Menschen

Antiquariat am Wendehafen schreibt letztes Kapitel

Pu Schröder vor seinem Antiquariat am Oldenburger Wendehafen.

Pu Schröder vor seinem Antiquariat am Wendehafen.
Foto: Anja Michaeli

Oldenburg (am) Ein Oldenburger Gesicht – Pu Schröder – geht in den Unruhestand. Nach zwölf Jahren löst er sein Antiquariat am Wendehafen auf und öffnet ein neues Kapitel. 30 000 Bücher müssen nun bis Ende Juli verkauft werden.

Anzeige

Klaus Schröder, in Oldenburg als Pu stadtbekannt, startete mit der auslaufenden 68er-Bewegung gemeinsam mit seiner Frau Puse in sein erstes Unternehmen. Mit „Regalbau Schröder“ wurde der Versuch einer anarchistischen Fabrik gewagt, selbstbestimmtes Arbeiten stand im Vordergrund. Nach 24 Jahren wandte er sich seiner großen Leidenschaft, den Büchern, zu.

Alles begann mit einem illegalen Bücherkarren. Pu Schröder zog mit dem Handwagen durch die Stadt – zur Freude seiner Kunden. „Das war sehr beliebt und alle freuten sich darüber“, erinnert sich Pu. Leider habe nach viereinhalb Jahren ein Verwaltungsangestellter gemerkt, dass der Verkauf nicht genehmigungsfähig sei. In weiser Voraussicht hatte der findige Anarchist aber in der Zwischenzeit das Antiquariat am Wendehafen 5 eröffnet, und seine Kunden fanden den Weg auch so zu ihm. Außerdem startete er mit dem Onlineverkauf. Das Antiquariat wurde zu einem Treffpunkt. Gäste zum Kaffee, Segler am Regentag, Buchfreunde auf der Suche: In dem geräumigen Laden war immer was los. „Die Skipper kamen im Sommer mit dem Boot und im Winter mit dem Auto.“ Seefahrer erhielten eine Törnberatung, Pu informierte über Tide- und Brückenzeiten, neueste Seekarten wurden verkauft. „Trotzdem bekam ich all die Jahre immer gerade mal die Miete zusammen“, so Pu, der seine Erfahrung mit 45 Jahren alternativer Lebensweise bald in einem eigenen Buch veröffentlichen will.

Vor dem anstehenden Ruhestand müssen die meisten der rund 30.000 Bücher verkauft werden. Themenschwerpunkte sind Seefahrt, Regionales, Medizin und Esoterik. Aber auch Romane, politische Literatur oder Gartenbücher stehen in Pu’s Regalen. Geordnet nach 64 Kataloggruppen sind hier zahlreiche Sachgebiete zu finden, die jeweils auch komplett zum Verkauf stehen. Über den Preis würde man sich sicher einig, ist sich Pu sicher. Seine Bücher verkauft er bis Ende Juli zum großen Preisnachlass. Am 1. August ist Geschäftsschluss.

Alles aufgeben möchte er nicht. Ein kleiner Internetshop bleibt erhalten, und seine Mitarbeiterin Maria Franke will einen viel kleineren Buchladen eröffnen. „Leider muss das Antiquariat aufgelöst werden“, betont Pu, denn es sei quasi unmöglich einen Nachfolger zu finden. Interessenten können sich telefonisch unter 0441 / 20 12 76 melden oder einfach persönlich am Wendehafen 5 vorbeikommen.

Vorheriger Artikel

Grünes Licht für Sanierung des Augusteums

Nächster Artikel

Ideenwettbewerb für die neue Cäcilienbrücke

Vorheriger Artikel

Grünes Licht für Sanierung des Augusteums

Nächster Artikel

Ideenwettbewerb für die neue Cäcilienbrücke

3 Kommentare

  1. Hu
    10. Juli 2013 um 8.08 — Antworten

    Ein Gesicht geht in Ruhestand? Und der Rest des dazugehörigen Menschen?

  2. Hans-Jochen Bock
    12. Juli 2014 um 15.12 — Antworten

    Schade, dass du dein Antiquariat schließt, und das ich erst jetzt davon erfahren habe, das es das überhaupt gibt. Ich schreibe nämlich sehr viel und hätte gerne die Öffentlichkeit erreicht. Von vier abgeschickten Leserbriefen hat die Nordwestzeitung drei veröffentlicht. Aber weiter bin ich nicht gekommen. Was mich von Vielen unterscheidet, ist, das ich mir zutraue, unverblümt die Wahrheit zu schreiben, oder meine Meinung zu sagen. Ich bedaure immer wieder, wie wenige Menschen den Mut haben, Klartext zu reden, voraus gesetzt, das sie ihn überhaupt kennen. Ich habe seit zwanzig Jahren kaum noch Kontakte zu Leuten, oder es sind immer die Falschen. Naja, ich wollte auch weiter nichts Wichtiges sagen und wünsche dir viel Erfolg zum Verkauf deiner Bücher.

  3. Tom
    17. Juli 2014 um 15.08 — Antworten

    Am Wendehafen 5 persönlich vorbeizukommen, dürfte allerdings ziemlich aussichtslos sein. Das Ladenlokal steht leer. Schade, ich war da und wollte noch nach dem ein oder anderen stöbern.

Einen Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.