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Catcalling im Fokus: Oldenburgs Jugend setzt Zeichen

Viele junge Frauen sind Opfer von Catcalling.

Viele junge Frauen sind Opfer von Catcalling.
Foto: Prostock-studio

Oldenburg (Maja Schnurpfeil/pm) Catcalling ist #keinKompliment – Rund 50 kommunale Gleichstellungsbeauftragte starten eine Kampagne zum Anti-Catcall-Tag, der am Freitag, 14. Juni, stattfindet. In Oldenburg sprechen Mädchengruppen über ihre Erfahrungen mit verbaler sexueller Belästigung. Sie gestalten Plakate, um ihre Reaktionen auf Catcalls darzustellen.

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Catcalling ist eine Form der sexuellen Belästigung. Dazu gehören unter anderem anzügliche Bemerkungen, obszöne Witze und Hinterherpfeifen in der Öffentlichkeit. Laut einer Studie des Vereins Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen sind vor allem Frauen betroffen. Das Alter mit dem Catcalling am häufigsten erlebt wird liegt bei 19 Jahren. Über die Hälfte der Opfer gab an, durch die Belästigung ängstlicher zu sein und sich an bestimmten Plätzen unsicherer zu fühlen. Die Täter/innen sind meistens männlich und zwischen 20 und 30 Jahre alt. Weitere Ergebnisse der Studie können hier nachgelesen werden.

Erfahrungen und Reaktionen

Im Mädchentreff, in der Freizeitstätte „Die Villa“ und im Stadtteiltreff Dietrichsfeld haben sich Mädchengruppen mit dem Thema auseinandergesetzt. Die Teenager und Jugendlichen wurden gefragt, wie sie Catcalling bislang erlebt haben. Außerdem ging es darum, welche Gefühle Catcalling auslöst und was sie anderen in ähnlichen Situationen raten würden. Die Erfahrungen waren dabei so unterschiedlich wie die Reaktionen. Während einige mit frechen Sprüchen antworten, lachen oder den Mittelfinger zeigen, suchen andere Hilfe oder wechseln die Straßenseite. Die Reaktion auf Catcalls ist dabei aber nicht nur eine Typfrage, sondern auch situationsabhängig. Die Gruppe im Mädchentreff zog das Fazit, immer auch auf das Bauchgefühl zu hören. Wichtig sei außerdem, dass man versuche, die Gefahr durch seine Reaktion nicht weiter zu erhöhen. In der Freizeitstätte „Die Villa“ hat die Gruppe unter anderem Unterstützungsangebote benannt, wie das Heimwegtelefon oder die Kampagne „Ist Luisa hier?“, selbst Pfefferspray war Teil der Ideen- und Ratschlägesammlung. Aus den Reaktionen der Teenager und Jugendlichen auf Catcalling wurden im Stil der Gesamtkampagne zwei Plakate gestaltet. Diese können unter www.oldenburg.de/anti-catcall-day heruntergeladen werden, um sie selbst zum Beispiel auf Social Media zu nutzen oder zum Aufhängen auszudrucken.

„Es ist traurig, dass Mädchen und Frauen in solche Situationen gebracht werden“, so die Gewaltschutzkoordinatorin Johanna Lipski des Gleichstellungsbüros. „Wir möchten mit der Aktion aufzeigen, welche Schutzstrategien sich Mädchen bereits aneignen, um teil am öffentlichen Raum zu haben.“ Im Stadtteiltreff Dietrichsfeld lässt der Austausch die Pädagogin Annamaria Picheca auch nachdenklich zurück: „Unglaublich und erschreckend zu erfahren, dass fast alle Mädchen betroffen sind! Ich hoffe wirklich, dass sich etwas ändert, vor allem auf politischer Ebene, damit Catcalling auch in Deutschland bestraft wird!“. In anderen europäischen Ländern wie Portugal, Spanien oder Frankreich gilt Catcalling bereits als Straftat oder Ordnungswidrigkeit. Das Ziel, dass diese Vorfälle auch in Deutschland als Strafbestand bewertet werden, verfolgt auch die Kampagne #keinKompliment. Dabei weist sie auf das Recht der sexuellen Selbstbestimmung hin.

Sichtbarkeit schaffen

Der Instagram-Account „Catcalls of Oldenburg“ macht Catcalls in der Öffentlichkeit sichtbar. Menschen, die belästigt wurden, können eine Nachricht an den Account schicken. Die Zurufe oder das Verhalten der Täter/innen schreiben die Betreiber/innen mit dem Hashtag „Stoppt Belästigung“ auf die Gehwege der Stadt.

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