
Die BallettCompagnie Oldenburg zeigt derzeit im Kleinen Haus das Stück „Apartment 7a“ von Alessandra Corti für Menschen ab neun Jahren.
Foto: Stephan Walzl
Oldenburg (vs) Von einem Sehnsuchtsort für Kinder á la Peter Pan in seinem Nimmerland war die Rede, als „Apartment 7a“ der Ballett Compagnie Oldenburg am Oldenburgischen Staatstheater angekündigt wurde. Choreographin und Tänzerin Alessandra Corti, seit ihrem Weggang aus Oldenburg in Mainz aktiv, hat in ihrer Uraufführung daraus ein grell-buntes Kinderzimmer geschaffen, das gefüllt ist mit reichlich Plastikspielzeug und Dekokram. Gemütlicher Rückzugsort für Träume und Kuscheleinheiten ist im Kleinen Haus Fehlanzeige. Feiern, Pizza und Musik stehen im Vordergrund.
Anzeige
Die vier auf jugendlich getrimmten Tänzerinnen und Tänzer sind längst im Konsumrausch und bewegen sich mit Tempo und Energie zum Technosound (Anton Berman). Da geht es in 60 Minuten mit beachtlichen akrobatischen Aktionen und vollem Körpereinsatz sprichwörtlich über Tisch, Stuhl und Schrank. Tanz ist eher nicht angesagt, mehr Bewegungstheater im Rhythmus der Musik in dem von den Akteuren im Soli oder Ensemble auf der Bühne zum Teil auch zum ersten Mal Deutsch gesprochen wird.
Die Tänzerinnen und Tänzer Seu Kim, Vincent Tapia, Teele Ude und Francesco Fasano nehmen in „Apartment 7a“ vier verschiedene Charaktere ein, wie der Junge mit dem ständigen Wunsch nach einer Geburtstagsfeier oder Seu Kim, der immer wieder seine Pizza verteilen will. Ein roter Faden ist im Ablauf nicht zu erkennen. Die Choreographie ist mehr eine beliebige, wenn auch rasante Nummernabfolge ohne Spannungsbogen mit wenigen ruhigen und poetischen Momenten. Ist das schon das Leben der heutigen jungen Generation? Kein Raum mehr für Träume und Phantasie? Die jüngeren Kinder im Publikum zeitweise Schwierigkeiten haben, dem teils abstrakten Treiben und den Charakteren auf der Bühne zu folgen. Die Altersempfehlung von neun Jahren ist sicherlich ratsam, wenn nicht sogar zu jung angesetzt. Tanztheater für Jugendliche und Erwachsene trifft eher zu.
Die wohl schönsten und zugleich amüsantesten und fast poetischsten Szenen sind die, wenn die Stehlampe zu sprechen beginnt und in das Geschehen eingreift. Eine Lampe mit Charakter und Gefühl. Sie wünscht sich auch eine Geburtstagsfeier mit allen Lampen und dem Kronleuchter als Gäste und als Geschenke einen Kuchen und eine Taschenlampe. Nach dem vermeintlich turbulenten Ende setzt die Choreographin noch eine Szene an, in der der Junge mit seinem großen Teddybär auf dem Sofa kuschelt und so doch noch ein Stück Phantasie zum Vorschein kommt.
Weitere Vorstellungstermine und Karten unter www.staatstheater.de, Telefon 04 41 / 222 51 11 und an der Theaterkasse.