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Tatort Bremen: „Solange du atmest“

Via Jikeli als Rani Ewers im Bremer Tatort „Solange du atmest“.

Via Jikeli als Rani Ewers im Bremer Tatort „Solange du atmest“.
Foto: Radio Bremen/Claudia Konerding

Oldenburg (Achim Neubauer) Die Leiche, die an der Weser aufgefunden wird, ist so brutal zugerichtet, dass die Identifizierung für die Kommissarinnen Liv Moormann und Linda Selb zunächst mal unmöglich ist. Nur die Aufnahmen einer Überwachungskamera können schließlich dabei helfen, den Toten zu identifizieren. Warum allerdings Marek Kolschak, ein Investigativjournalist, regelrecht hingerichtet wurde – und von wem, das zu entschlüsseln, ist der Inhalt des neuen Tatort aus Bremen, der am 11. Mai 2025 im Ersten ausgestrahlt wird.

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Konsequent aus der Sicht eines Stalking-Opfers erzählt der neue Tatort von Radio Bremen von einer toxischen Beziehung. Rani Ewers (Via Jikeli) wird von Marek Kolschak (Jonathan Berlin) verfolgt. Überall schon hat er ihr und ihrer kleinen Tochter Mia aufgelauert. Sie hat Angst, sieht ständig Gefahren. In Rückblenden, eher Flashbacks, stehen die Bedrohungen vor ihren Augen; so überhöht, dass es – für sie und die Zuseher – schwer ist, zu verstehen, ob die aktuelle Furcht einen realen Anhaltspunkt hat oder eingebildet ist, Übergriffe bereits in der Vergangenheit geschehen waren oder in der Gegenwart das Leben beschweren. Das ist der eine Erzählstrang des Buchs der Tatortpremiere von Autorin Judith Westermann.

Das andere Motiv findet seinen Anhalt bei den Recherchen des getöteten Journalisten: Im Drogenmilieu der Weserstadt war der 16-jährige Lenny verstorben. Zwar ist der Fall polizeilich abgeschlossen, aber sowohl Marek Kolschak als auch Ermittlerin Selb sind skeptisch, ob die geständige Freundin eines Dealers wirklich für den Tod verantwortlich sind.

Schließlich wird – ein Kontinuum in den Bremer Tatorten mit Moormann und Selb – die soziale Not thematisiert: Prekäre Wohn- und Lebenssituationen von alleinerziehenden Müttern stehen diesmal im Fokus. Rani und ihre Tochter sind von Paula Södersen (Sarina Radomski) aufgenommen worden, haben bei ihr Unterkunft gefunden und Schutz; aber der Stalking-Albtraum setzt sich trotzdem fort.

Rani Ewers (Via-Jikeli) und Marek Kolschak (Jonathan-Berlin) in „Solange du atmest“.
Foto: Radio Bremen/Claudia Konerding

Kameramann Martin L. Ludwig und Regisseurin Franziska Margarte Hoenisch finden angemessene Bilder, die Not und Verzweiflung der verfolgten Mutter darzustellen. Gerade, wie der Film in vielen Momenten zwischen Realität und Fiktion changiert, Rückblende und Gegenwart von Bedrohung und Verfolgung, das ist zum einen der wunderbaren Via Jikeli (Rani Ewers) zu verdanken, zum anderen aber eben auch der Inszenierung. Es liegt auf der Hand, dass durch die dramaturgische Fokussierung auf die Perspektive des Opfers, die anderen Mitspielenden nicht wirklich zur Geltung kommen können. Das gilt insbesondere in Bezug auf die beiden Ermittlerinnen. Für Jasna Fritzi Bauer (Liv Moormann) und Linda Selb (Luise Wolfram) hält das Drehbuch beständige Zickerei und eine konstruiert wirkende Konkurrenzsituation bereit. Sowohl die Lässigkeit der ersten beiden – von Christian Jeltsch geschriebenen – Fälle („Neugeboren“ und „Und immer gewinnt die Nacht“ freilich noch im Trio mit Dar Salim), als auch die fein ausformulierten Dialoge der Kommissarinnen fehlen im Moment den Bremer Beiträgen – und unterfordern ganz offensichtlich sowohl Bauer als auch Wolfram.

Felix Krömer, Jasna Fritzi Bauer, Franziska Margarete Hoenisch, Via Jikeli und Sarina Radomski (von links) bei der Preview von „Solange du atmest“.
Foto: Sandra Martinez

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