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Wie gefährdet sind Krankenhauspatienten?

Alexander Ebert, Annette Schwarz, Cornelia Rundt, Moderator Stefan Puls, Dirk Tenzer und Dietmar Heubrock diskutierten im Rahmen von Nordwest Radio unterwegs im Klinikum Oldenburg über mehr Patientensicherheit in Krankenhäusern.

Alexander Ebert, Annette Schwarz, Cornelia Rundt, Moderator Stefan Puls, Dirk Tenzer und Dietmar Heubrock (von links) diskutierten über mehr Patientensicherheit in Krankenhäusern.
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Oldenburg/zb – Wie gefährlich ist es, Krankenhauspatient zu sein? Diese Frage stellte Radio Bremen-Moderator Stefan Puls Alexander Ebert, Deutsche Stiftung für Patientenschutz, Prof. Dietmar Heubrock, Institut für Rechtspsychologie, Universität Bremen, Cornelia Rundt, Gesundheitsministerin Niedersachsen (SPD), Annette Schwarz, MdL Niedersachsen (CDU), und Dr. Dirk Tenzer, Geschäftsführer des Klinikums Oldenburg, im Rahmen der Sendung Nordwest Radio unterwegs, die Mittwochabend zu Gast im Klinikum Oldenburg war. „Die Klinikmorde in Delmenhorst und Oldenburg“ lautete sein Thema.

In der letzten Woche hat der angeklagte Krankenpfleger Niels H. gestanden, 30 Patienten im Krankenhaus Delmenhorst getötet zu haben. Ermittelt wird jedoch in rund 200 Fällen. Zwölf Menschen soll er im Klinikum Oldenburg getötet haben, die anderen in Delmenhorst. „Wie konnte so etwas unbemerkt passieren, dass Menschen in der verletzlichsten Situation keine Hilfe erwarten konnten, sondern ermordet wurden“, fragte Stefan Puls seine Gesprächspartner.

Für Cornelia Rundt muss die Patientensicherheit verbessert werden. „Wir haben zwar ein sehr differenziertes System, doch die Kontrollmechanismen müssen besser zusammengeführt werden“, meint sie und kündigt eine Änderung des Krankenhausgesetzes noch in diesem Jahr an. Krankenhäuser, die die neuen Standards nicht erfüllen würden, müssten mit finanziellen Nachteilen rechnen.

Dirk Tenzer hält wenig von zusätzlichen staatlichen Kontrollen. „Vielmehr müssen wir das Bewusstsein der Beschäftigten ändern, denn bislang hat es niemand für möglich gehalten, dass in den eigenen Reihen jemand sein könnte, der Patienten tötet.“ Dietmar Heubrock bestätigte das. Krankenhäuser aber auch die Gesellschaft insgesamt hätten einen hohen moralisch ethischen Anspruch und blendeten solche Gefahren eher aus. Das sei falsch. Man müsse sich im Krankenhaus stets mit einer solchen Möglichkeit auseinandersetzen. Nur dann seien alle stark sensibilisiert und mögliche Täter gewarnt.

Annette Schwarz stimmte dem zu und forderte zugleich eine Entlastung des Pflegepersonals, um eine bessere Zusammenarbeit zu gewährleisten. Sie forderte zudem, die Eignung von Pflegekräften genauer zu prüfen. Dietmar Heubrock berichtete in diesem Zusammenhang von einem typischen Täterprofil. „Das sind Leute, die erheblich mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung benötigen als andere. Wir kennen sie auch von Brandstiftungen. Das sind oft Feuerwehrleute.“

Alexander Ebert kritisierte eine mangelnde Gesprächskultur in Krankenhäusern. In den Teams müsse viel mehr miteinander gesprochen werden. Dazu gehöre auch die Thematisierung von Auffälligkeiten. „Krankenhausteams sind die besten Kommissare und können durch eine hohe Sensibilisierung eine Abschreckung für mögliche Täter sein“, ist er überzeugt. Darüber hinaus fordert er eine bestimmte Haltung. Dazu gehöre zwingend eine Kultur des Hinguckens und des Handelns.

Dirk Tenzer unterstützt das, stellt aber klar, „dass wir bestimmte Systeme implementieren müssen, um Zivilcourage in Krankenhäusern praktizieren zu können.“ Dazu gehört für ihn unter anderem ein anonymes Meldesystem für alle Bediensteten. Das soll einerseits Fehler aufspüren und andererseits vor Denunziation schützen. „Es muss möglich sein, über Fehler sanktionsfrei und ohne Misstrauen zu säen zu sprechen. Genau das strebe ich an.“ Dietmar Heubrock unterstützt diese Vorgehensweise und verweist auf das Bauchgefühl. „In vielen Fällen hatten Betroffenen immer ein ungutes Bauchgefühl. Darauf sollte man stärker achten und hören.“

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