Wirtschaft

LandTageNord: modische Kleider aus Milch

Anke Domaske stellt Kleider und andere Artikel aus Milch her.

Anke Domaske stellt Kleider und andere Artikel aus Milch her.
Foto: privat

Wüsting (zb) Kleider aus Milch – geht das? Anke Domaske, Gründerin der Qmilk Deutschland GmbH, zeigt auf den LandtagenNord in Wüsting wie das funktioniert. Auf den LandTagenNord zeigt Qmilk am Montag, 25. August, im Rahmen einer Modenschau die neuesten Kreationen.

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Aufgrund einer Krebserkrankung eines Familienmitglieds machte sich die 31-Jährige vor drei Jahren auf die Suche nach chemisch unbehandelter Kleidung und stieß dabei auf Milchproteine. „Milch wurde bereits in den 30er Jahren zu Textilien verarbeitet. Dieser Prozess war allerdings energetisch aufwendig, und ein gutes Ergebnis konnte nur durch Zuhilfenahme verschiedenster schädlicher Chemikalien erreicht werden“, berichtet die Mikrobiologin.

Die Idee, eine Faser aus Milch herzustellen, faszinierte sie. In einer Küche startete sie ihr Experiment. Das nötige Equipment für rund 200 Euro besorgte sie sich im Supermarkt und legte mit ihrem Gründerteam los. Nach intensiver Forschungsarbeit hatte sie die Lösung. Daraufhin rief sie 2011 gemeinsam mit drei weiteren Frauen das Start up-Unternehmen Qmilk GmbH ins Leben und startete die Produktion in diesem Jahr. Auf den LandTagenNord präsentiert sie ihre Innovation – modische Kleider – unbelastet, kompostierbar und mit allen positiven Eigenschaften der Milch als Grundrohstoff.

„Wir sind die Inhaber einer einzigartigen Technologie zur Herstellung von Textilfasern aus dem Milchprotein Kasein“, erzählt Anke Domaske. Die Textilfaser findet außer in der Bekleidung auch Anwendung in Heimtextilien, der Automobilbranche oder der Medizintechnik. „Milchfasern sind geeignete Schlaffasern und können in Matratzen und Unterbetten, Bettdecken und Bettwäsche bis hin zu Nachtwäsche eingesetzt werden. Das hervorragende Feuchtigkeitsmanagement von Qmilk sichert einen gesunden Schlaf. Mit Füllmaterialien aus Qmilk kann das natürliche und erholsame Schlafen unterstützt werden. Die antibakteriellen Eigenschaften gewähren zusätzlichen Nutzen, um den Schlaf zu verbessern“, berichtet sie.

Die Automobilbranche ist auf der Suche nach antiallergischen und nachhaltigen Materialien. Auch hier bietet sich der Einsatz von der Milchfaser an. Im Medizinbereich ermöglicht die Faser die Entwicklung neuer Textilausrüstungen aus natürlichen und nachwachsenden Rohstoffen, denn sie wirkt vor allem gegen bestimmte Bakterienstämme antibakteriell.

„Wir wollen Produkte schaffen, die nicht nur Menschen helfen können, sondern auch gut für die Umwelt sind. Nachhaltigkeit ist ein fester Bestandteil unserer Firmenkultur. Dementsprechend haben wir uns in unseren Unternehmenswerten verpflichtet, nachhaltig und gesellschaftlich verantwortlich zu wirtschaften. Mit unseren Qualitätsprodukten aus natürlichen und nachwachsenden Rohstoffen bieten wir auch unseren Kunden die Möglichkeit, ihr eigenes nachhaltiges Handeln zu verbessern“, erläutert sie ihre Firmenphilosophie.

Der von Qmilk verarbeitete Rohstoff ist kein Lebensmittel. Denn 1,9 Millionen Tonnen Milch werden in Deutschland jährlich entsorgt. Das Milcheiweiß Kasein wird aus Rohmilch hergestellt, die nicht mehr verkehrsfähig ist und nach gesetzlichen Regelungen nicht als Lebensmittel verwendet werden darf. „Somit ist die entsorgte Milch zwar nicht mehr für den Verzehr geeignet, allerdings enthält sie sehr wertvolle Bestandteile und ist ein äußerst kostbarer Rohstoff, der großes Potenzial für technische Zwecke bietet“, erklärt die Mikrobiologin.

Die Milch erhält sie von Molkereien in ihrer Umgebung rund um Hannover. Sie hofft, dass noch viel mehr Landwirte und Molkereien auf sie aufmerksam werden und mit ihr ins Geschäft kommen, denn so wie sich ihre Idee entwickelt, braucht sie noch viele Liter Milch, um der Nachfrage gerecht zu werden. Ihre Milch findet sich nicht nur in der besonders hautfreundlichen und sehr glatten Faseroberfläche der Kleidung wieder. Ihr Unternehmen stellt inzwischen auch Kosmetik oder Granulat her. „Milch ist ein hochinteressanter Rohstoff mit vielfältigen Möglichkeiten. Tatsächlich ist Milch ein uralter Rohstoff, mit dem schon Höhlen bemalt wurden“, sagt sie und ihre Begeisterung ist deutlich zu spüren.

Auf den LandTagenNord zeigt Qmilk am Montag im Rahmen einer Modenschau nicht nur die neuesten Kreationen, das junge Unternehmen hofft zudem, mit vielen Landwirten aus der Region bezüglich ihrer nicht verwendbaren Milch ins Gespräch zu kommen. Interessierte Milcherzeuger können sich bei Anke Domaske telefonisch unter 05 11 / 37 41 30 59 oder per E-Mail an l.voelsgen@qmilk.eu melden.

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