Kultur

Letterbox Salvation – Neue Single nicht auf Spotify

Letterbox Salvation wird mit der neuen Single nicht mehr auf Spotify erscheinen.

Letterbox Salvation wird mit der neuen Single nicht mehr auf Spotify erscheinen.
Foto: Bonnie Bartusch / Letterbox Salvation

Oldenburg (Larissa Helmke) Seit diesem Monat verdienen kleinere Bands über die Streamingplattform Spotify weniger Geld als bisher. Die OOZ-Redaktion hat mit Daniel Bremer von der Oldenburger Band Letterbox Salvation über das neue Abrechnungsmodell von Spotify gesprochen, das ab diesem Monat in Kraft tritt. Seine Band wird mit der neuen Single „Favourite Shirt“ nicht mehr auf der Plattform vertreten sein. In den kommenden Wochen spielt die Band drei Live-Konzerte in Oldenburg, Jever und Emden.

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1000 Klicks für Auszahlung notwendig

Durch eine neue Vergütungsrichtlinie erhalten Musiker/innen ab diesem Monat kein Geld mehr, sobald ihre Songs weniger als 1000-mal geklickt werden. Kleinere Bands, wie die Oldenburger Indie-Band Letterbox Salvation, betrifft die Neuerung der Auszahlungsrichtlinien besonders. Daniel Bremer ist Sänger der Band und bezeichnet die neuen Bedingungen als intransparent und willkürlich. Gerade Newcomern fehle eh schon Geld, durch die 1000-Stream-Regelung würde diesen Künstlern oft gar kein Geld mehr ausgezahlt. Was die Änderung des Streamingdienstes noch bemerkenswerter mache, sei die Tatsache, dass die Mindestgrenze der Streams nun an eine bestimmte Anzahl von Hörenden gekoppelt sei. Diese Anzahl werde jedoch aus Angst vor potenziellem Missbrauch von Spotify geheim gehalten. Bremer geht von einer Mindestanzahl von ungefähr 50 Hörer/innen pro Song aus. Es reiche also nicht, wenn eine Person einen Song 1000-mal höre, die Streams müssen sich unter der neuen Verordnung nun zusätzlich aus einer Hörerschaft von mindestens 50 Menschen ergeben, damit Spotify überhaupt zahle. Dies stellt eine zusätzliche Hürde für Künstler/innen mit einer kleinen, aber engagierten Fanbase dar, da es schwieriger wird, diese Schwelle überhaupt zu erreichen. Die Einnahmen aus allen Songs, die diese Grenze nicht erreichen (was etwa 40 Millionen Dollar pro Jahr entspricht), werden auf Künstler/innen umverteilt, die bereits Anspruch auf Vergütung haben.

Bremer bemängelt zusätzlich eine oft wenig nachvollziehbare Bezahlung von Spotify und lobt ein nutzerbasiertes Abrechnungssystem, das unter anderem der Streamingdienst Deezer nutzt. Hier werden Künstler/innen vom Unternehmen nicht nach Marktanteil bezahlt, sondern erhalten Geld, das den gestreamten und gekauften Musiktiteln entspricht. Aber warum veröffentlichen Musiker/innen unter diesen Bedingungen weiterhin ihre Musik über Spotify? Laut Bremer sei Spotify eine der größten Werbeplattformen der Welt. Gemessen werde Erfolg nicht am verdienten Geld, sondern an Streams. Spotify sei unerlässlich, um als Musiker/in gesehen zu werden.

Neue Single von Letterbox Salvation nicht auf Spotify

Letterbox Salvation machen seit 2008 Musik und haben ihre Songs bisher auch auf Spotify veröffentlicht. Jetzt entscheidet sich die Band zum Release einer neuen Single, die Musik nicht mehr als Stream über Spotify anzubieten. Daniel Bremer möchte durch den Boykott ein Zeichen setzen, auch wenn er vermutet, dass Spotify die Kritik kleinerer Bands wenig störe. Große Bands, wie Taylor Swift, die ihre Musik 2014 für ganze drei Jahre von der Plattform abzog, könne laut Bremer aber etwas bewirken. Solidarisch zeigen könne man sich in Deutschland als Unterstützer der aktuellen Petition von PRO MUSIK. Der Verband, mit Christopher Annen der Band ANNENMAYKANTEREIT als Vorstand, setzt sich für eine fairere Vergütung im Musikstreaming über Spotify ein. Die Petition gegen die neue Vergütungsordnung trägt bereits über 50.000 Unterschriften. Daniel Bremer plädiert nicht nur auf Solidarität unter Künstlern, sondern hofft auf Unterstützung durch die Regierung. So sollen Vergütungsordnungen im Musikstreaming zum Gegenstand in Wirtschafts- und EU-Richtlinien werden.

Spotify ist der weltweit größte Musikstreaming-Anbieter und machte bereits in den letzten Jahren mit unfairer Bezahlung von Künstler/innen auf sich aufmerksam, sodass Stars wie Neil Young, Herbert Grönemeyer oder die Ärzte ihre Songs zeitweise von der Plattform nahmen. Trotz stetig steigender Gewinne, verzeichnet das Unternehmen in keinem seiner Bestandsjahre Gewinn. Im letzten Jahr erhöhte Spotify die Abopreise in 53 Ländern und entließ über 2000 Mitarbeitende.

Letterbox Salvation auf Tour

Die neue Single „Favourite Shirt“ von Letterbox Salvation erscheint am 25. April (überall außer auf Spotify). Die Band ist in den kommenden Wochen live in der Region auf Tour. Das erste Konzert in Oldenburg startet am 20. April im Oldenburger Computer Museum.

  • 20. April: Oldenburg, OCM + Support „Thank You George” aus Hamburg
  • 26. April: Jever, Lok Kulturzentrum + Support: Not A Whale aus Bremen
  • 14. Mai: Emden, Cafe Einstein
  • Gut zu wissen

    Schon seit 2018 wird in Deutschland mehr Geld durch digitale Musikformate generiert als durch physische Tonträger. Marktführer ist der Musikstreaming-Anbieter Spotify. Durch eine neue Vergütungsrichtlinie erhalten Musiker/innen ab April kein Geld mehr, sobald ihre Songs weniger als 1000-mal gehört werden. Die Bezahlung von Künstler/innen bei Spotify läuft als sogenanntes „Pro-Rata-Modell“ und geschieht über die Aufteilung aller Abo-Gebühren und Werbeeinahmen an Rechteinhaber. Die Summe, die Spotify zahlt, ergibt sich aus der Gesamtanzahl der Streams in einem bestimmten Monat und der Ermittlung, welchen Anteil dieser Streams die Musik eines bestimmten Rechteinhabers ausmacht. Die Lizenzzahlungen bekommen die Künstler/innen dann von den Rechteinhaber und nicht direkt von Spotify. Der Betrag variiert je nachdem, wie oft die Musik gestreamt wird und was Künstler/innen mit ihren Vertriebspartnern vereinbart haben. Zusätzlich erhalten Musiker/innen Lizenzzahlungen für Veröffentlichungen: Dieses Geld steht Eigentümer/innen einer Komposition zu. Das Geld geht hier an Herausgeber, Verwertungsgesellschaften oder Agenturen, die für die mechanische Vervielfältigung bezahlt werden. Der Betrag, der gezahlt wird, variiert monatlich und ist abhängig von der Gesamtzahl aller Streams, den Werbeeinahmen und den gezahlten Abo-Geldern. Durchschnittlich gibt es so pro Stream eines Tracks auf Spotify etwa 0,3 Cent.

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