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Kommentar: Dreimal ist Oldenburger Pech

Stadtbaurat Sven Uhrhan verlässt die Oldenburger Verwaltung.

Stadtbaurat Sven Uhrhan verlässt die Verwaltung.
Foto: Bonnie Bartusch / Stadt Oldenburg

Ein Kommentar von Michael Exner. Oldenburg hat in jüngster Zeit kein Glück mit seinem Baudezernat. Nach zwei Ein-Perioden-Gastspielen an der Spitze tritt nun Nummer 3 schon vor Ende der ersten Halbzeit die Flucht an. Stadtbaurat Sven Uhrhan verlässt die Verwaltung Ende August – drei Jahre nach seiner einstimmigen Wahl durch den Rat. Die von der städtischen Pressestelle verbreitete Begründung des 41 Jahre alten Dezernenten für Bauen, Umwelt und Verkehr muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Bei dem Vater zweier Kinder sei „die Erkenntnis gereift, dass die kräftezehrende und zeitintensive Wahrnehmung seiner Aufgaben an der Spitze des Dezernats zunehmend weniger Raum für das Familienleben gelassen hat.“ Auf Deutsch: Es war ihm zu viel Arbeit. Kann man nichts machen.

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Ein Stück Stress in Sachen Vereinbarkeit von Beruf und Familie hätte der Mann natürlich vermeiden können, wenn er nach Oldenburg umgesiedelt wäre. Aber er hatte es ja vorgezogen, im früheren Wirkungsort Osterholz-Scharmbeck zu bleiben. Die Politik sollte daraus die Konsequenz ziehen, bei der Nachfolgeregelung gleich eine Residenzpflicht in den Vertrag zu schreiben. Bei anderen Dezernaten mag das nicht so wichtig sein, bei „Bau und Verkehr“ gilt zweierlei: Chef oder Chefin sollten von außen kommen (weil das einen unverstellten Blick auf die Stadt ermöglicht) – und sie sollten zwingend in der Stadt wohnen (weil man so die Folgen der eigenen Tätigkeit Tag für Tag erfährt). Ansonsten ist der Abgang zu verschmerzen. Die Lücke, die er hinterlässt, wird schwer zu finden sein.

Damit bleibt die Besetzung des Baudezernats in diesem Jahrtausend eine Reihung von Fehleinschätzungen und Missverständnissen, eingebettet in die jeweils aktuelle politische Gemengelage. Der bis dato letzte Stadtbaurat mit mehr als einer Periode war Sozialdemokrat Hans-Martin Schutte, der das Dezernat von 1975 bis 2001 (!) führte. Dessen durchweg erfolgreiche Amtszeit zerbröselte aber schon zum Ende, weil das Ausscheiden in die letzten Wochen der in mehrfacher Hinsicht einmaligen Amtszeit von CDU-Oberbürgermeister Jürgen Poeschel fiel – und sich die Parteien weder untereinander noch mit dem (nach Änderung der Kommunalverfassung allein vorschlagsberechtigten) Verwaltungschef in Sachen befristeter Verlängerungen zweier Dezernenten über den bevorstehenden Wahltag hinaus einigen konnten.

Unter dem neuen OB Dietmar Schütz (SPD) übernahm Frank-Egon Pantel das Amt, ein sympathisch-freundlicher Feingeist, der mit dem robusten politischen Alltag fremdelte und zum Ende seiner acht Jahre von sich aus aufgab, weil er nach eigener Einschätzung für eine weitere Amtszeit keine politische Mehrheit sah. Pantel hatte allerdings auch das Pech, dass in seine Amtszeit der Wechsel im OB-Amt mit den Querelen um die Ansiedlung der ECE-Schlosshöfe fiel. Unter dem parteilosen Schütz-Nachfolger Gerd Schwandner (auch die Oberbürgermeister wechselten damals häufiger) scheiterte nach einer erfolglosen Ausschreibung der Stelle eine interne Besetzung am traditionellen Parteiengezänk, später folgte Gabriele Nießen. Die wiederum hatte nicht nur ihre eigene Vorstellung von Stadtentwicklung, sondern auch von Eigenständigkeit innerhalb einer Kommunalverwaltung. Das brachte sie schnell in Konflikt mit Schwandner-Nachfolger Jürgen Krogmann (SPD), der ihr dann auch prompt via Verweigerung des Vorschlags zur Verlängerung den Stuhl vor die Tür stellte. Und dann kam Uhrhan.

So unterschiedlich die Fälle sein mögen, sie weisen doch Gemeinsamkeiten auf. Alle drei Gescheiterten kamen aus kleineren Einheiten, alle hatten kein Parteibuch (was stets als Ausweis einer Fachentscheidung gelobt wurde) und keine großen politischen Erfahrungen – und alle hatten so ihre Schwierigkeiten mit den bisweilen rüden Umgangsformen im parlamentarisierten Rat einer Großstadt. Die Politik sollte das bei ihrer nächsten Auswahl im Hinterkopf behalten.

Uhrhan übrigens muss von Anfang an so seine Vorahnung gehabt haben. Kurz nach der Amtseinführung witzelte er als Redner auf der Jahreshauptversammlung des Kaufmännischen Vereins Gesellschaft Union, er habe gelernt, dass die Amtszeiten von Stadtbauräten in Oldenburg auf acht Jahre begrenzt seien; darum werde er sich beizeiten überlegen, was er nach dem 1. Juni 2027 machen wolle.

Am Ende hat’s nicht mal bis dahin gereicht.

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