
Die Wagenburg am Technischen Rathaus.
Foto: Anja Michaeli
Oldenburg (am) Am heutigen Donnerstag sind gegen 18 Uhr Bewohner der Wagenburg vor dem Technischen Rathaus in der Industriestraße aufgezogen. Acht Wagen bilden eine Wohnburg auf Zeit. Damit wollen die Wagenburgler gegen den Vertrag protestieren, der ihnen von der Stadtverwaltung für einen neuen Platz am Fliegerhorst angeboten wurde. Seit knapp acht Jahren wird für sie ein neues Gelände gesucht, denn am derzeitigen Standort Stau soll ein neues Wohngebiet entstehen.
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In einem Flyer erklären sich die Protestler. Obwohl sie seit 19 Jahren auf dem Gelände stünden, seien sie bereit, auf ein geeignetes Ersatzgelände zu ziehen. Bereits vor Jahren habe die Stadt 48 Ersatzplätze präsentiert. Nach Interessensbekundungen seien die Angebote – oftmals kommentarlos – zurückgezogen worden. Nach ihrer Ansicht hätte man ihre Vorschläge kaum geprüft. Notgedrungen habe man dem Umzug zum Fliegerhorst wegen Alternativlosigkeit zugestimmt. Aber den angebotenen Vertrag würden sie nicht unterschreiben. „Wir wollen nicht alles geschenkt haben, aber unsere Grundrechte lassen wir uns nicht beschneiden, außerdem würden wir uns bei den Bedingungen hoch verschulden“, sagt Eva von der Wagenburg.
Anlass zum Protest gaben die erneuten Kosten für Versorgungsanschlüsse in Höhe von 100.000 Euro, die seien schon für den Standort Stau bezahlt worden, den die Wagenburg nicht aus freien Stücken verlassen will. Heute zahlen die Wagenburgler 19 Cent pro Quadratmeter für das gepachtete Gelände, das würde sich zukünftig auf mehr als 37,87 Cent erhöhen. Gerade weil sie von der Innenstadt zum Stadtrand ziehen müssten, sei das nicht angemessen. „Wir wären dann der teuerste Wagenburgplatz Deutschlands“, so Marco von der Wagenburg. Für die Wagenplätze in Hannover (5,83 Cent) und in Bremen (8,33 Cent) müssten die Bewohner wesentlich weniger bezahlen. Auch die weiteren Plankosten wie ein Zaun für das BIMA-Gelände (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, 30.000 Euro) und eine eigene Zufahrt (20.000 Euro) rufen den Zorn hervor.
Die Fortführung des alternativen Wohnprojektes sei auch aus anderen Gründen gefährdet, ist zu lesen. Das angebotene Grundstück von 3000 Quadratmetern sei zu klein. 20 Bewohner sollen sich auf 15 Wägen verteilen und diese würden alle sechs Monate „gezählt“. Außerdem müsste ein Besucherregister geführt werden, nur jeder vierte dürfte ein Haustier halten. Besonders ärgern sich die Wagenburgler darüber, dass sie nach Vertragsablauf anhand von Analysen belegen sollen, dass der Boden nicht mit Schadstoffen kontaminiert ist. Es müssen „Verseuchungen aus 60 Jahren Militärbetrieb“ entsorgt werden. „Da können Kosten in Millionenhöhe auf uns zukommen“, befürchtet Eva.
Wagenburg – Die Forderungen
„Die Wagenburg möchte ein größeres Gelände auf dem ehemaligen Fliegerhorst pachten.
Die Höhe des Mietzins soll sich an denen für Agrarflächen orientieren (4 Cent).
Überarbeitung des Vertrages in o.g. Punkten.“
Mit der zeitlich begrenzten Aktion, die heute am Technischen Rathaus begann, wollen die Wagenburgbewohner und ihre Gäste ein Zeichen setzen und Öffentlichkeit schaffen. „Zurzeit ist die Situation für die Lebensplanung sehr schwierig“, so Eva, „dabei sind wir verhandlungsbereit, aber das vorliegende Angebot geht einfach nicht“. Baurätin Gabriele Nießen und Stadtsprechen Andreas van Hoven sprachen heute mit den Wagenburglern und wollen sie erst einmal gewähren lassen, erzählen die Protestler. Über die weitere Entwicklung wird die OOZ morgen berichten.