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Oldenburg geht gegen Rattenbefall vor

Oft gelangen sie durch Kellerfenster in Wohngebäude: Wanderratten.

Oft gelangen sie durch Kellerfenster in Wohngebäude: Wanderratten.
Foto: wirestock

Oldenburg (Maja Schnurpfeil/pm) Wanderratten können nicht nur Lebensmittel verunreinigen, sondern auch zahlreiche Krankheiten übertragen. Ein Monitoring hat ergeben, dass es eine erhöhte Rattenpopulation in bestimmten Bereichen Oldenburgs gibt. Maßnahmen zur Bekämpfung sollen ab Mitte Juli durchführt werden.

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In Abstimmung mit dem Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit wurden die geplanten Bekämpfungsmaßnahmen abgesprochen. Eine Fachfirma wird diese durchführen. Eingebunden ist auch der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV), in dessen Kanalnetz Ratten in den Wintermonaten gerne Unterschlupf finden. Speisereste, die über das Abwassersystem entsorgt werden, dienen ihnen als Nahrung.

Die Stadtverwaltung hat gegen Ende letzten Jahres ein „Ratten-Monitoring“ in Auftrag gegeben. Eine Fachfirma beobachtete das Rattenvorkommen über einen längeren Zeitraum. Dabei konnten größere Bereiche des Befalls im öffentlichen Raum identifiziert und deren Ursachen ermittelt werden. Das Monitoring hat ergeben, dass kein massiver und flächendeckender Befall vorliegt. Es wurde allerdings eine erhöhte Rattenpopulation in den Bereichen Schlossgarten, Eversten Holz, Dobbenwiesen und in Teilen der Innenstadt festgestellt. Voraussichtlich soll ab dem 15. Juli eine großräumige Rattenbekämpfungsaktion starten. Ziel dabei ist die Vergrößerung des Befalles an diesen Schwerpunkten zu verhindern. Die Maßnahmen finden sowohl oberirdisch als auch unterirdisch statt. Der OOWV hat bereits im April mit den Jahresspülungen der Kanalisation begonnen. Dabei wurde verstärkt auf die vom Monitoring erfassten Bereiche geachtet.

Auslegen von Ködern

Für eine effektive Reduzierung der Population innerhalb weniger Wochen ist es notwendig, wirkstoffhaltige Köder zu verwenden. Die Köder werden in zugriffsgesicherten, stabilen Boxen ausgelegt, damit sie nicht verschleppt werden können. Für Menschen, Haus- und Wildtiere („Nicht-Ziel-Tiere“) sind sie unzugänglich. Die Einsatzstellen werden mit Warnhinweisen versehen. Eltern mit Kindern und Tierhalter/innen werden gebeten, eine erhöhte Aufmerksamkeit walten zu lassen. Trotz dessen wird vorsorglich auf die Telefonnummer der Giftnotrufzentrale (Giftnotruf Nord-Göttingen: 0551 19240) hingewiesen.

Ergänzende Maßnahmen

Für einen längerfristigen Erfolg der Rattenbekämpfung sind begleitende Maßnahmen nötig. Dazu gehört die ordnungsgemäße Entsorgung von Abfällen und die Vermeidung wilder Abfallplätze. Ebenso wichtig ist die ständige Reduzierung von Nahrungsquellen durch das Entfernen von Beeren und Fallobst sowie die Leerung von Grünabfallsammelplätzen und die Beseitigung von Durchschlupfmöglichkeiten. Hierzu steht der, bei der Stadtverwaltung federführende, Fachdienst Sicherheit und Ordnung im Austausch mit der Verwaltung von Schlossgarten und Eversten Holz, mit dem Fachdienst Stadtgrünpflege und dem Abfallwirtschaftsbetrieb.

Gemeinsame Verantwortung

Eine wichtige Rolle spielt auch weiterhin die Bevölkerung: Die Stadt Oldenburg weist alle Grundstückeigentümer/innen nochmals auf ihre Verpflichtung zur Bekämpfung von Ratten hin. Viele der häufigen Ursachen für Rattenbefall lassen sich leicht vermeiden. Grundsätzlich geht es darum, die Nahrungsquellen für die Schädlinge zu beseitigen. So sollten beispielsweise Lebensmittel und Tierfutter nicht draußen gelagert werden. Auch Komposthaufen mit Lebensmittelresten stellen eine Nahrungsquelle für Ratten dar. Geachtet werden muss außerdem auf die korrekte Lagerung und Entsorgung von Müll. Wassertränken, die für Igel und Vögel gedacht sind, werden ebenfalls gerne von Ratten genutzt. Zudem sollten Tiergehege täglich grundgereinigt werden.

Sollte ein Rattenbefall festgestellt werden, muss die Stadt Oldenburg informiert werden. Die Meldung erfolgt online unter www.serviceportal.oldenburg.de/buergerservice. Ist das nicht möglich, kann der Befall auch telefonisch unter 0441 235-4444 gemeldet werden. Sollte der Bekämpfungspflicht nachweislich nicht nachgekommen werden, drohen Bußgelder.

Wanderratten und ihre Lebensweise

Wanderratten sind weltweit verbreitet und meiden naturbelassene Lebensräume. Deshalb nennt man sie auch Kulturfolger des Menschen. Ihr Fell ist grau-braun und ihr Gewicht kann bis zu 500 Gramm betragen. Sie sind gute Schwimmer und geschickte Kletterer. Als soziale Tiere leben Wanderratten in Gruppen, in denen es oft Hierarchien gibt. Sie erkennen sich am Geruch und wehren fremde Ratten aggressiv ab. Hunde und Katzen jagen und töten Wanderratten. In ländlichen Gebieten zählen Marder, Wiesel und Iltisse zu ihren Feinden. Auch Greifvögel wie Bussarde und Eulen stellen eine Bedrohung dar.
Wanderratten bevorzugen pflanzliche Nahrung, fressen jedoch auch Aas und jagen gelegentlich junge Enten. In menschlichen Siedlungen durchstöbern sie Müllcontainer und andere Orte, an denen Essensreste zu finden sind. Häufig suchen sie Vorratsräume für Lebensmittel und Futtermittel auf. Ihr Kot und Urin verunreinigen Lebens- und Futtermittel, was eine Gefahr für Menschen und Haustiere darstellt. Wanderratten können über 100 Krankheiten auf Menschen übertragen und sind Überträger von Tierseuchen.

Ein weiteres Problem: Wanderratten können durch das Annagen von Kabeln Materialschäden verursachen, die zu Kurzschlüssen führen können. Manchmal dringen sie auch in Altbauten ein, da sie Spalten und Löcher mit einem Durchmesser von nur zwei Zentimetern durchqueren können. Oft gelangen sie auch durch Kellerfenster oder defekte Kanalisationsanschlüsse in Wohngebäude. Obwohl Kanalsysteme nicht ihr Hauptlebensraum sind, ist die Bekämpfung von Wanderratten dort wichtig. Die Keimdichte in städtischen Abwassersystemen ist hoch und die Gefahr der Keimverschleppung erheblich. Wanderratten wechseln häufig zwischen Kanälen und oberirdischen Bereichen, was auch Schäden an Deichen und Dämmen verursachen kann.

Wanderratten sind scheue und meist nachts aktive Tiere. Sie meiden offene Plätze und bewegen sich oft an Mauern entlang. Sie sind Fluchttiere. Wenn sie in die Enge getrieben werden, reagieren sie häufig aggressiv. In solchen Situationen können sie beißen oder bis zu eineinhalb Meter hoch springen.

Weitere Informationen zu Wanderratten, ihrer Vermehrung und der Infektionsgefahr gibt es unter www.laves.niedersachsen.de.

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