
Der Oldenburger Rat hat eine Machbarkeitsstudie für eine Fußballarena bei den Weser-Ems Hallen beschlossen.
Grafik: Initiative NordWestStadion
Oldenburg (Michael Exner) – Ob die Fußballer des VfB Oldenburg den Aufstieg in die Dritte Liga proben dürfen, wird sich erst in ein paar Wochen zeigen. Angesichts der jüngsten Ergebnisse des Tabellenzweiten der Regionalliga Nord sind Zweifel angebracht. Dass aber die aktuelle Spielstätte, das städtische Stadion am Marschweg, keinesfalls die erforderliche Drittliga-Reife besitzt, gilt als gesicherte Erkenntnis. Und so hat der Rat der Stadt am Montagabend für 120.000 Euro eine Machbarkeitsstudie nebst Wirtschaftlichkeitsberechnung für ein neues Fußballstadion nahe den Weser-Ems Hallen in Auftrag gegeben. Einstimmig – eine für Oldenburger Verhältnisse (zumal in Wahljahren) ungewöhnliche Beschlusslage.
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Seit sich der Traditionsverein (wird im nächsten Jahr 120) aus finanzieller Not 1990 von dem als „Hölle des Nordens“ gefürchteten Donnerschwee-Platz trennen musste, sind immer wieder Rufe nach einer neuen Fußballarena laut geworden. Der Umzug ins Marschwegstadion war kaum mehr als eine Notlösung. Die auf einer ehemaligen Müllkippe entstandene Leichtathletik-Anlage taugt nicht als Fußball-Hochburg. Sie ist bar jeder Atmosphäre, liegt eingequetscht zwischen Autobahn und Schwimmbad und grenzt zudem an ein Quartier, dessen am Fortbestand ihrer beschaulichen Wohnlage interessierten Bewohner schon kurz nach Beginn des Fußballbetriebs vor Gericht den Bau einer zugfreien Tribüne verhindert haben. Und sollten hier Drittliga-Massen strömen, bräche der Verkehr sofort zusammen.
Vorstöße für eine neue Spielstätte hatte es wiederholt gegeben. Etwa 2007 die Spendenaktion eines stets an Schlagzeilen interessierten Software-Unternehmens, bei der aber von den erhofften Millionen nicht mal 40.000 Euro zusammen kamen. Im gleichen Jahr hatte Rudi Assauer eine Idee. Der Ex-Manager von VfB und Schalke wollte mit einem Geschäftspartner für 25 Millionen ein 15.000-Zuschauer-Stadion an den Weser-Ems Hallen bauen, falls die Stadt das Grundstück stelle. Die wäre dazu zwar bereit gewesen, machte aber sportliche Erfolge zur Bedingung – was die Angelegenheit seinerzeit erledigte. 2013 startete der damalige VfB-Vorsitzende Frank Willers einen erneuten Anlauf, in dessen Folge sich eine private Initiative Nordweststadion bildete.
Schwung in die Sache kam erst nach dem Wechsel an der Rathausspitze 2014. Der neue Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) ist deutlich fußballaffiner als sein basketballbegeisterter Vorgänger Gerd Schwandner. Krogmann sieht in „guten Sportstätten die Voraussetzung für guten Sport, nicht die Belohnung für gute Leistungen“ und will die Frage eines Stadionneubaus „unabhängig vom Tabellenstand des VfB Oldenburg weiterverfolgen“. Die Kalkulation: Grundsanierung und Drittliga-Aufpolierung des maroden Marschwegstadions würden zwischen acht und zehn Millionen Euro verschlingen. Ein Neubau käme je nach Ausstattung auf Kosten zwischen 1000 und (nach Angaben des Unternehmens Albert Speer und Partner in der Standortprüfung) und knapp 2000 Euro pro Platz, was beim angestrebten 15.000er Volumen auf eine finanzielle Dimension zwischen 15 und 30 Millionen hinausliefe. In jüngster Vergangenheit haben sich die Oldenburger zweimal bei Großprojekten (Weser-Ems-Halle und eine Berufsbildende Schule) für einen Neubau anstelle der vermeintlich billigeren Sanierungsvariante entschieden. Zum Standort an den Weser-Ems Hallen gibt es (das ist Konsens) keine plausible Alternative.
Die Einstimmigkeit des Ratsbeschlusses verdeckt indes unterschiedliche Akzentuierungen, die wieder auseinander führen könnten. So wird auf Wunsch der CDU ein „multifunktionales Konzept“ in die Machbarkeitsstudie aufgenommen. Dahinter steht das in Oldenburg immer wieder diskutierte Hotel der Kategorie „Vier-Sterne-Plus“, das die Stadt allerdings im Unterschied zum Stadion kaum selbst bauen würde. Und die Grünen proklamierten schon in der Ratsdebatte den Wunsch nach einem Bürgerentscheid zur Fußballarena.