Ammerland

Demonstration: Rastede will kein Kuhdorf werden

Rund 300 Rasteder Bürger zogen durch Rastede, um gegen den geplanten Großkuhstall in Kleibrok zu demonstrieren.

Rund 300 Rasteder Bürgerinnen und Bürger zogen durch den Ort.
Foto: Anja Michaeli

Rastede (am) Unter dem Motto „Kuhdorf, Nein danke!“ protestierten heute nach Polizeiangaben rund 300 Bürgerinnen und Bürger aus Rastede gegen einen geplanten Großkuhstall in Kleibrok. Anlass dafür war das Genehmigungsverfahren für einen Stall für 592 Kühe und 40 Kälber-Iglus, das nach Meinung der Gegner am kommenden Montag in einer öffentlichen Sitzung des Bauausschusses der Gemeinde Rastede wahrscheinlich befürwortet werden wird. Die Demonstranten befürchten Geruchsbelästigung, erhöhtes Verkehrsaufkommen, Immissions- und Keimbelastung und plädieren für eine artgerechte Tierhaltung. Der Demonstrationszug zog friedlich durch den Ort, am Denkmalsplatz wurde die Abschlusskundgebung gehalten.

Anzeige

Man wolle verhindern, dass die Bauernschaft Kleibrok „zu einer agrarindustriellen Desasterzone, vergleichbar mit den Verhältnissen im südlichen Oldenburg, verkommt“, teilten Sabine Brandt und Dr. Thomas Neumann, Mitglieder der Bürgerinitiative Rastede, mit. 700 Kühe würden dort bereits stehen, mehr als 600 weitere Kühe seien vom Landwirt Christian Meyer-Hullmann aus Wahnbek geplant.

Im vergangenen Jahr hatte der Landwirt einen Bauantrag für einen Stall für 918 Kühe in Rastede-Kleibrok gestellt und diesen dann nach vehementen Protesten wieder zurückgezogen. Gewehrt hatten sich mehr als 3500 Rasteder Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Unterschrift. Im Mai 2014 wurde eine kleinere Anlage für 592 Kühe und 40 Kälber-Iglus an einem anderen Standort (ebenfalls in Kleibrok) beantragt. „Im Prinzip hat sich mit dem neuen Bauantrag qualitativ nichts verändert“, sagte Dr. Thomas Neumann von der Bürgerinitiative „Kuhdorf, Nein danke!“. „Die Gefahren sind die gleichen.“ Außerdem sei mit den 40 Kälber-Iglus, die als 16 Kühe berechnet werden, die Grenze von 600 Kühen für ein einfaches Genehmigungsverfahren überschritten.

Die Mitglieder der Bürgerinitiative finden, dass die eingereichten Gutachten teilweise grob fehler- und lückenhaft seien. Die Bürgerinitiative bewertet zudem auch das vom Landrat eingeleitete Genehmigungsverfahren als rechtlich nicht gedeckt und gegenüber den Anwohnern als schikanös. Inzwischen habe der Landkreis ein erstes Zugeständnis machen müssen: Die Einspruchsfrist wurde auf den 1. August verlängert, freut sich Neumann. Es seien bereits acht Seiten Einwände von zirka 50 Bürgerinnen und Bürger gegen die neue Planung eingereicht worden.

Reaktion auf Ankündigungsflyer

Ein Ankündigungsflyer zur Protestaktion hatte schon im Vorfeld zu einer Reaktion geführt. Der Fraktionssprecher der Grünen, Gerd Langhorst, weist in einem Schreiben die Vorwürfe von Trickserei, grob fehlerhaften Gutachten und Hinterzimmerpolitik zurück. Dies seien Unterstellungen von denen sich die Grünen-Fraktion distanzieren, so Langhorst. Zudem forderte er eine Richtigstellung: In dem Flugblatt wurde erwähnt, dass der benachbarte Landwirt Helmers bereits eine Genehmigung für einen Stall für 700 Kühe habe. „Das entspricht nicht den Tatsachen“, sagte Langhorst. Es sei eine Genehmigung für ein Kuhbestand von 150 auf 300 in Planung und Plätze für Jungvieh beantragt. Der Betrieb sei auch weiterhin ein bäuerlich geführter Familienbetrieb, habe der Landwirt auf Nachfrage der Grünen-Fraktion mitgeteilt. Er befinde sich mit dem aktuell vorhandenen Tierbestand und auch nach Aufstockung weit entfernt von der Grenze zur gewerblichen und damit nicht mehr privilegierten Landwirtschaft. Ärgerlich sei es, so Langhorst, dass so von den gemeinsamen Zielen nach artgerechter Rinderhaltung mit Weidegang, Einhaltung der Tierzahlen, Klärung der Stickstoffdepositionen und den Auswirkungen der Hormonbehandlung von Kühen, die bei einer industriell betriebenen Agrarwirtschaft zu Lasten von Grundwasser, Boden und Luft gehen, abgelenkt würde.

Am Montag, 7. Juli, 16 Uhr soll bei einer öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Bau, Planung, Umwelt und Straßen in der neuen KGS-Aula (Eingang Bahnhofstraße) über das Thema Neubau einer Milchviehanlage gesprochen werden.

Vorheriger Artikel

Freifeld: Das Programm steht fest

Nächster Artikel

Bürger basteln anatomisches Riesenherz

Keine Kommentare bisher

Einen Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.