
Oldenburgs Innenstadt ist nicht nur bei den Oldenburgern sondern auch im Umland äußerst beliebt.
Foto: Katrin Zempel-Bley
Oldenburg (zb) Oldenburg ist nicht nur bei seinen Bewohnern sondern auch im Umland sehr gefragt. Als Oberzentrum erfüllt es zahlreiche Aufgaben und überzeugt insbesondere mit seiner Innenstadt und hier speziell mit der Fußgängerzone. Doch obwohl der Zuspruch sehr groß ist, bereitet genau er den Oldenburger Verkehrsplanern großes Kopfzerbrechen. Denn die meisten Innenstadtbesucher kommen mit dem Auto. Das wiederum löst erhebliche Lärm- und Schadstoffprobleme aus.
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Gleichwohl hängt das Wohl und Wehe der Innenstadt an den Besuchern. Das sagen die Oldenburgische Industrie- und Handelskammer (IHK) und das City Management Oldenburg (CMO) und stellten in dieser Woche eine entsprechende Untersuchung vor.
Kunden kommen mit dem Pkw
Sie beauftragten die Jade Hochschule mit einer Befragung in der City. Im April, Juni und September fragten Studierende der Geoinformation unter der Leitung von Prof. Dr. Frank Schüssler knapp 23.000 Innenstadtbesucher in 56 Einzelhandelsgeschäften bei trockenem Wetter, mit welchem Verkehrsmittel sie in die Stadt gekommen sind und woher sie kommen. Das Ergebnis: Die meisten Kunden kommen mit dem Pkw in die Stadt und das insbesondere am Sonnabend. „Damit wird einmal mehr deutlich, welche Bedeutung die Erreichbarkeit der Innenstadt des Oberzentrums Oldenburg hat, und zwar mit allen Verkehrsmitteln“, sagt Carola Havekost, IHK-Geschäftsführerin für den Bereich Einzelhandel.
Gerhardine Müller-Meinhard Cardoso, CMO-Vorstandsmitglied und Mitglied im Einzelhandelsausschuss der IHK, ergänzt: „Die Studie zeigt auch, dass das Auto gerade für Kunden aus dem Umland das wichtigste Verkehrsmittel für die Einkaufsfahrt nach Oldenburg ist.“ Tatsächlich kommt fast jeder zweite Kunde (51 Prozent) aus dem Oldenburger Land, ergab die Befragung. 49 Prozent sind Oldenburger. Fast jeder fünfte Kunde (18 Prozent) reist aus den an Oldenburg angrenzenden Gemeinden an. Ein knappes Drittel (33 Prozent) kommt aus dem weiteren Umland. Bus und Bahn spielen bei den von außerhalb stammenden zahlenden Kunden somit nur eine untergeordnete Rolle.
Alle Verkehrsträger sind wichtig
„Für einen attraktiven Einzelhandelsstandort und eine lebendige Oldenburger Innenstadt brauchen wir entsprechende verkehrliche Rahmenbedingungen“, fordert Müller-Meinhard Cardoso. Friedrich-August Fisbeck, 1. Vorsitzender des CMO ergänzt: „Wir müssen den Pkw-Verkehr wieder stärker mit bedenken. Das ist in den vergangenen Jahren zu kurz gekommen. Alle Verkehrsträger sind wichtig.“ IHK und CMO sind sich einig: Die Akteure, die sich mit Verkehrsplanung in Oldenburg und der Region beschäftigen, sollten die Befragungsergebnisse berücksichtigen. Für zukünftige Entscheidungen und Maßnahmen seien sie schließlich eine gute Grundlage.
Die vielen Autos bescheren der Stadtverwaltung großes Kopfzerbrechen. Lärm und Schadstoffe überschreiten seit längerer Zeit die Grenzwerte in erheblichem Maß und werden demnächst von der EU in Form von hohen Geldzahlungen geahndet.
Foto: Anja Michaeli
Gleichwohl wünschen sich IHK und CMO eine engere Zusammenarbeit mit allen Akteuren. „Wir sind selbstverständlich zur Mitarbeit an intelligenten Lösungen bereit“, sagt Havekost, die von einseitigen Blickwinkeln wenig hält. „Wir erleben hier Fakten, die schlecht zueinander passen. Aber genau darin besteht die Herausforderung. Deshalb sollten wir uns mit Experten zusammensetzen, die sich über diese komplexen Themen Gedanken machen“, findet sie und lehnt jede Form von Ideologie ab.
Es geht somit um die Orientierung am aktuellen Nutzerverhalten und realistischen Bedarfen und ebenso um Lärm und Schadstoffe, die verursacht und demnächst von der EU geahndet werden. Denn hier haben weder die Stadt noch das Land oder der Bund das Zepter in der Hand. Flexible verkehrslenkende Maßnahmen wie zum Beispiel Grüne Welle in die Innenstadt, Expresslinien aus dem Umland, mehr P+R-Parkmöglichkeiten, bessere Parkleitsystem, Park-Apps und mehr innerstädtische Fahrradstellplätze sind laut IHK und CMO einige Möglichkeiten, um das Problem besser in den Griff zu bekommen.
Die Ergebnisse der Befragung liegen der Stadt inzwischen vor. „Wir hoffen auf einen offenen, konstruktiven und engen Austausch mit den Verantwortlichen aus Politik, Verwaltung, Verkehrswirtschaft, Verbänden in Stadt und Region“, sagt Havekost abschließend.