
„Der Tod und das Mädchen“ eröffnet den dreiteiligen Ballettabend „Solarwinde“ der BallettCompagnie Oldenburg im Großen Haus des Oldenburgischen Staatsorchesters.
Foto: Stephan Walzl
Oldenburg (vs) Ein altes Sprichwort sagt bekanntlich, das Beste kommt zum Schluss. So in der Art verhält es sich auch bei dem dreiteiligen Ballettabend „Solarwinde“ der BallettCompagnie Oldenburg im Großen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters. Ausverkaufte Vorstellungen und anhaltende Begeisterung auch zum Spielzeitende sind der verdiente Lohn für die Arbeit der Compagnie mit Ballettdirektor Antoine Jully für „Der Tod und das Mädchen“, „Der Feuervogel“ sowie „Frank Bridge Variations“ von Hans van Mamen. Der letzte Ballettabend dieser Spielzeit zeigt aber nochmal besonders, wie die mittlerweile 16 Tänzerinnen und Tänzer zu einer Einheit verschmolzen sind, die nach den Worten von Antoine Jully zu Beginn seiner Zeit in Oldenburg viele Kritiker vermisst haben. Mit „Solarwinde“ zeigt er, dass sie falsch lagen.
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„Der Tod und das Mädchen“ entstand 2018 und wird jetzt gereift auf die Bühne gebracht. Ein Streichquartett des Oldenburgischen Staatsorchesters sitzt im Hintergrund der Bühne und spielt live die Musik von Franz Schubert. Nicol Omezzolli tanzt die Hauptrolle vom jungen, lebenshungrigen Mädchen bis zur alten und sterbenden Frau mit großer Hingabe und Ausdruck, die berührt. In der sehr dynamischen Choreografie tanzen die Frauen um ihr Leben und versuchen dem Tod zu entkommen. In kraftvollen Duetten, von den Männern begleitet, werden sie letztendlich dem Tod gebracht. Dieser sitzt am vorderen Bühnenrand und schminkt sich für seinen bevorstehenden Auftritt, um das Mädchen, wie erwartet, ohne Vorankündigung zu holen.
„Der Feuervogel“ als choreografische Uraufführung von Antoine Jully und der Musik von Igor Strawinsky ist eine sehr dynamische Arbeit, die von Duetten und Ensembleszenen geprägt ist. Mit Tanz auf Spitze, ist der Teil weniger abstrakt und mehr als klassisches Ballett angelegt mit entsprechenden Tanzfiguren. Der bunte Paradiesvogel (Ryan Drobner) bestimmt das bunte und agile Geschehen, macht dabei aber eine hektische und aufgedrehte Figur. Das Oldenburgische Staatsorchesters unter der Leitung von Vito Cristafaro ist dabei unüberhörbar.
Der Abschluss des Ballettabends bildet mit den „Frank Bridge Variations“ des 90-jährigen niederländischen Erfolgschoreografen Hans van Mannen zugleich den Höhepunkt an Dynamik, Energie, Ausdruck und Bewegungsvielfalt und erhält zurecht stürmischen Applaus. In dieser Choreografie zeigt das Ensemble noch einmal in Gänze ihr tänzerisches Talent und Können. Die fünf tanzenden Paare bringen ihre Duette und Solopartien mit Ausdruck und Freude ihre Athletik und Bewegungsvielfalt so temporeich auf die Bühne, dass sie die imaginäre vierte Wand durchbrechen und auf das Publikum überspringen.
Den Förderpreis für ihre besondere Leistung überreichte Ballettmeister Antoine Jully (2. von links) an Fran Kovačič und die Tänzerin Nicol Omezzolli sowie an Ballettmeisterin Carolina Francisco Sorg (rechts).
Foto: Stephan Walzl
Dass Antoine Jully an Emotionalität noch was draufzusetzen hat, zeigt er nach Vorstellungsende als er die Bühne betritt und drei Ensemblemitglieder für ihre „kontinuierliche, hochprofessionelle künstlerische Arbeit“ mit einem Förderpreis von jeweils 1500 Euro ehrt. Nicht nur der Tänzer Fran Kovačič und die Tänzerin Nicol Omezzolli sind bei den Beifallsstürmen des Publikums zu Tränen gerührt. Als Antoine Jully die Laudatio auf Ballettmeisterin (und seine Frau) Carolina Francisco Sorg anstimmt, versagt es ihm vor Dankbarkeit und Liebe nach wenigen Worten die Stimme und er übergibt unter großem Applaus den Preis mit den schlichten Worten „du bist die Beste“. Zum dritten Mal wurde dieser, von anonym bleibenden Förderern, gestiftete Preis vergeben.
Karten für die letzten Vorstellungen gibt es unter www.staatstheater.de.