
Berndt Wozniak (4. von rechts) und Gerhard Wessels (3. von rechts) gaben für Uwe Kettwich (2. von rechts) und seine neuen Mitarbeiter in der Kantine der Agentur für Arbeit in Oldenburg den offiziellen Startschuss.
Foto: Katrin Zempel-Bley
Oldenburg (zb) Zwölf Menschen mit Behinderungen arbeiten ab sofort in der Kantine der Agentur für Arbeit in Oldenburg am Stau. Sie sind sowohl in der Küche als auch im Service tätig und erleben echte Teilhabe.
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Als vor ein paar Monaten die Kantine in der Arbeitsagentur ausgeschrieben wurde, ergriff Gerhard Wessels, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Werkstätten Oldenburg, die Initiative. Die Teilhabe gGmbH, eine hundertprozentige Tochter der Werkstätten, bewarb sich und bekam den Zuschlag. Seit dieser Woche betreibt ein Team von 17 Mitarbeitern die Kantine und produziert täglich 240 Essen. Sämtliche Essensangebote sind frisch zubereitet.
Die Teilhabe gGmbH hat inzwischen sehr gute Erfahrungen mit ihrem Modell, Menschen mit geistigen Behinderungen in Arbeit zu vermitteln. In Oldenburg betreibt sie das Kaufhaus der Werkstätten in Oldenburgs Innenstadt und das Café Kurswechsel bei der VHS. In beiden Projekten sind überwiegend Menschen mit Behinderungen beschäftigt, die vor allem Selbstbewusstsein und ganz neue Kräfte und Fähigkeiten entwickeln. „Wir haben gesehen, wie sie buchstäblich aufblühen, extrem willig sind, Spaß haben und sich auf die Arbeit freuen“, berichtet Wessels.
Der bisherige Küchenchef in der Kantine der Arbeitsagentur, Uwe Kettwich, konnte für das Projekt gewonnen werden. Er schwärmt von seinen neuen Kollegen. „Es ist einfach super. Ich habe selten derart motivierte und begeisterte Mitarbeiter erlebt.“ Für ihn ist die Situation neu, denn mit Menschen mit geistigen Behinderungen hat er bisher noch nicht zusammengearbeitet. Dass das so reibungslos funktioniert, freut ihn ganz besonders. „Ich bin optimistisch, dass unser Vorhaben sich gut entwickeln wird. Ich spüre bei allen Kollegen große Leidenschaft.“ Tatsächlich läuft alles wie am Schnürchen in der Küche. Der Ton ist freundlich, selbst als der Kundenandrang groß ist.
Berndt Wozniak, Leiter der Arbeitsagentur, findet die Lösung optimal. „Wir reden immer von Inklusion, hier können wir sie realisieren. Schließlich sind wir auch zuständig für berufliche Rehabilitation. Besser konnte es nicht kommen“, freut er sich. Mittelfristig sollen hier auch Ausbildungsplätze entstehen und weitere Essen für eine Betriebsstätte der Gemeinnützigen Werkstätten gekocht werden. Dann müssten täglich 320 Essen produziert werden.
„Tatsächlich profitieren wir vom Café Kurswechsel“, berichtet Wessels. „Das Team verfügt nach zweieinhalb Jahren über wertvolle Erfahrungen, die wir hier einbringen können. Deshalb sind auch einige Mitarbeiter des Cafés hier tätig. Sie wissen, worauf es ankommt.“ Die Kunden des Cafés sind angetan von dem Service und dem äußerst freundlichen Ton. Der fällt auch hier sofort auf.
Wenn die Kantine gut läuft, möchte Wessels ein Integrationsunternehmen gründen. „Da hätten wir die Möglichkeit, noch viel mehr Menschen mit geistiger Behinderung sinnvoll und adäquat zu beschäftigen und auch auszubilden. Genau so funktioniert Inklusion“, sagt er und ist zuversichtlich bezüglich des neuen Projekts.