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Textilproduktion erzeugt viele Verlierer

Auf ihrer Wäscheleine hängt fair produzierte Kleidung (von links): Christiane Doerfel, Johanna Bremermann, Lena Gerken, Amelie Gossens, Lise Doppler, Walburga Han und Julia von Döllen. Mit ihrem Projekt Was hängt an deiner Wäscheleine klären sie in der Oldenburger Innenstadt über fair produzierte und gesunde Kleidung auf.

Auf ihrer Wäscheleine hängt fair produzierte Kleidung (von links): Christiane Doerfel, Johanna Bremermann, Inka Thole, Lena Gerken, Amelie Gossens, Lise Doppler, Walburga Han und Julia von Döllen.
Foto: Katrin Zempel-Bley

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Oldenburg (zb) – Was hängt an unseren Wäscheleinen? Die Frage klingt banal, doch wer ihr auf den Grund geht, der kommt schnell ins Grübeln. Nicht nur, dass viele Frauen in anderen Kontinenten Textilien unter erbärmlichen Bedingungen nähen, sie werden auch chemisch behandelt und eben diese Chemikalien gelangen in unsere Körper. Das Oldenburger Projekt „Was hängt an deiner Wäscheleine“ klärt vom 15. September bis 12. Oktober über fair produzierte und gesunde Kleidung auf.

Hinter dem Projekt verbergen sich das Ökumenische Zentrum, die Universität und die Stadt Oldenburg, die bereits vom 15. bis 17. September mit einem umgestalteten Bauwagen, einer bunt bestückten Wäscheleine und einem Pavillon am Lefferseck in Oldenburgs Fußgängerzone stehen und eine Alternative zur herkömmlichen Kleidung vorstellen. „Wir bieten modisch fair gehandelte Kommissionsware verschiedener Labels an“, sagt Walburga Hahn vom Ökumenischen Zentrum.

Der Verkauf bildet aber nur den Rahmen für ein lebendiges Bildungs- und Aktionsprogramm. Denn in Workshops und Vorträgen wird über die Herstellung von billiger Mode und die Konsequenzen des Massenkonsums informiert. Allerdings ist das nicht alles. Walburga Hahn und ihre Mitstreiterinnen zeigen praktische Alternativen auf. Vor Ort können Menschen in einer Nähstube lernen, wie sie ihre alten Kleidungsstücke geschickt verändern, aufarbeiten oder auch neu bedrucken können. Zudem gibt es eine Kleidertauschbörse. Wer wissen will, wo es nachhaltige Textilien gibt und was die Labels tatsächlich bedeuten, der ist im Bauwagen richtig.

„Wir möchten das Bewusstsein der Passanten für den Kauf von Textilien schärfen“, sagt Lisa Doppler vom Ökumenischen Zentrum. Sie erinnert an den Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch, bei dem viele Näherin ums Leben kamen oder sich schwer verletzten. Ihre Löhne sind derart gering, dass die Frauen davon nicht leben können. Außerdem träumen sie von einem Acht-Stunden-Tag und sind akuten gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt. Die von ihnen hergestellte Kleidung legt zudem oft eine Reise um die Erde zurück, ehe sie zu Billigpreisen in unseren Geschäften ausliegt.

„Es werden also nicht nur Menschenrechte verletzt, sondern auch natürliche Ressourcen verschwendet“, erklärt Inka Thole, Agenda-Beauftragte der Stadt Oldenburg. Das ist aber nicht alles. Viele Textilien sind chemisch behandelt und können unsere Gesundheit negativ beeinflussen. „Mutagene oder krebserregende Substanzen dringen über die Haut in unseren Körper“, klärt Amelie Gossens auf, die an der Universität Oldenburg am Institut für Materielle Kultur studiert. „Im Umgang mit Lebensmitteln hat sich inzwischen ein kritischere Haltung bei den Verbrauchern entwickelt, bei Textilien ist das bislang nur vereinzelt der Fall“, bedauert sie.

Wer also über das Thema umfassend informiert werden will, kann sich im Rahmen von Vorträgen über die Textilproduktion in Asien und anderswo, den Chemieeinsatz in der Bekleidungsindustrie und den Label-Dschungel aufklären lassen. Und dass fair gehandelte Kleidung auch schick ist, zeigt eine Modenschau im Oktober. Der Bauwagen öffnet noch einmal vom 25. bis 27. September auf dem Julius-Mosen-Platz und vom 29. September bis 1. Oktober in der Kleinen Kirchenstraße in der Oldenburger Fußgängerzone.

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