
Frühchen werden mit Kopfhörern vor Lärm geschützt.
Foto: Klinikum
Oldenburg (zb) Lärm lass nach – das hat sich schon mancher gewünscht. Während saubere Luft längst ein gesellschaftliches Ziel ist, stecken wir bezüglich Lärm noch in den Kinderschuhen. Das Klinikum Oldenburg will das ändern und hofft, auch Kliniken in der Region mit ins Boot zu holen. Deshalb gab es gestern einen Aktionstag gegen den Lärm.
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Unter dem Motto „Hereingehört“ machten die Klinik für Hals-Nasen- und Ohrenerkrankungen und Plastische Operationen (HNO-Klinik) sowie der Betriebsärztliche Dienst des Klinikums bereits einen Tag vor dem offiziellen und weltweit veranstalteten „Tag gegen den Lärm“ auf die Lärmproblematik aufmerksam und wollen das Bewusstsein für die Sinneswahrnehmung Hören sowohl bei ihrer Mitarbeiterschaft als auch bei den Patienten stärken. „Denn Lärm macht krank“, sagt Prof. Dr. Florian Hoppe, Direktor der HNO-Klinik „Und im Krankenhaus sind die Lärmquellen vielfältig.“
Betriebsärztin Dr. Renate Dirks bestätigt das. „Beispielsweise in den OPs oder auf den Intensivstationen laufen ununterbrochen Geräte und produzieren Lärm. Das führt zu Konzentrationsmangel und geistiger Ermüdung.“ Dr. Carsten Engelmann von der Medizinischen Hochschule in Hannover forscht darüber und fordert dringend mehr Lärmschutz von den Herstellerfirmen, weil auch die schlafenden bzw. schwerstkranken Patienten darunter leiden.
Lärm wird aber auch von den Mitarbeitern produziert. Das beginnt mit lauten Schuhen und setzt sich über Gespräche auf Fluren, klirrendes Geschirr oder das Schieben von Rollwagen fort. Die Patienten lassen wiederum ihre Handys schrillen oder haben lauten Besuch. Lärmquellen finden sich reichlich, schaden aber der Genesung, wie Untersuchungen belegen. Je mehr Lärm im OP, desto mehr Narkosemittel ist erforderlich, berichtet Engelmann. „Lärm ist auch bei Entzündungen und Schmerzen kontraproduktiv. Und wenn es um 800 Gramm leichte Frühchen geht, ist Lärm geradezu gefährlich.“ Auf der Neonatologie bekamen sie im Klinikum zu ihrem Schutz während der inzwischen abgeschlossenen Bauphase Kopfhörer aufgesetzt.
„Wir wollen mit unserem Aktionstag Impulse geben“, sagt Hoppe, der sich davon eine Bewusstseinsänderung im Klinikum verspricht. Während des Aktionstages wurde z.B. in der Kantine Lärm gemessen. 110 Dezibel erzeugt jemand, der seinen Stuhl auf dem Fußboden schiebt, was alle Anwesenden erstaunte. Auch zahlreiche Mitmachaktionen machten den Besuchern bewusst, was Lärm bei ihnen bewirkt. Die meisten waren überrascht und sind deutlich ins grübeln gekommen. Genau das wollten Hoppe und sein Team erreichen.