Film

Wo ist denn hier der Notausgang?

Die Dreharbeiten zu Exit sind fast abgeschlossen.

Die Dreharbeiten zu Exit sind fast abgeschlossen.
Foto: privat

Oldenburg (am/zb) Obwohl wir alle wissen, dass die Ressourcen endlich sind, der permanente Konsum nicht glücklicher macht, wir auf Kosten nachfolgender Generationen leben und der Klimawandel verheerende Folgen haben wird, ändern wir unser Verhalten nicht? Warum das so ist, darum geht es in dem Filmprojekt „Exit“ der Kulturetage Oldenburg in Zusammenarbeit mit der Universität Oldenburg und dem Lokalsender oeins, das gestern vorgestellt wurde.

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„Wir ignorieren, dass wir alles dafür tun, unsere Umwelt und unseren Planeten zu zerstören und blenden aus, dass wir es den künftigen Generationen überlassen wie sie damit umgehen sollen“, so Bernt Wach, Geschäftsführer der Kulturetage, der gemeinsam mit Frank Bekuhrs, Redakteur bei oeins, und Drehbuchautor Ulf Goerges in fünf Filmen von jeweils zirka 45 Minuten Länge der Frage nachgeht, ob es einen Notausgang gibt? „Die Initialzündung dazu war ein Vortrag von Dr. Niko Paech über die Postwachstumsökonomie“, so Bernt Wach. Herausgekommen ist eine humorvolle Serie mit ernstem Hintergrund, die von sechs Parteien in einem Haus handelt. Sie suchen nach Lösungen in unserer Wachstumsgesellschaft und starten den Versuch, sich vom Überfluss zu befreien. Gedreht wurde in der Werbachstraße in Oldenburg. Zwei Drittel des Filmprojektes wurden bereits fertiggestellt.

An fünf Premierenabenden in der Kulturetage im Theater k an der Bahnhofstraße diskutieren nach den Filmpräsentationen Fachleute zu den jeweiligen Themen über Möglichkeiten und Grenzen des eigenen Handelns, um die Katastrophe noch zu stoppen.

Der Zuschauer erlebt die fiktive Geschichte von Stadtteilbewohnern, die auf einer Bürgerversammlung beschließen, mit der Postwachstumsökonomie ernst zu machen. Dazu gehören erste erfolgreiche Versuche, den Stadtteil autofrei zu bekommen, die Einrichtung eines Tauschrings von Geräten und Werkzeugen und die Bildung von Netzwerken der Nachbarschaftshilfe. „Es wird der Weg in eine bescheidenere Versorgung, beginnend mit Entrümpelung und Entschleunigung und einer neuen Balance zwischen Selbst- und Fremdversorgung nachgezeichnet, und zwar aus wechselnden Perspektiven“, kündigt Bekuhrs an. Der Zuschauer lernt auch Protagonisten wie Herrn Lehmann kennen, der ein letztes Mal liebevoll seine Bohrmaschine streichelt, bevor sie Allgemeingut wird. „50 bis 60 Leute haben für die Filmszene ‚Gerätesharing‘ ihre Elektrogeräte, vom Nasenhaartrimmer bis zum Röhrengerät, gebracht“, freut sich Bekuhrs über das Interesse am Thema.

„Humor ist in diesem Zusammenhang elementar wichtig, nicht um individuelle Widersprüche zu belächeln, sondern weil die eigenen Schwächen, sein Leben neu zu gestalten, nur mit Humor zu ertragen sind“, findet Wach. „Grundsätzlich soll diese Serie aber zeigen – bei allen Problemen, Zerreißproben, Mängeln, Schwächen, Selbstbetrug, Widerständen von außen und innen, dass die Idee, ein anderes Leben auszuprobieren, zumindest spannender, lebendiger und lebenswerter ist, als alle Schimären der Konsumwelt es sein können.“

Vor allem will die Filmreihe, die von der Stiftung Niedersachsen, Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Fond „Soziokultur“ und der Stadt Oldenburg mit insgesamt 50.000 Euro gefördert wurde, zum Nachdenken und zur Diskussion anregen. Was passiert, wenn Menschen wirklich ernst machen mit einem Leben abseits des Konsums? Diesen Prozess stellen die Filme nicht nur dar, sie machen auch Mut, erste Schritte zu gehen.

Darüber hinaus werden sie von einem Rahmenprogramm begleitet. So finden u.a. eine Vortragsreihe und eine Ausstellung statt. Dabei geht es um die zentrale Idee, einen offenen Denkprozess in Gang zu setzen, an dem sich möglichst viele Menschen beteiligen. Es geht also keineswegs um Katastrophenrhetorik oder den moralischen Zeigefinger, sondern um ein neues Denken zum Wohl von Mensch und Umwelt.

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1 Kommentar

  1. Rolf Jordan
    18. Februar 2014 um 18.43 — Antworten

    Auf der Projektwebsite findet sich folgende Blüte:

    „Anlass (für das Projekt) war die Frage und die damit verbundene Diskussion, ob unsere Generation sich nicht bald ebensolche Fragen gefallen lassen muss, wie wir sie unseren Eltern gestellt habe: „Was habt ihr eigentlich gegen diesen Naziwahnsinn unternommen?“ “

    Ich finde es unglaublich und empörend – bei allem Respekt – dass hier die Nazibarbarei gleichgesetzt wird mit einer Veranstaltungsreihe zur Wachstumsproblematik. Dies ist eine unzulässige Verharmlosung bzw. Relativierung der Naziverbrechen.
    Ich denke schon, dass es einen Unterschied gibt zwischen der Frage, ob ich Auto fahre, Flugzeug fliege, vegetarisch lebe, meine Bohrmaschine teile…. und der mörderischen Kriegswalze der Nazis und ihrem eleminatorischen Antisemitismus.

    Geschichtsvergessenheit und/oder Wichtigtuerei?

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