Wirtschaft

Gebot der Nachhaltigkeit gilt uneingeschränkt

Landwirtschaftskammerdirektor Hans-Joachim Hamrs und Kammerpräsident Arendt Meyer zu Wehdel begrüßten Christian Meyer, Niedersächsischer Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

Kammerdirektor Hans-Joachim Hamrs (links) und Kammerpräsident Arendt Meyer zu Wehdel (rechts) begrüßten Christian Meyer, Niedersächsischer Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
Foto: Katrin Zempel-Bley

Oldenburg (zb) „Die Achterbahnfahrt in der Landwirtschaft ist beendet“, erklärte Arendt Meyer zu Wehdel, Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, gestern anlässlich der Kammerversammlung in Oldenburg. Er sprach von einer Stabilisierung der Höfe im ablaufenden Jahr.

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Die Landwirte blicken auf ein gutes Wirtschaftsjahr 2012/13 zurück. Der durchschnittliche Haupterwerbsbetrieb erzielte ein Unternehmenseinkommen von 74.818 Euro (2011/12: 65542 Euro) und damit rund 14 Prozent mehr als im Vorjahr. „Dieser Betrag bedeutet eine angemessene Entlohnung der Arbeitskraft und eine adäquate Verzinsung des eingesetzten Kapitals“, so der Präsident.

Allerdings sei der Boom in der Agrarwirtschaft nicht gleich verteilt, räumte er ein. Uneingeschränkte Gewinner seien die Ackerbaubetriebe. Die daraus resultierenden hohen Futtermittelkosten für die Fleisch produzierenden Veredlungsbetriebe konnten durch verbesserte Umsatzerlöse auf dem Fleischsektor kompensiert werden. Allein die auf Milchviehhaltung spezialisierten Futtermittelbetriebe konnten das Vorjahresniveau nicht halten und mussten leichte Verluste hinnehmen.

Gedanken macht sich Arendt Meyer zu Wehdel über die „Entfremdung zwischen Bürgern und der Landwirtschaft. Nur gemeinsam können wir den Wohlstand in den einzelnen Dörfern und Gemeinden mehren“, erklärte er. Deshalb müssen wir Landwirte geplante Investitionen besser und offener kommunizieren“, forderte er seine Kollegen auf. Dieser Zusammenhang sei den Bürgern vielfach abhanden gekommen, beklagte er.

Landwirte sorgten in den Dörfern und somit Regionen für Dynamik und Wirtschaftskraft. Zunehmend würde den Landwirten jedoch skeptisch begegnet. „Das gipfelt darin, dass Bürger bestimmte Betriebe nicht mehr wollen“, so Meyer zu Wehdel. Er stellte jedoch auch klar, dass das Gebot der Nachhaltigkeit uneingeschränkt gelte. Ressourcen wie zum Beispiel das Grundwasser müssten unbedingt bewahrt bleiben.

6100 junge Leute haben sich aktuell für die duale Ausbildung in einem Agrarberuf entschieden. Das bedeutet eine Stabilisierung gegenüber dem Vorjahr. „Dennoch müssen wir uns weiterhin intensiv darum bemühen, junge Menschen für diese Berufe zu gewinnen“, sagte Fachbereichsleiterin Edda Ahlers. Junge Menschen auf die Agrarberufe aufmerksam machen, sie für Praktika in die Betriebe zu holen, um ihnen zeigen, welche Chancen diese Betriebe bieten, müsse weiterhin Ziel der Landwirtschaft sein.

„Niemand wird leugnen, dass wir eine Landwirtschaft brauchen, die unsere natürlichen Ressourcen bewahrt und wieder mehr Akzeptanz in der Gesellschaft finden muss“, erklärte der Niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer, der zum Thema „Die neue Agrarpolitik – Mehr Qualität, Nachhaltigkeit und Wertschätzung für eine bäuerliche Landwirtschaft“ sprach.

„SPD und Grüne wollen die Zukunft des Agrarstandortes Nr. 1 nachhaltig sichern“, stellte Meyer klar. Die niedersächsische Landwirtschaft ist durch vielfältige bäuerliche Familienbetriebe geprägt, nicht durch juristische Personen und 1000-Hektar Betriebe. Im Fokus der Landespolitik stünden daher die rund 40.000 Familienbetriebe mit einer durchschnittlichen Größe von 62 Hektar. Entscheidend sei, dass diese Betriebe nachhaltig wirtschafteten.

Die sanfte Agrarwende sei kein abrupter Kurswechsel um 180 Grad, sondern ein energisches, aber maßvolles Umsteuern. Er kündigte ein Düngekataster an, das die Nährstofffrachten klar dokumentiert. Ziel sei es, Austräge von Nährstoffen zu mindern und die Wasserqualität in Grund- und Oberflächengewässern zu verbessern. Beim Tierschutz führt die Landesregierung den Tierschutzplan der Vorgängerregierung fort.

Knapp 40 Prozent des EU-Haushaltes, rund 50 Milliarden Euro Steuergelder fließen jährlich in die Landwirtschaft. „Ich halte es für geboten, öffentliche Mittel auf solche Betriebe zu konzentrieren, die besondere Gemeinwohlleistungen für die Menschen in Niedersachsen erbringen und auf solche, die natur- oder größenbedingte Kostennachteile überwinden müssen“, erklärte Meyer abschließend.

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