhöhen, schlägt Scholz eine enge technologiepolitische Zusammenarbeit etwa bei der Produktion von Wasserstoff vor. Als mögliche Aufnahmebedingungen listet Scholz unter anderem das Anstreben von Klimaneutralität bis spätestens 2050 sowie die Formulierung eines ambitionierten Zwischenzieles bis 2030 auf.

Außerdem müssten sich die Clubmitglieder auf einheitliche Regeln bei der CO2-Bilanzierung ihrer Güter verständigen. Vor allem für die Herstellung von Zement, Stahl, Aluminium, Chemieprodukten, Düngemitteln, Glas und Papier seien transparente und einheitliche Berechnungsgrundlagen nötig, so Scholz. Darüber hinaus sollten sich die Clubmitglieder auf ein gemeinsames und einheitliches Verfahren zur Berechnung ihre aktuellen expliziten und impliziten CO2-Preise im Energie- und Industriesektor verständigen, fordert der SPD-Politiker. Explizite CO2-Preise sind CO2-Steuern und Zertifikatspreise von Emissionshandelssystemen.

Implizite CO2-Preise rechnen auch weitere Steuern und Abgaben sowie Begünstigungen und Subventionen mit ein. Sie geben damit ein umfassenderes Bild des CO2-Preises. Der CO2-Preis sollte nach Vorstellung des SPD-Kanzlerkandidaten innerhalb des Klimaclubs einheitlich sein, damit keine Produktionen mehr verlagert werden, nur um CO2-Kosten zu sparen. Sobald sich der Klimaclub auf ein gemeinsames Konzept geeinigt hätte, könnten die Mitgliedsländer gegenüber Drittstaaten ohne vergleichbare Klimaschutzanstrengungen einen Grenzausgleich einführen, so Scholz.

Der Grenzausgleich schütze dann die Industrie in den Clubländern nach außen. „Mit der Rückkehr der Vereinigten Staaten in das Pariser Abkommen und der ambitionierten Agenda von Präsident Biden gibt es ein neues Möglichkeitsfenster, die internationale Kooperation in der Klimapolitik zu vertiefen, internationale Leitmärkte für klimafreundliche Technologien zu schaffen und das Vertrauen in die internationale klimapolitische Koordinierung zu stärken“, schreibt Scholz. „Wir sollten es nutzen, denn das inhärent globale Problem des Klimawandels braucht auch internationale Antworten“, so sein Appell.

Foto: Olaf Scholz, über dts Nachrichtenagentur

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4 Kommentare

  1. W. Lorenzen-Pranger
    18. Mai 2021 um 15.14 — Antworten

    „…denn das inhärent globale Problem des Klimawandels braucht auch internationale Antworten“.“

    Ach? Echt jetzt? Dann wäre es doch ein Leichtes, sich an die Bemühungen in China, Indien, Skandinavien usw. anzuhängen und endlich klare und verbindlich terminierte Ausstiegsszenarien aus der Verbrennertechnologie zu benennen, die nicht erst in viel zu ferner Zukunft liegen. (Daß Sonderburg das Ziel von 2025 nach hinten verlegt hatte, hatte ich noch nicht mitbekommen. Aber immer noch erheblich besser als die fast komplett industriefreie Nachbarstedt Flensburg.)
    Hier aktuelle Beispiele:

    https://www.windkraft-journal.de/2015/06/22/100ige-klimaneutralitaet-grenzueberschreitende-loesungen/67800

    https://www.manager-magazin.de/fotostrecke/verbrennungsmotor-ausstieg-was-autobauer-laender-planen-fotostrecke-165570.html

  2. Manfred Murdfield
    18. Mai 2021 um 17.43 — Antworten

    Ich erinnere daran, dass die Erdbevölkerung von jetzt ca. 7 Mia bis 2050 auf 10 Mia anwächst. Ich bin zu alt, aber dann CO² neutrale Ernährung bei schrumpfenden Bewirtschaftungsflächen, Wasserknappheit, ohne Regenwald, mehr Wüsten etc.?? Da läuft doch wohl so einiges aneinander vorbei.

    • W. Lorenzen-Pranger
      19. Mai 2021 um 8.32 — Antworten

      So lange etliche Staaten noch kein Rentensystem eingeführt haben und die Menschen dort auf viele Kinder angewiesen sind, die sie dann im Alter versorgen sollen, wird sich am Bevölkerungszuwachs wohl nichts ändern. Es werden dringende soziale Mindeststandards weltweit eingeführt werden müssen. Auch das ein Beitrag zur Rettung des Planeten und somit der Menschheit.

  3. Johannes Wagner
    19. Mai 2021 um 16.17 — Antworten

    Es gibt doch schon einen Klub, mit dem man sowas machen könnte: Europa. Ach das fu ktioniert nicht, weil man die Mitgliedsstaaten nicht unter einen Ht bekommt? Na, dann schnell einen neuen Klub gründen, dass wird dann wohl klappen – wovon träumt der Scholz noch?

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