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Tatort Bundespolizei: „Was bleibt“

Malik Blumenthal und Wotan Wilke Möhring in „Was bleibt“.

Malik Blumenthal und Wotan Wilke Möhring in „Was bleibt“.
Foro: NDR / Georges Pauly

(Achim Neubauer) Im Tatort begann das neue Jahr mit einem Abschied. Bundespolizistin Julia Grosz, die Partnerin von Thorsten Falke verabschiedet sich und dafür hat Drehbuchautorin Marija Erceg einen Fall kreiert, der nicht so ganz viel zu wünschen übrig lässt. Im Milieu der Geflüchteten, dass regelmäßig in den Bundespolizei-Tatorten beleuchtet wird, wird diesmal untersucht, was es bedeuten kann, Existenz und Identität aufzugeben, in der Hoffnung auf ein besseres Leben.

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Wotan Wilke Möhring und Franziska Weisz in „Was bleibt“.
Forto: NDR / Georges Pauly

Fast fünf Minuten dauert die ungeschnittene Eingangsszene, die die Zuschauer mitten hineinnimmt in einen SEK-Einsatz in den Hinterzimmern einer Hamburger Imbisstube. Die Kamera klebt dabei die ganze Zeit an Denis Demorovic (Malik Blumenthal), der soeben sein Geld gegeben hat, gegen das Versprechen einen neuen Pass zu erhalten. Auf seiner Flucht läuft er Kommissar Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) in die Arme. Die beiden kennen sich, auch wenn Falke das erst nicht bewusst ist. Er hatte dem Flüchtenden damals ein Versprechen gegeben- Zwanzig Jahre ist das nun her; der Kommissar hat das alles vergessen, Demorovic nicht. Erst als er tot aufgefunden wird, erinnert sich der Polizist, der seine Jugend in Hamburg-Billstedt verbracht hatte, – zunächst nur vage – an seine Zusage.

Was ist damals im Jugendzentrum passiert, als es brannte? Und wer hatte das Feuer gelegt, dass Demorovic schwer verletzt hatte?

Die Falke-Tatorte – so viel darf wohl nach inzwischen 19 Filmen mit dem Ermittler festgestellt werden- sie sind dann besonders gelungen, wenn Falke emotional angegriffen ist. Die persönliche Involviertheit, die bei anderen Kommissaren aus dem Tatort-Universum oft zur Kritik führt; bei den Bundespolizei-Filmen, den guten zumal, gehört sie zur DNA. Da macht der Fall in dem sich Julia Grosz verabschiedet, keine Ausnahme.

Franziska Weisz in „Was bleibt“.
Foto: NDR / Georges Pauly

Durchaus überraschend begründete der NDR Franziska Weisz‘ Abschied mit der Feststellung; die Figur sei „auserzählt“. Davon, dass dem eben nicht so ist, legt „Was bleibt“ ein beredtes Zeugnis ab. Eine ganz neue Facette der Ermittlerin taucht in den 89:04 Filmminuten immer wieder auf: Sie singt. Mit ihrer Band interpretiert sie u.A. „Seven Nation Army“ von The White Stripes – und das gar nicht mal so schlecht. Grosz ist weit emotionaler gezeichnet als in den vorhergehenden zwölf Fällen an der Seite von Falke. Er nimmt demgegenüber ziemlich regungslos die Nachricht entgegen, dass seine Kollegin zum BKA zu wechseln beabsichtigt. Ähnlich lakonisch reagierte er allerdings ja auch schon auf den Ausstieg seiner damaligen Partnerin Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller), der Vorgängerin von Julia Grosz.
Die Autorin Marija Erceg („Ostfriesenfeuer“) entwickelte für Weisz‘ Abschied eine durchaus aktuelle Geschichte über Migration und Identität, Schuld der Vergangenheit und dem Versuch Sühne zu leisten. Schnell entsteht die Vermutung, dass Oliver Timmig (Hanno Koffler) derjenige gewesen sein könnte, der damals das Feuer im Jugendzentrum gelegt hatte. Katharina und Björn, seine Eltern (Leslie Malton und Gerhard Garbers) engagieren sich aktuell in der Flüchtlingshilfe. So bildet das Thema „Migration“ letztlich nicht mehr und nicht weniger als den Hintergrund für eine Familiengeschichte, ein Drama.

Von Frank Küpper in eindrücklichen Bildern aufgelöst, inszeniert der Regisseur May Zähle seinen zweiten Tatort – nach dem Münsteraner Film „Limbus“ – nach rasantem Auftakt in recht ruhigen Bildern; er lässt Zeit, dass sich die Figuren entwickeln.

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